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Verzicht auf giftige Kleidung
Chemische Reaktion: Indonesische Models mit Gasmaske bei einer Modenschau an einem verunreinigten Fluss im westlichen Java. Die Show im März dieses Jahres war Teil der sogenannten Detox-Kampagne der Umweltschützer von Greenpeace.
Foto: Romeo gacad, afp | Chemische Reaktion: Indonesische Models mit Gasmaske bei einer Modenschau an einem verunreinigten Fluss im westlichen Java.
reda
 |  aktualisiert: 31.03.2015 17:03 Uhr

(dpa/afk) Giftige Chemie soll aus Schuhen und Kleidung in den Regalen der großen Discounter verschwinden. Nach Lidl und Penny folgt nun auch Aldi einer Greenpeace-Kampagne und will bis 2020 Textilien und Schuhe umweltfreundlicher produzieren lassen.

Es sei ein Kriterienkatalog erarbeitet worden, in welchem anspruchsvolle und ökologische Standards definiert worden seien, teilte Deutschlands größter Lebensmitteldiscounter mit.

„Mit billigsten Textilien lockt Aldi Woche für Woche seine Kunden in die Läden“, sagte eine Greenpeace-Sprecherin. „Jetzt hat Aldi erkannt, dass diese Ware ohne giftige Chemie produziert sein muss.“

Die Verpflichtung bezieht sich auf das gesamte eigene Sortiment an Textilien und Schuhen. Außerdem gehören alle Heimtextilien wie Handtücher oder Bettwäsche dazu. Bis Ende Juni 2016 will Aldi zudem ein Programm für „nachhaltigen Konsum“ aufsetzen. Bei der Untersuchung von Kinderkleidung und Kinderschuhen von Discountern hatte die Umweltorganisation 2014 gefährliche Chemikalien nachgewiesen. Das Tragen dieser Kleidungsstücke schadet laut Greenpeace zwar nicht unmittelbar der Gesundheit, doch die Chemikalien gelangten über Produkte und Fabriken in die Umwelt.

80 Prozent der Aldi-Lieferanten würden daher bis Ende März 2016 zudem ihre Abwasserdaten offenlegen. Damit könne sich die Bevölkerung im Umfeld der Fabriken über die Chemikalien in ihren Gewässern informieren, heißt es in der Mitteilung der Organisation. Neben den Lebensmitteldiscountern haben sich Greenpeace zufolge bereits 24 internationale Modeunternehmen verpflichtet, ihre Kleidung bis 2020 zu entgiften.

Dazu zählen unter anderem Zara, H&M, Adidas oder Puma. „Weg vom Viel-und-Billig-Schick – diese Haltung erwarten wir nun auch von den weltweit größten Einzelhändlern Wal-Mart, Carrefour oder Tesco“, sagte die Greenpeace-Sprecherin. Auch der Kaffee- und Gemischtwarenhändler Tchibo, der laut Greenpeace zu den zehn größten deutschen Modehändlern zählt, arbeitet mit der Umweltorganisation zusammen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr ein Rücknahme- und Recycling-Programm angekündigt.

Aldis Zeitplan sieht vor, dass bis Ende Juni 2016 alle Kleidungsartikel frei von gefährlichen Schadstoffen wie Alkylphenolethoxylaten (APEOs) sind. Aus ihnen entstehen im Abwasser Alkylphenole, die Wassertiere wie Fische und Schnecken in Flüssen und Seen schädigen, so Greenpeace. Bis Ende 2016 sollen bei Aldi außerdem sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien verschwinden.

Sie können nach Darstellung von Greenpeace das Immunsystem und die Fortpflanzung schädigen.

Aldis Textilgeschäft ist riesig. Laut Greenpeace macht das Unternehmen damit pro Jahr etwa 2,5 Milliarden Euro Umsatz – das sind knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes von 27,5 Milliarden Euro.

Gift in der Kleidung

Kampagne: Greenpeace hat 2011 die Detox-Kampagne gestartet, um die Textilindustrie zu „entgiften“. Sie richtet sich gegen elf Chemikalien, die laut Greenpeace in Produktionsländern wie China, Bangladesch oder Indonesien eingesetzt werden. Einige im Überblick:

Alkylphenolethoxylate: Apeo können beim Färben zum Waschen der Textilien genutzt werden. Sie sind giftig für Fische und anderes Meeresgetier. Alkylphenole können Krebs erzeugen.

Phthalate: Sie dienen als Weichmacher für Kunststoff. In der Textilindustrie werden sie für Kunstleder, Gummi sowie in Farbstoffen genutzt. Sie gefährden die Fortpflanzung bei Säugetieren.

Perfluoroctansulfonate: Pfos machen Textilien wasser- und fettabweisend. Perfluorierte Chemikalien (PFC) reichern sich in der Nahrungskette an. Einige stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Text: dpa

 
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