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BERLIN
Warum sind Ratingagenturen so mächtig?
Redaktion
 |  aktualisiert: 10.01.2014 13:39 Uhr

Was machen Ratingagenturen eigentlich?

Ratingagenturen bewerten vor allem, ob ein Unternehmen oder ein Staat geliehenes Geld zurückzahlen kann – und zwar pünktlich und vollständig. Davon hängt die Bonität des Schuldners ab, also gewissermaßen sein Ansehen bei Gläubigern. In die Bewertungen fließen veröffentlichte Daten ebenso ein wie Brancheneinschätzungen. Je schlechter die Agenturen die Bonität eines Marktteilnehmers beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für diesen, sich am Markt Geld zu besorgen, schlimmstenfalls ziehen die Geldgeber ihr Kapital ab.

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Wie benoten die Agenturen?

Für ihre Einstufungen verwenden die Agenturen Buchstabencodes. Die Skala beginnt beispielsweise bei Standard & Poor's und Fitch mit der Bestnote AAA (englisch: „Triple A“). Es folgen AA, A, BBB, BB, B, CCC, CC, C. Die meisten Stufen können mit Plus- und Minuszeichen noch feiner unterteilt werden, so etwa bei den USA von AAA auf AA+. Ab der Note BB+ beginnt dann bereits der spekulative Bereich, der umgangssprachlich auch „Ramsch“ (englisch: „Junk“) genannt wird. Die Skala reicht bis D wie „default“ („Zahlungsausfall“) – das bedeutet, dass ein Ausfall des Schuldners eingetreten ist.

Warum sind Ratingagenturen so mächtig?

Die Arbeit der Agenturen wurde 1975 mächtig aufgewertet: Die US-Börsenaufsicht SEC ernannte Moody's, S&P und Fitch zu „Nationally Recognized Statistical Rating Organizations“. Die Aufnahme in den erlauchten Kreis der Bonitätsprüfer auf US-Boden gab den Agenturen einen Schub. Heute orientieren sich weltweit nicht nur Banken, sondern auch institutionelle Investoren sowie Aufsichtsbehörden und Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) an den Analysen der Agenturen.

Wie finanzieren sich die Agenturen?

Die großen drei Agenturen beziehen ihre Einkünfte fast ausschließlich von den Emittenten von Wertpapieren. Sie werden also von Unternehmen oder Staaten, die etwa Anleihen auf den Markt bringen, dafür bezahlt, dass sie diese bewerten. Kritiker sehen hier die Gefahr von Interessenkonflikten.

Was werfen Kritiker den Ratingagenturen vor?

Die Tatsache, dass die drei Topratingagenturen in den USA verwurzelt sind, stößt in Europa auf Vorbehalte. Immer wieder gibt es deshalb Versuche, eine europäische Ratingagentur zu gründen. Fitch versteht sich als europäische Agentur, weil das Unternehmen eine Zentrale in London und einen französischen Eigentümer hat. Für Kritik sorgt auch das Quasi-Monopol der großen drei.

Liegen die Agenturen mit ihren Bewertungen immer richtig?

In der Finanzkrise wurden Ratingagenturen an den Pranger gestellt: Weil sie Ramschpapiere mit Bestnoten versahen, wurde ihnen eine Mitschuld an der Krise gegeben. In der Euro-Schuldenkrise gerieten die Bewerter erneut schwer in die Kritik. Politiker warfen den Ratingagenturen vor, die Bonität kriselnder Euro-Länder wie Griechenland trotz milliardenschwerer Hilfspakete auf Ramschstatus abgewertet und damit die Krise verschärft zu haben. Die Agenturen verteidigen sich damit, sie äußerten nur Meinungen. Es sei jedem Marktteilnehmer selbst überlassen, ob er diesen folge oder nicht. Text: dpa

 
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