zurück
BERLIN
Wer finanziert das schnelle Internet in Deutschland?
Schneller surfen: Der Ausbau der Internetverbindungen kostet Geld. Politik und Wirtschaft beraten nun darüber, woher es kommen soll.
Foto: dpa | Schneller surfen: Der Ausbau der Internetverbindungen kostet Geld. Politik und Wirtschaft beraten nun darüber, woher es kommen soll.
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 05.03.2014 18:09 Uhr

Ein Vorzeigeprojekt der schwarz-roten Bundesregierung ist der Ausbau schneller Internetverbindungen im ganzen Land. Dafür kommt an diesem Freitag erstmals eine Runde aus Firmen und Verbänden zusammen, die eine „Netzallianz Digitales Deutschland“ schmieden will. Die Suche nach Geldquellen dürfte nicht ganz leicht werden.

Was soll die „Netzallianz“ bringen?

„Wir brauchen einen gemeinsamen Kraftakt von Industrieunternehmen und Politik“, sagt Infrastrukturminister Alexander Dobrindt. Angesichts rasant anschwellender Datenmengen sei ein leistungsfähiges Internet für Wirtschaft und Bürger ein Muss, auch abseits der Metropolen. Große und mittelständische Anbieter sollen vorstellen, welche Investitionen sie in den nächsten drei Jahren vorhaben. Erwartet werden Branchenriesen wie die Telekom und Vodafone, Regionalanbieter wie Ewe Tel und Thüringer Netkom sowie Kabelnetzbetreiber.

Wie lauten die konkreten Ziele?

Erreicht werden soll nach Vorstellungen der Politik bis 2018 eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde – flächendeckend. Schon in die bestehenden Netze haben die Betreiber in den vergangenen 15 Jahren mehr als 100 Milliarden Euro gesteckt, wie der IT-Branchenverband Bitkom betont. Dadurch seien für 99 Prozent der Haushalte Breitbandzugänge mit mindestens einem Megabit pro Sekunde verfügbar, für gut 90 Prozent mit mehr als sechs Megabit.

Wie teuer wird der volle Ausbau des schnellen Internets?

Aktuell ist die ambitioniertere Marke von 50 Megabit pro Sekunde für 55 Prozent der Haushalte möglich, überwiegend in Ballungsräumen. Ein voller Ausbau für alle restlichen Haushalte würde rund 20 Milliarden Euro kosten, kalkulierte der TÜV Rheinland kürzlich im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Die Versorgung der letzten fünf Prozent der Haushalte dürfte mit acht Milliarden Euro besonders teuer werden.

Wie können frische Milliarden aufgetrieben werden?

Direkt investieren will der Staat nicht, das hat Dobrindt schon klargemacht. Gesprochen werden soll aber über Anreize und „flankierende Maßnahmen“ für die Unternehmen. „Wir erwarten vom Minister, dass er nicht nur Investitionen einfordert, sondern selbst etwas im Gepäck hat, um Investitionen zu fördern“, sagte Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder. Als schwierig gilt vor allem, wie Investitionen in dünn besiedelten Regionen wirtschaftlich gemacht werden können.

Wie ist die Ausgangslage der Branche?

Wenn keine staatlichen Zuschüsse bereitstehen, wird es nach Aussage der Telekommunikationskonzerne eng. Sie verlieren derzeit Milliarden-umsätze, weil viele Kunden von kostenpflichtigen SMS auf Dienste wie WhatsApp oder Threema umsteigen. Außerdem fallen die lukrativen Einnahmen aus dem Roaming-Geschäft fürs Handynutzen im Ausland immer kleiner aus, weil sie von der EU reguliert werden.

Welche Technologien werden beim Breitband-Ausbau eingesetzt?

In Ballungsgebieten liegen genügend Kupferkabel der Telekom-Anbieter und Koaxial-Kabel der Kabelprovider in der Erde, um mindestens 50 Megabit pro Sekunde bereitzustellen. Eine Versorgung der Haushalte direkt mit Glasfaser ist die Ausnahme. Sie ist sehr teuer. Interessanter ist das „Vectoring“. Dabei werden Glasfaserkabel bis zu den grauen Kabelverteilerkästen auf der Straße gelegt, die letzten Meter bis in die Wohnungen oder Häuser laufen über Kupferkabel.

Welche Rolle spielen Funkverbindungen?

Moderne Funkstandards wie LTE sind doppelt wichtig. Zum einen werden sie benötigt, um ländliche Gebiete zu versorgen, wo man nicht zu jedem Haus ein ordentliches Kabel legen kann. Schneller Mobilfunk wird aber auch in Städten wichtiger, weil viele Menschen dort auf Mobilgeräten Anwendungen laufen lassen, die viel Bandbreite verbrauchen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Evangelischer Pressedienst
Alexander Dobrindt
Deutsche Telekom AG
Internetzugriff und Internetverbindung
Investitionen
Regierungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland
Telekommunikationskonzerne
Vodafone
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen