
Von der Druckerei über die Werbeagentur zum Spezialisten für lokale Markenführung und Marketingportale: Die Geschichte der marcapo GmbH in Ebern (Lkr. Haßberge) ist ein Beispiel für den technischen Wandel in der Medien- und Werbebranche – und für die Chancen, die dieser Wandel bietet. „Unser Traum war immer, kleinen und mittelständischen Unternehmen die gleichen Werbevoraussetzungen zur Verfügung zu stellen wie den großen Unternehmen“, sagt Marc-Stephan Vogt, der marcapo vor zwölf Jahren zusammen mit Thomas Ötinger und Jürgen Ruckdeschel gegründet hat.
Genauer gesagt haben die drei ihre beiden Firmen zusammengeschlossen: das Internet-Softwarehaus „i-masco“, das Vogt und Ötinger in Bamberg betrieben hatten, und die Full-Service-Werbeagentur j.ruckdeschel GmbH, die wiederum aus einer 1885 in Ebern gegründeten Druckerei hervorgegangen war. Im neuen Firmennamen verschmolzen „Marketing“ und „da capo“, italienisch für „von vorne“.
Der Fortschritt in den Bereichen IT und Internet machte es möglich, die gemeinsame Geschäftsidee umzusetzen. Marcapo entwickelt und betreibt Marketingportale für inzwischen mehr als 40 Markenunternehmen in Europa, aus den Bereichen Versicherungen, Verbundgruppen, Handel, Handwerk/Living, Gesundheit und Franchise. Unter anderem stehen die Ergo-Versicherung, der Badspezialist Hansgrohe, der Reifenhersteller Goodyear und die Friseurmarke Wella auf der Kundenliste.
Die lokalen Absatzpartner der Markenunternehmen können über die Portale Werbemaßnahmen online gestalten, schalten und bestellen, die dem Erscheinungsbild der jeweiligen Marke entsprechen und gleichzeitig individuell an die Wünsche der Partner angepasst werden können.
Damit bieten sich beispielsweise für Handwerksbetriebe, Versicherungsagenten oder Händler weit mehr Möglichkeiten als ihr Firmenstempel in einem vorgefertigten Prospekt. Mit über 45 000 gibt marcapo die Zahl der momentan betreuten Absatzpartner an, neben den Markenunternehmen die zweite Kundengruppe von marcapo. Ziel ist es, „100 000 kleine Unternehmen erfolgreicher zu machen“, sagt Marc-Stephan Vogt. Dass davon auch die großen Marken profitieren, ist der andere Kern des Geschäftsmodells.
Marcapo übernimmt die gesamte Abwicklung der Werbeaufträge, ob Flyer und andere Drucksachen, Direktmarketing, Großflächenplakate, Kino- oder Onlinewerbung. Bis zu 300 000 Maßnahmen über die Marketingportale sind es derzeit pro Jahr. Das Unternehmen sieht sich als Service-Marktführer und gewährt sogar eine Erfolgsgarantie, nach eigenen Angaben als einziger Anbieter in der Branche. Seminare und Webinare für die Absatzpartner gehören ebenfalls zum Leistungsspektrum. Auf 13,5 Millionen Euro belief sich der Umsatz im vergangenen Jahr. Um den Service bieten zu können, hat die Agentur ein großes Netzwerk an Dienstleistern und Lieferanten aufgebaut, über 20 sind es allein im Druckbereich. Die eigene Druckerei wurde vor zehn Jahren geschlossen. Vogt spricht von einem „schmerzhaften Schritt“, den man aber „ganz bewusst“ gegangen sei, und der sich im Nachhinein als richtig erwiesen habe. „Die Spezialisierung im Druckmarkt und der Eintritt von Online-Druckereien haben dazu geführt, dass eine einzelne Druckerei den Markterfordernissen sowohl preislich als auch qualitativ nicht mehr gerecht werden kann.“
Daneben verweist Vogt auf die Gefahr, „Kunden in die eigene Produktion hinein zu beraten, damit die Maschinen ausgelastet sind.“ Ebenfalls ausgelagert wurde die Kreation, sprich die Konzeption und Gestaltung der Werbemittel. „Man kann nicht in jedem Bereich Spitzenleistung erbringen“, sagt Marc-Stephan Vogt.
Eine Veränderung im Management und bei den Besitzverhältnissen gab es in diesem Jahr. Jürgen Ruckdeschel, bislang auch Hauptanteilseigner von marcapo, hat das Unternehmen vor kurzem verlassen, um sich ganz seiner neuen Agentur „Local Branding Expert Group“ in München zu widmen. Sein Nachfolger im Führungstrio kommt aus den eigenen Reihen: Christian Schwarzenberger ist seit 15 Jahren in verantwortlicher Position bei der Eberner Firma tätig. Die drei Mitglieder des Managementteams haben durch eine eigene Investmentgesellschaft alle Anteile an der marcapo GmbH übernommen, die noch nicht in ihrem Besitz waren. Den Standort zu verlagern war nie ein Thema, weder beim Start unter dem Namen marcapo im Jahr 2005, noch jetzt beim Wechsel im Management.
Marc-Stephan Vogt und seine beiden Mitstreiter haben im Juni dieses Jahres den Mietvertrag für das moderne Bürogebäude mit dem Runddach gleich hinter der Post in Ebern um zehn Jahre verlängert – und damit „ein klares Bekenntnis zum Standort gegeben“, betont der Unternehmer. Denn: „Wir glauben, dass wir es schaffen, in der Region genügend Personal zu bekommen.“
Dabei räumt Vogt ein, dass dieses Thema für marcapo „das Schwierigste überhaupt“ ist, vor allem in Spezialbereichen wie der Softwareentwicklung oder der technischen Projektleitung, aber beispielsweise auch für die telefonische Werbeberatung, bei der die Mitarbeiter Fachkenntnisse mitbringen sollten. „Wir haben einen großen Nachteil und einen Vorteil“, sagt Vogt: „Junge Menschen direkt nach der Ausbildung im ländlichen Raum zu halten, ist nicht so einfach, aber wenn Leute nach einigen Jahren zurückkommen, sind wir ein attraktiver Arbeitgeber, mit nationalen und internationalen Kunden. Da gibt es bestimmt keinen Karriereknick.“ „Wir bieten genügend Herausforderungen“, betont auch PR-Referentin Barbara Orlamünder. Außerdem verweist sie auf verschiedene Aktionen für die Mitarbeiter im Allgemeinen und die Auszubildenden im Besonderen.
Ausgebildet werden bei marcapo Fachinformatiker, Kaufleute und Mediengestalter, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. 115 Mitarbeiter beschäftigt die Agentur momentan, die Städte Bamberg, Coburg und Schweinfurt gehören hier zum Einzugsgebiet, teilweise sogar der Raum Nürnberg. Marc-Stephan Vogt macht deutlich, dass die Zahl der Beschäftigten weiter erhöht werden soll.
Die Kapazität der Räumlichkeiten von marcapo in Ebern reiche für 200 Mitarbeiter. Danach werde man weitersehen, so Vogt.
Besondere Anforderungen im personellen Bereich bringt die Internationalisierung mit sich, die das Management vorantreibt. Vogt nennt konkret die Schweiz, die Beneluxländer und Skandinavien. Erste Projekte seien bereits umgesetzt. Aktuell sucht das Unternehmen unter anderem Spezialisten für die Kundenbetreuung jeweils mit finnischen und mit schwedischen Sprachkenntnissen.
Inhaltlich betrachtet, führt der Weg weiter in Richtung digitale Werbung. „Wir sind dabei, uns noch mehr zu spezialisieren“, sagt Barbara Orlamünder. Neben Google-Adwords und Facebook-Ads geht es dabei um Tools zur Online-Bewertung, die Mund-zu-Mund-Propaganda im Internet quasi. Marc-Stephan Vogt macht klar, welche Chancen sich den Absatzpartnern durch die Möglichkeit der Bewertung bieten. Er ist sich sicher: „Wer diese Herausforderung annimmt, wird den lokalen Wettbewerb gewinnen.“