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Würzburg
VR-Banken: Neue Wege, um Kunden zu binden
Weil das klassische Geschäft schwierig bleibt, probiert so manche Volks- und Raiffeisenbank in Unterfranken neue Wege aus. Der Kunde merkt das in mehrfacher Hinsicht.
Die Volks- und Raiffeisenbanken in Unterfranken setzen weiterhin auf ihre Filialen (Symbolbild).
Foto: Martin Schutt, dpa | Die Volks- und Raiffeisenbanken in Unterfranken setzen weiterhin auf ihre Filialen (Symbolbild).
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:02 Uhr

Neben den Sparkassen gelten die Volks- und Raiffeisenbanken (VR) als Adressen fürs gemeine Volk. Doch in Zeiten von wachsendem Online-Banking und schrumpfenden Kundenzahlen in den Filialen ist das ein anstrengender Spagat geworden. Die Geldhäuser müssen sich viel Neues einfallen lassen, um Kunden an sich zu binden.

Welche Wege da eingeschlagen werden, zeigt beispielsweise die VR-Bank in Würzburg. So tritt sie seit Sommer 2018 als Vermittler von Strom- und Gasverträgen auf. Die Bank tut das in Form des eigens dafür gegründeten Tochterunternehmens VR-Energieservice GmbH mit Sitz in Marktheidenfeld.

Die Crowd soll helfen

Oder das ebenfalls neue Angebot VR-Crowd. Dort können sich zum einen Vereine für ein kostspieliges Projekt Kapital aus der Menge ("Crowd") geben lassen, zum anderen haben Unternehmen bei "Crowdinvesting" ähnliche Möglichkeiten. So holte sich vor wenigen Wochen eine Würzburger Fitnessstudio-Kette auf diesem Weg 1,1 Millionen Euro für die bundesweite Expansion.

Für Rainer Wiederer sind solche neuen Richtungen die Zeichen der Zeit, um die 23 VR-Banken in Unterfranken aus dem Nullzins-Dilemma und damit aus der dünnen Luft des klassischen Geschäfts herauszuholen. Der Bezirkspräsident im Genossenschaftsverband Bayern (GVB) betonte am Freitag beim Bilanzpressegespräch in Würzburg, dass den 266 VR-Filialen (2017: 279) in der Region mit zusammen 2809 (2920) Mitarbeitern nach wie vor eine große Rolle zukomme.

"Ich sehe hier keine Welle."
GVB-Bezirkspräsident Rainer Wiederer über Filialschließungen von VR-Banken in diesem Jahr

Wie viele dieser Außenstellen im Zuge anhaltender Filialschließungen heuer auf der Kippe stehen, könne er zwar nicht sagen. "Ich sehe hier aber keine Welle." Gewiss sei, dass sich das Wesen so mancher Filiale verändern werde, um den Kunden noch mehr entgegenzukommen.

Wiederer nannte exemplarisch die Außenstelle im Würzburger Stadtteil Hubland. Dort stehen neuerdings große, hochformatige Bildschirme, über die ein Kunde per Video Kontakt zu einem VR-Mitarbeiter in der Ferne aufnimmt.

Was es in VR-Filialen Neues gibt

Über einen Scanner unterhalb des Bildschirms kann der Kunde dem Banker zum Beispiel Überweisungsformulare oder ähnliche Dokumente zeigen. Muss der Kunde etwas unterschreiben, kann er das auf diesem Scanner tun. Dieser "meinService" steht montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zur Verfügung.

Rainer Wiederer, unterfränkischer Bezirkspräsident im Genossenschaftsverband Bayern.
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Rainer Wiederer, unterfränkischer Bezirkspräsident im Genossenschaftsverband Bayern.

Vier solcher Filialen wie auf dem Hubland hat die VR-Bank Würzburg derzeit, elf sollen es in den nächsten Monaten werden, so Wiederer. Es sei gut möglich, dass auch andere VR-Banken in Unterfranken solche Filialen einrichten, hieß es am Freitag.

Zinsergebnis ist eingebrochen

All die Anstrengungen auf neuen Wegen haben freilich noch nichts daran geändert, dass das angestammte Geschäft bei den unterfränkischen VR-Banken - wie bei anderen Geldhäusern auch - mager geworden ist. So ging das wichtige Zinsergebnis 2018 gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent auf 249 Millionen Euro zurück. Es ist laut Wiederer in den vergangenen fünf Jahren etwa um ein Drittel eingebrochen.

Immerhin nahm die Provisionsspanne um 2 Prozent auf 94 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Ertragssteuern liegt bei 91 (2017: 108) Millionen Euro. Die 23 VR-Banken in Unterfranken hatten Ende des vergangenen Jahres 11,2 Milliarden Euro an Kundengeldern - ein Plus von 3,8 Prozent. Allerdings seien die Sparer bevorzugt in kurzfristige, zum Teil täglich fällige Einlagen eingestiegen, so Wiederer. Die Lust an Aktien als alternative Geldanlage "steigt langsam".

Fusion heuer in Aschaffenburg

Wie der Vize-Bezirkspräsident im GVB, Claus Jäger, am Freitag sagte, werde in diesem Jahr in Aschaffenburg die Raiffeisenbank mit der Volksbank fusionieren. Die neue VR-Bank wird dann mit 2,7 Milliarden Euro Bilanzsumme die größte ihrer Art in Unterfranken sein. Mit großem Abstand folgt die VR-Bank in Würzburg (1,9).

Reine Volks- oder Raiffeisenbanken machen immer noch die Hälfte im unterfränkischen Verbund dieser Genossenschaften aus. Freilich sind die meisten Häuser deutlich kleiner als die VR-Banken wie etwa jene in Würzburg. So ist im Vergleich etwa die Raiffeisenbank in Frankenwinheim (Lkr. Schweinfurt) bei der Bilanzsumme um zwei Drittel kleiner. Inwieweit es deshalb zu weiteren Fusionen kommen wird, war am Freitag nicht klar. Solche Entscheidungen träfen die angegliederten Banken selbstständig, sagte Wiederer.

 
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