Um die Komplexität des Lufthansa-Flugplans zu erfassen, schaut man am besten den Mitarbeitern im Kontrollzentrum des Drehkreuzes Frankfurt über die Schulter. Die Flugzeugkoordinatoren stehen vor einer Wand von Monitoren, die jedem Börsenhändler zur Ehre gereichen würde. Bis zu 50 Starts in der Stunde werden bei der zentralen Steuerung Hub Control in Frankfurt abgewickelt, 21 verschiedene Dienstleister und andere Beteiligte müssen für jeden Flieger koordiniert werden.
- Informationsseite der Lufthansa zum Streik
- Welche Flüge sind wegen des Streik gestrichen?
- Rechte von Fluggästen beim Streik von Flugbegleitern
Eine große Herausforderung sind aber vor allem die Umsteigeströme, die in mehreren Wellen täglich organisiert werden müssen. In gewisser Hinsicht ist der Flugplan wie ein Dominospiel: Sobald ein Stein umfällt, fallen ganz schnell weitere. Ein 24 Stunden währender Streik, wie für den Freitag angekündigt, schmeißt fast alle Steine um.
Die rund 1800 täglichen Lufthansa-Flüge zu mehr als 200 Zielen weltweit werden normalerweise einen Monat im Voraus geplant, wie ein Lufthansa-Sprecher erklärt. Die Planer haben dabei eine Vielzahl von Parametern zu beachten. Dazu gehören der Einsatz des Personals und der Flugzeuge, die jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein müssen. Bei den Flugzeugen sind insbesondere die strengen Meilengrenzen für Inspektionen und Sicherheitschecks zu beachten. Ein Jet kann nicht auf eine mehrtägige Tour geschickt werden, wenn er in dieser Zeit in die Großinspektion muss.
Auch die Besatzung muss zur Maschine passen: Piloten haben wegen der komplexen und teuren Trainings meist nur die Zulassung für einen Typ. Andere Maschinen dürfen sie nicht im Passagierverkehr fliegen. Die Flugbegleiter sind in aller Regel auf drei Flugzeugtypen zugelassen. Für alle gelten strenge Ruhe- und Sozialvorschriften, persönliche Wünsche der Piloten und Stewardessen werden zumindest im normalen Betrieb berücksichtigt. Nicht wenige von ihnen fliegen zu ihren Einsätzen, nutzen also vorherige Flugverbindungen, um zur Arbeit zu kommen – eine weitere Fehlerquelle.
Lufthansa-Personalchef Peter Gerber gibt den Kurs vor: „Wir wollen am Samstag wieder ein vernünftiges Netz anbieten.“ Deswegen wurden am Donnerstagabend hiesiger Zeit die Maschinen in Fernost stehen gelassen. Sie heben 24 Stunden später ab, um dann Samstagfrüh in Frankfurt oder München zu landen.
Was Flugbegleiter bei der Lufthansa verdienen
Rund 18 000 Menschen arbeiten bei der Lufthansa Passage als Flugbegleiter oder Purser. Die besser bezahlten, knapp 3300 sogenannte Purser leiten den Service an Bord, sind für die Sicherheit verantwortlich und auch in der Ausbildung tätig. Ihre Bezeichnung kommt von dem englischen Wort Purse für Geldbeutel. Während die angelernten Flugbegleiter inklusive Zulagen zwischen knapp 30 000 und 63 400 Euro im Jahr verdienen, liegt der Maximalverdienst für altgediente Purser im Europaverkehr bei über 71 000 Euro und im Interkontinentalverkehr noch etwas höher. Sie haben Anspruch auf 41 Urlaubstage. Mit ihren Einkommen sind die Lufthanseaten deutlich bessergestellt als bei anderen Linien. Text: dpa
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