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FRANKFURT
Wenn Anleger Geld verbrennen
Kapitalvernichtung Die Börsenturbulenzen der vergangenen Jahre haben viele Privatanleger teuer bezahlt. Besonders bluten aber mussten Investoren, die auf Solartitel setzten.
Das tat richtig weh:Anleger konnten auch2011 viel Geld verbrennen.Foto: Thinkstock
| Das tat richtig weh:Anleger konnten auch2011 viel Geld verbrennen.Foto: Thinkstock
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:52 Uhr

Unternehmen der schwer gebeutelten Solarbranche verbrennen weiter in riesigen Mengen das Kapital ihrer Aktionäre. Nach den Insolvenzen von Solon AG und Q-Cells führt inzwischen das Hamburger Solarunternehmen Conergy die unrühmliche Liste der „50 größten Kapitalvernichter“ in Deutschland an, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Mittwoch in Frankfurt berichtete. Demnach verloren Conergy-Titel in den vergangenen fünf Jahren 99,6 Prozent ihres Wertes – allein im letzten Jahr brach der Kurs um 87,1 Prozent ein.

Mit Phoenix Solar kommt auch der höchste Neueinsteiger auf der DSW-Watchlist aus der Branche, die sich einst im subventionsgeförderten Erfolg sonnte und in die Anleger große Hoffnungen setzten. Das Photovoltaik-Unternehmen aus Sulzemoos bei München landete mit einem Kursverlust von fast 91 Prozent binnen eines Jahres auf Rang 5 der Liste. „Wir sehen die Liste als Weckruf für Anleger“, betonte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Weil insolvente Firmen nicht berücksichtigt werden, tauchen die Solarfirmen Solon (Vorjahr Platz 1) und Q-Cells (3) nicht mehr auf.

Auch in anderen Branchen mussten Investoren der Analyse zufolge bluten. Überdurchschnittlich hohe Wertverluste erlitten demnach etwa die Aktien der sanierungsbedürftigen Baumarktkette Praktiker (minus 82,8 Prozent in einem Jahr/Rang 6), der teilverstaatlichten Commerzbank (minus 70,7 Prozent/Rang 9) oder des angeschlagenen Druckmaschinenherstellers Heidelberger Druck (minus 66,4 Prozent/Rang 12).

Zum Vergleich: Der deutsche Leitindex DAX ging 2011 mit einem Minus von 14,7 Prozent aus dem Jahr, der TecDAX verlor im letzten Jahr rund 16 Prozent, das Mittelwertebarometer MDAX büßte 12,3 Prozent ein.

Solarwerte schneiden in der Untersuchung seit Jahren schlecht ab. „Wer die Watchlist gerade in den letzten Jahren verfolgt hat, den konnte die dramatische Entwicklung, die die Solarbranche in den zurückliegenden Wochen und Monaten durchleiden musste, nicht überraschen“, sagte Tüngler: „Die Zeichen standen schon länger auf Sturm.“

Die hohe Präsenz von Werten aus dieser Branche zeige deutlich, dass Anleger ihre Investitionsentscheidungen auf eine genaue Analyse stützen müssten – und sich keinesfalls auf Modetrends verlassen sollten, sagte Tüngler: „Gerade wenn es um eine Branche geht, deren Geschäftsmodell am Subventionstropf der Regierung hängt, ist das keine gute Idee.“ Inzwischen wurde die Solarförderung gekappt, zudem leiden die Hersteller zunehmend unter der Billigkonkurrenz aus Asien.

Den größten Sprung im Ranking vollführte die Baumarktkette Praktiker: Sie stürzte von Platz 50 im Vorjahr auf Rang 6. „Aus dem Rabattkönig der vergangenen Jahre ist ein Sanierungsfall geworden. Während Konkurrenten wie OBI oder Hornbach steigende Umsätze vorzeigen können, schockte Praktiker mit Nettoverlusten von 554 Millionen Euro“, erklärten die Anlegerschützer den dramatischen Kursverfall um 95 Prozent in nur fünf Jahren.

Für die Untersuchung wurde die Entwicklung der Aktienkurse von 360 Unternehmen in den vergangenen zwölf, 36 und 60 Monaten unter die Lupe genommen. Die DSW betont, dass es nicht unbedingt ein Verkaufssignal sein muss, wenn eine Gesellschaft auf der Liste auftaucht: „Aber es ist auf jeden Fall ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte. Bei diesen 50 Gesellschaften lohnt es sich, genauer hinzusehen.“ Text: dpa

 
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