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WÜRZBURG
Warum Wissenschaft und Wirtschaft einander brauchen
Bei der Jubiläumsveranstaltung der IHK Mainfranken wurden zwei Hochschul-Förderpreise verliehen. Im Bild von links: Uni-Präsident Alfred Forchel, Preisträger Samuel Kounev (Uni Würzburg), FH-Präsident Robert Grebner, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard sowie die Preisträger Marwin Züfle (Uni Würzburg) und Christoph Bunsen (FHWS).
Foto: Patty Varasano | Bei der Jubiläumsveranstaltung der IHK Mainfranken wurden zwei Hochschul-Förderpreise verliehen. Im Bild von links: Uni-Präsident Alfred Forchel, Preisträger Samuel Kounev (Uni Würzburg), FH-Präsident Robert Grebner, ...
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:33 Uhr

Immer dynamischer verlaufen die Veränderungen in der Wirtschaft. Klimawandel und Digitalisierung stellen ganz neue Anforderungen an die Entwicklung, Industrie 4.0 lautet die Überschrift für viele Innovationen.

Veranstaltung in früherer Bibliothek auf de LGS-Gelände

Wie sehr Unternehmen dabei vom Knowhow aus den Hochschulen profitieren können – das wurde bei einer Veranstaltung der IHK Würzburg-Schweinfurt anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens auf dem Gelände der Landesgartenschau in Würzburg deutlich. In der früheren Bibliothek der US-Streitkräfte trafen sich Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, unter ihnen die beiden Hochschulpräsidenten Alfred Forchel (Uni) und Robert Grebner (FHWS).

Fakt ist: Wo Unternehmen und Hochschulen gut zusammenarbeiten, wird der Standort in seiner Attraktivität gestärkt. Dieses Ziel verbinde Universität und Wirtschaft, unterstrich Uni-Präsident Forchel. Schließlich wolle man exzellente Wissenschaftler in Mainfranken halten. Der Physiker, der selbst aus der Grundlagenforschung kommt, sieht auch die Universität – neben der praxisorientierten Fachhochschule – in der Pflicht, „für die Gesellschaft“ auszubilden.

Preisgekrönt Nr. 1: Neue Vorhersagemethode

Ein schönes Beispiel dafür ist ein Projekt aus dem Uni-Lehrstuhl für Software Engineering, das in diesem Jahr mit dem Universitätsförderpreis der Mainfränkischen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Er ist mit 31 700 Euro dotiert.

Preisträger sind Prof. Samuel Kounev und der wissenschaftliche Assistent Marwin Züfle, aus dessen Masterarbeit heraus die beiden eine neue Vorhersagemethode entwickelt haben – in Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Würzburg.

Über eine Million Fördergelder seit 1982

Letztlich geht es um präzisere und verlässlichere Vorhersagen, die für die Wirtschaft elementar sein können – etwa für die Ressourcenplanung oder die Wartung. Züfle nannte den Supermarkt, der die benötigte Menge an Frischfisch abschätzen muss. Oder Maschinen, deren Verschleißanfälligkeit man rechtzeitig begegnen sollte – wenn man sie kennt.

Seit 1982 hat die IHK über eine eigene Stiftung im Unibund schon 92 Projekte mit über einer Million Euro gefördert. Das Stiftungsvermögen beträgt mittlerweile 1,2 Millionen Euro, während die 2011 ins Leben gerufene Stiftung für den FH-Förderpreis erst bei 400 000 Euro steht. Entsprechend geringer dotiert ist der FH-Förderpreis, in diesem Jahr mit 1800 Euro.

Preisgekrönt Nr. 2: personalisierter Modell-Pickup

Ausgezeichnet wurde Prof. Christoph Bunsen von der Fakultät für Maschinenbau. Mit dem Preisgeld will er nach eigenen Worten einen Mini-Roboter für ein studentisches Projekt anschaffen, bei dem ein personalisierter Pickup-Truck als Modellauto hergestellt und alle digitalen Möglichkeiten einbezogen werden.

Damit die Förderpreise künftig noch wertvoller werden, appellierte Max-Martin Deinhard als stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer an die Mainfränkische Wirtschaft, mit Spenden den Stiftungstopf aufzustocken: „Im besten Fall finden die Forschungsergebnisse eines Tages Eingang in Unternehmensprozesse.“ Anwendungsorientierte Forschung in der Region sorge für Innovation und einen Wettbewerbsvorsprung.

Schaeffler setzt auf den chinesischen Markt

Einen weiten Blick über den Tellerrand warf Prof. Peter Gutzmer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand Technologie der Schaeffler AG in Herzogenaurach. Zentral für das Unternehmen ist der chinesische Markt, dort verzeichnet Schaeffler das stärkste Wachstum. Und dort geht es längst nicht mehr um billige Produktion, sondern um Entwicklungen für die Zukunft.

Sie entstehen in der Zusammenarbeit mit Universitäten – und auch Hochschulabsolventen und junge Forscher gibt es in China in großer Zahl. Der Unterschied laut Gutzmer: Es wird, wie auch in den USA, mehr im Team gearbeitet.

Appell: Mehr Teamarbeit, weniger Einzelkämpfertum

Der Industrieboss appelliert an die Hochschulen in Deutschland, ganzheitliches Denken genauso zu fördern wie Fachkompetenz: „Wir haben zu wenig gemeinsame Masterarbeiten und setzen zu stark auf individuelle Leistungen.“ Schaeffler selbst habe Entwicklungslabore an zahlreichen Hochschulen weltweit geschaffen.

Den Wissenstransfer auszubauen, das wünscht sich auch Prof. Robert Grebner als Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS). Ein Zentrum dafür habe man erst im Dezember eingerichtet, und – mit den entsprechenden Mitteln – sollten auch mehr Forschungsprofessoren in die Unternehmen gehen.

Wirtschaftsbeirat schafft einen guten Austausch

Eine hilfreiche Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist Grebner zufolge der von der IHK Mainfranken eingerichtete Wirtschaftsbeirat. Hier werden Bedürfnisse der Unternehmen und Studieninhalte der Hochschulen diskutiert und abgeglichen.

Gab Einblicke in die weltweite Entwicklungsarbeit seines Unternehmens: der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Schaeffler AG Peter Gutzmer.
Foto: Heiko Becker | Gab Einblicke in die weltweite Entwicklungsarbeit seines Unternehmens: der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Schaeffler AG Peter Gutzmer.
 
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