Der deutsche Aktienindex hat zuletzt wieder angezogen. Nachdem die chinesische Zentralbank am Dienstag die Leitzinsen gesenkt hatte, kletterte der Dax wieder über die Marke von 10 000 Punkten. Trotzdem sind Privatanleger in Deutschland weiterhin verunsichert. Wir geben Antworten auf zentrale Fragen.
Die Wachstumsschwäche in China hat vor allem deutsche Unternehmen stark getroffen, die Produkte nach China exportieren. Aktien von Automobilherstellern und Maschinenbauern seien deshalb gefährlich, sagt der Börsenkenner Robert Halver von der Baader Bank. Wertpapiere von Pharmakonzernen hingegen hätten nicht so stark verloren.
„Ruhe bewahren“, gibt Halver als oberste Maxime aus. Wer an einer langfristigen Wertentwicklung interessiert sei, sollte seiner Ansicht nach nicht gleich in Panik geraten, wenn die Aktienwerte einmal fallen. Auch die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Daniela Bergdolt, sagt: „Nervosität ist kein guter Anlageberater.
“ Sie rät allerdings eher dazu, den Aktienbestand in den Bereichen zu reduzieren, wo zuletzt in China große Verluste eingefahren wurden.
„Sie kommen heute in der Niedrigzinsphase an einer Aktienanlage nicht vorbei“, sagt Bergdolt und verweist darauf, dass bei anderen Anlagemöglichkeiten die Inflation derzeit den Wertzuwachs zunichte macht. Auf lange Sicht seien Aktien hervorragend, ergänzt sie – und nennt zur Verdeutlichung den Dax, dessen Wert in den vergangenen zehn Jahren um 96 Prozent zugelegt habe. Halver argumentiert ähnlich und sagt: Wer lange genug durchhalte, könne es gar nicht verhindern, Vermögen zu bilden.
Halver rät zu Aktienansparplänen, die alle Banken und Sparkassen anbieten. Wer regelmäßig anspare, könne mit Aktienfonds langfristig gute Gewinne erzielen, auch wenn es zwischendurch Krisen gebe. Und wer, zum Beispiel als Arbeitnehmer, seiner Firma vertraue, der solle sich nicht davor scheuen, auch Aktien der Firma zu kaufen, ergänzt der Börsenexperte. Bergdolt rät jedem Anleger: Wen das Geschäftsmodell eines Unternehmens nicht überzeugt, sollte auch keine Aktien davon kaufen.
Nachdenken, sich die Verantwortlichen bei einer Hauptversammlung ansehen, überlegen, ob man ihnen vertraut - all das helfe bei der Entscheidungsfindung.
Bundesanleihen gelten als sicherer Hafen. Doch davon raten beide Experten ab. Zu gering sei die Rendite. Zudem verweist Halver darauf, dass viele Sparer bereits genug in Staatsanleihen investiert hätten, weil solche Papiere zum Bestand vieler Versicherer gehörten. „Die Rentenversicherung, die viele von uns haben, sind Staatspapiere“, sagt er.
Diese Frage können selbst Aktienexperten nicht eindeutig beantworten. Bergdolts Einschätzung: „China schwächelt, aber auf sehr hohem Niveau.“ Ein fundamentales Risiko für einen Börsen-Crash sieht sie nicht. Halver sagt: „Die Stabilität der Finanzmärkte gibt es nicht mehr und kommt auch nicht mehr.“ Die Folge: „Banken können sich höhere Zinsen gar nicht mehr leisten.“