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Lohr
Warum Bosch Rexroth Millionen an Fördergeldern erhält
Der Maschinenbau-Konzern Bosch Rexroth in Lohr erhält vom Bund jährlich eine sechs- bis siebenstellige Summe für Forschungsprojekte. Doch warum?
Das Werk 1 von Bosch Rexroth in Lohr: Der Konzern erhält vom Bund jährlich einige Millionen Euro für die Forschung.
Foto: Roland Pleier | Das Werk 1 von Bosch Rexroth in Lohr: Der Konzern erhält vom Bund jährlich einige Millionen Euro für die Forschung.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:42 Uhr

Bundesministerien fördern das Lohrer Unternehmen Bosch Rexroth jährlich mit einer sechs- bis siebenstelligen Summe. In den vergangenen zehn Jahren, so zeigen Recherchen im Förderkatalog des Bundes, hat der Konzern demnach für insgesamt 32 Projekte rund acht Millionen Euro erhalten.

Hauptgeldgeber war das Bundesministerium für Bildung und Forschung, aber auch vom Wirtschaftsministerium kam Geld. Neben Bosch Rexroth erhalten große Unternehmen wie Schaeffler oder Siemens ebenfalls Fördergeld vom Bund. Aber warum braucht zum Beispiel der profitable Maschinenbaukonzern Bosch Rexroth überhaupt eine Förderung?

Das Geld, das die Lohrer von Bundesministerien erhalten, ist nur ein Bruchteil dessen, was das Unternehmen selbst für Forschung und Entwicklung ausgibt. 2018 wendete Rexroth nach eigenen Angaben 327,6 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung auf – 5,3 Prozent seines Umsatzes. 2013 waren es sogar 370 Millionen (6,5 Prozent). Rexroth liegt damit regelmäßig über dem Branchenschnitt, der bei Maschinenbauunternehmen um die vier Prozent liegt.

"Für Rexroth geht es da eigentlich um die Vernetzung und Zusammenarbeit mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft."
Susanne Gehrling, Sprecherin von Bosch Rexroth

Zur Förderung durch den Bund erklärte Konzernsprecherin Susanne Gehrling auf Anfrage: "Für Rexroth geht es da eigentlich um die Vernetzung und Zusammenarbeit mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft." Denn Fördersummen würden immer einem Zusammenschluss von mehreren Akteuren zugesprochen.

Oft arbeite Rexroth in Forschungsprojekten mit Universitäten oder öffentlichen Forschungseinrichtungen zusammen, die in der Regel den überwiegenden Anteil der Förderung erhielten. Kleinere und mittlere Unternehmen bekämen meist ebenfalls höhere Förderanteile als Großunternehmen wie Bosch Rexroth.

Öffentlich gefördert würden in der Regel "risikobehaftete Forschungsaktivitäten" in frühen Phasen, auf die sich Projektkonsortien aus Forschungsinstitutionen und Partnern aus der Wirtschaft mit ihren Ideen bewerben können, so die Sprecherin. Unternehmen seien deshalb dabei, weil sie prüfen könnten, ob theoretische Ansätze auch praxistauglich sind.

Für Rexroth sei es interessant, sich in einer frühen Phase in "ausgewählten, für das Unternehmen hochinteressanten Zukunftsfeldern" zu engagieren. Als Beispiele nennt Sprecherin Gehrling die Themen Fabrikautomation, Robotik und Energieeffizienz. Durch Kooperationen mit Partnern könnten solche Technologiefelder schnell besetzt werden.

Derzeit beteiligt sich Rexroth an neun geförderten Projekten

Derzeit laufen bei Rexroth zehn geförderte Projekte, die Fördersumme beträgt rund 2,6 Millionen Euro. Die Beschreibung der Vorhaben sagt einem Außenstehenden oft wenig: "Synchronisierte und energieadaptive Produktionstechnik zur flexiblen Ausrichtung von Industrieprozessen auf eine fluktuierende Energieversorgung" – Fördersumme: 90 118 Euro. Oder: "Design und Anwendung einer ultrakompakten, energieeffizienten und rekonfigurierbaren Kameramatrix zur räumlichen Analyse" – 282 500 Euro.

Gefördert wird auch ein deutsch-chinesisches Projekt aus dem Bereich Industrie 4.0. "Das Projekt ist ein Riesending", sagt Rexroth-Sprecherin Gehrling. Industrie 4.0 zählt derzeit zu den Lieblingsthemen von Rexroth, dabei geht es um die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion und Dinge wie die "intelligente Fabrik der Zukunft" oder die Vernetzung von Maschinen.

Kooperation, um den chinesischen Markt bei Industrie 4.0 zu erobern

Laut der Beschreibung des konkreten Projekts soll damit eine softwaregestützte, deutsch-chinesische Fabrikautomatisierungsplattform entwickelt werden, um die große Zahl komplexer Einzelmaschinen und Komponenten verschiedener, weltweit agierender Hersteller schnell und einfach unter einen Hut zu bringen. Laufzeit des Projekts für den chinesischen Markt: 1. Januar 2018 bis 31. Dezember 2020. Federführend ist hierbei das Karlsruher Institut für Technologie, weitere der insgesamt neun Projektpartner sind etwa die Universität Tongji, Schaeffler und chinesische Unternehmen. Rexroth sei angesprochen worden, ob man sich beteiligen wolle.

Bei öffentlich geförderten Vorhaben müsse eine nicht unerhebliche Investition seitens der Industrie erfolgen, so die Rexroth-Sprecherin weiter. Die Unternehmen gingen dabei auch langfristige Verpflichtungen ein, die mit erheblichem Mehraufwand verbunden seien, etwa Berichtspflichten, Zweckbindung der Ergebnisse, strenges Controlling. Bei jeder Antragstellung werde deshalb das Pro und Contra abgewogen und geprüft, ob es sinnvoll sei, mehrjährige Verpflichtungen einzugehen.

Weitere Fördergelder von Land und EU

Zu der Förderung, die Rexroth erhält, erklärt Gehrling: "Etwaige anteilige Fördergelder federn Risiken ab, begleichen Verwaltungsaufwand, Kosten für Reisen oder ähnliches." Im Vordergrund stehe jedoch die Vernetzung. Neben Geldern vom Bund erhalte das Unternehmen als Partner bei Forschungsprojekten auch Fördergelder aus EU- und Landesmitteln.

Um die Forschung zu stärken, seien in Deutschland - anders als beispielsweise in China oder den USA - bislang immer nur Projekte mit Festbeträgen gefördert worden, so die Konzernsprecherin. Ende Mai hat das Bundeskabinett nun beschlossen, Forschung und Entwicklung ab dem 1. Januar 2020 zusätzlich steuerlich zu fördern. Bisher war Deutschland eines von fünf der 36 OECD-Länder gewesen, die Forschung und Entwicklung nicht steuerlich fördern.

 
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