Die Branche der Flusskreuzfahrten boomt. Rund 1750 Schiffe haben 2015 in Mainfranken angelegt. 2005 waren es lediglich 550 – ein Anstieg um rund 300 Prozent. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Standortfaktor Mainfranken“ beschäftigte sich jetzt die Industrie- und Handelskammer (IHK) mit der Branche in der Region. Mit Vertretern von Reedereien, Hotellerie, Gastronomie und Handel entwickelte sich eine lebhafte Diskussion im Weingut Deppisch. Die Erkenntnis: Flusskreuzfahrten kennen Gewinner und Verlierer.
Nach der Statistik der IHK stieg die Zahl von Schiffsanlegungen vor allem in Würzburg (2005: 310, 2015:1069) und Haßfurt (2005: 56, 2015: 251). Auch Kitzingen kann nach seiner Öffnung für Flusskreuzfahrten im Jahr 2011 auf ein Wachstum von 84 auf inzwischen 150 Schiffe blicken. Die Anlegestellen in Schweinfurt und Karlstadt zeigen ein konstantes Vorkommen, während in Lohr die Zahl der anlegenden Flusskreuzer von 58 (2005) auf 28 (2015) gesunken ist. Helge Grammerstorf, Geschäftsführer von IG RiverCruise, dem Verband europäischer Reedereien im Bereich Flusskreuzfahrt, sieht in seiner Branche ein Potenzial für Kommunen und Unternehmen. Er berief sich auf eine Studie der TH Nürnberg, wonach in Nürnberg 2015 mehr als 100 000 Flusskreuzfahrttouristen in die Stadt kamen.
Im Schnitt würde jeder Tourist dort 33 Euro ausgeben, insgesamt etwa 4,3 Millionen Euro. Durch zusätzliche Ausgaben für Ausflüge rechnet der Verband gar mit 9,5 Millionen. „Das Argument, diese Gäste bringen der Stadt nichts, trifft einfach nicht zu“, so Grammerstorf. Zudem suche die Branche „händeringend“ neue Ziele, Städte würden bei den Reedereien offene Türen erwarten.
Für Maximilian Severin von Männer-Mode Severin, sind die Gäste ein Gewinn für Händler: „Touristen, die mit den Schiffen kommen, sind für uns Umsatzbringer.“ Auch Marco Maiberger, Leiter der Touristinformation Volkacher Mainschleife, äußerte sich positiv. Zwei Schiffsanleger sind in Volkach bereits in Planung, rund 1,2 Millionen Euro will die Stadt investieren.
Flusskreuzfahrten stehen auch in der Kritik wegen großer Reisegruppen und Schiffslärm. Grammerstorf empfahl hierfür eine Lenkung der Besucher durch Verkehrskonzepte, sowie mit Strom ausgestattete Anlegestellen, um dort die Motoren der Schiffe abschalten zu können.
Christoph Unckell, geschäftsführender Gesellschafter des Würzburger Hotel Rebstock, betonte die hohen Kosten für eine solche Infrastruktur. Der Geschäftsführer des Würzburger Stadtmarketings, Wolfgang Weier, zeigte die Gefahr für Kommunen auf, lediglich als Parkplatz zu fungieren: „Ich bin auf die Reedereien zugegangen und bin gescheitert!“ Keine der Reedereien wollte Einkaufsführer der Stadt in ihren Schiffen. Der Grund nach Weier: Unternehmen wie Käthe Wohlfahrt würden den Reedereien Provisionen bieten. „Die Touristen werden dann durch Würzburg durchgeprügelt und in Busse nach Rothenburg gesetzt.“ Das Beispiel zeigt: Trotz der Suche der Reedereien nach neuen Anlageplätzen ist der Wettbewerb zwischen den einzelnen Standorten nicht zu unterschätzen.