Ganz schlecht haben es die Landwirte in Unterfranken mit der Ernte von Winterweizen nicht getroffen: Den guten Erträgen von durchschnittlich 7,7 Tonnen je Hektar stehen allerdings nicht ganz so gute Qualitäten wie im Fünfjahresdurchschnitt gegenüber. Selbst beim Premiumweizen fallen die Mahl- und Backeigenschaften aktuell nur „durchschnittlich“ aus. So weit die eine Seite der Medaille. Die andere betrifft die Vermarktung, die die Arbeitsgemeinschaft (AG) zur Förderung des unterfränkischen Qualitätsweizenanbaus durch die PremiumWeizenMesse vorantreibt.
Wolfgang Nusser, Vorsitzender der AG, freute sich über das seit Jahren konstante Interesse an der Veranstaltung, bei der, was in Deutschland unüblich ist, auch Weizenmuster physisch vorgestellt werden. Teil der Messe mit heuer gut 100 Vertretern von Mühlen, Züchter- und Vertriebsfirmen aus Deutschland und Nachbarstaaten, des Landhandels und Erzeugern ist traditionell der Ernte-Rückblick von Herbert Siedler, Fachberater der Arbeitsgemeinschaft. In Mainfranken war der Winterweizenanbau mit 87 283 Hektar – davon auf 46 119 Hektar Premiumweizen – konstant geblieben. Als Spezialitäten wurden zusätzlich 3302 Hektar Durum und – auf gegenüber dem Vorjahr erheblich verkleinerter Anbaufläche „obwohl Unterfranken dafür prädestiniert ist“ – 9791 Hektar Dinkel angebaut.
(Eine Kehrtwende gegenüber der expotenziellen Flächenzunahme seit 2010, die dazu geführt hatte, dass die große Erntemenge schwieriger unterzubringen war.) Entscheidend für dieses Jahr seien der milde Winter und ergiebige Niederschläge im Frühsommer gewesen. Hierdurch hatten zwar dichte Bestände wachsen können, doch hatte die Nässe auf schweren Böden auch zu einer schlechteren Kornausbildung geführt, so Siedler. Die Ernte weise jedoch durchschnittliche Rohproteingehalte bei mittleren Sedimentationswerten – im Handel die zentralen Qualitätskriterien – auf. Ertragsmäßig habe Durum enttäuscht – „seit 2010 das schlechteste Anbaujahr“ -, dafür sei bayerische Ware von den Mühlen gefragt, da auf dem Weltmarkt keine vergleichbaren Qualitäten zu bekommen seien, sagte der Fachberater. Summa summarum hat Premiumweizen 2016/17 ein Handelsvolumen von über 126 000 Tonnen, wovon gut 100 000 Tonnen exportiert werden, vor allen nach Benelux. Bereits „durchgehandelt“, wie die Fachleute sagen, sind zwei Drittel der Menge.
Die Tonne erzielt derzeit circa 150 bis 160 Euro, woraus sich ein Gesamtumsatz von rund 19 Millionen Euro errechnet – größere Volatilität, die sich zum Beispiel durch den Wahlausgang in den USA ergeben könnten, sind darin nicht berücksichtigt.
Henrik Madsen, Sprecher des Vorstands der Hauptgenossenschaft Nord AG, gab einen Ausblick auf den Weizenmarkt in der EU und der Welt 2016/17. Seine Analyse bestätigte, dass die internationale Situation den deutschen Anbauern nicht entgegenkommt. Da der Markt „generell überversorgt“ und mit einem erneuten weltweiten Bestandsaufbau zu rechnen sei, drücke das auf die Preise. Hinzu kämen stabile Ernten, hohe Erträge auch in auf den Export angewiesenen Ländern.
Erstmals trete Russland als weltweit größter Weizen-Exporteuer auf. Schwarzmeeranrainer könnten ihre Ware kostengünstig verschiffen. Einen kleinen Lichtblick für deutsche Anbauer hatte er aber doch noch: Die Osteuropäer mögen zwar viel Weizen geerntet haben, doch die Qualitäten seien schlecht, ebenso wie bei den Franzosen. Qualitätsweizen aber ließe sich verkaufen, sagte der Referent ohne Preise zu nennen. Er riet aber anschließend auch gleich dazu auf, zumindest Teilmengen zu vermarkten und nicht auf (mögliche) höhere Erlöse als derzeit zu warten.