
Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke haben die nervösen Aktienmärkte am Donnerstag weltweit auf Talfahrt geschickt. Auch die Preise für Gold und Öl gaben deutlich nach. Bernanke hatte am späten Mittwochabend einen schrittweisen Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank Fed noch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen.
Die rotierende Notenpresse hatte die Börsen in den vergangenen Jahren beflügelt, doch Spekulationen über eine Drosselung führten zuletzt bereits zur Kursverlusten. Eigentlich sind Bernankes Kommentare Anzeichen für eine Erholung der US-Konjunktur und damit eine gute Nachricht – allerdings wirkten die Gegenmaßnahmen der Fed an den Märkten nach Einschätzung mancher Ökonomen wie eine Droge, die nun entzogen wird.
Die Fed kauft seit 2008 massiv Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um die US-Wirtschaft zu beflügeln. Diese „Lockerungs“-Programme wurden aufgelegt, weil die Leitzinsen, das klassische Instrument der Notenbank, bereits nahe null lagen. Bernanke betonte, die Fed könne noch in diesem Jahr mit einer Verringerung der Anleihekäufe im Volumen von derzeit 85 Milliarden Dollar (63 Milliarden Euro) monatlich beginnen. An der Zinspolitik dürfte die Notenbank allerdings auf längere Sicht nicht rütteln. Aus Fed-Kreisen hatte es zuvor gegensätzliche Signale über den weiteren geldpolitischen Kurs gegeben.
Börsen weltweit auf Talfahrt
Der Fed-Chef wies auf Fortschritte am Arbeitsmarkt hin. Insgesamt hätten sich die Risiken für die Wirtschaft seit dem vergangenen Herbst verbessert, heißt es auch in einer Mitteilung des Fed-Offenmarktausschusses, die zum Abschluss einer zweitägigen Sitzung veröffentlicht wurde. Dennoch sei die Arbeitslosenquote nach wie vor hoch – sie liegt derzeit bei 7,6 Prozent. Um eine stärkere Erholung zu stützen, würden die Anleihenverkäufe daher vorläufig fortgesetzt.
Bernanke kündigte aber an, dass das Tempo „später im Jahr“ verringert werden könnte, wenn sich von der Fed erwartete Konjunkturdaten bestätigten. Mitte 2014 könnten die Programme dann möglicherweise ganz gestoppt werden. Eine erste Erhöhung des Leitzinses liege aber noch in weiterer Ferne. Sämtliche Börsen reagierten negativ auf Bernankes Bemerkungen. Der Nikkei-Index in Tokio verlor 1,74 Prozent, der Dow Jones Industrial an der New Yorker Wall Street hatte zuvor mit einem Minus von 1,35 Prozent geschlossen.
Druck auf Ölpreis
Der deutsche Leitindex Dax gab bis zum Donnerstagabend um über drei Prozent nach, der EuroStoxx 50 der Eurozone ebenfalls. Eine zusätzliche Belastung war der überraschend starken Rückgang des Einkaufsmanagerindex' in China. Beim Öl fiel der Preis für die Nordseesorte Brent um 1,61 Dollar zur auf 104,51 Dollar je Barrel. Deutlich nach unten ging es auch für das Edelmetall Gold: Der Preis für eine Feinunze fiel bis auf 1305 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit September 2010. Der Dollar profitierte von den Fed-Aussagen, entsprechend gab der Euro am Morgen nach. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,3248 Dollar. Über seine eigene Zukunft schwieg sich der Fed-Chef aus. Bernankes zweite Amtszeit läuft Ende Januar 2014 aus. Die Anzeichen, dass er dann auch ausscheidet, hatten sich zuletzt verdichtet.
Gold massiv unter Druck
Die Signale für ein nahendes Ende der ungebremsten Billiggeld-Flut in den USA haben den Goldpreis massiv unter Druck gesetzt. Am Donnerstag fiel der Preis für eine Feinunze bis auf 1305 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit September 2010. US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte die Finanzmärkte am Mittwochabend mit Äußerungen zum möglichen Zeitplan für die Drosselung der milliardenschweren Anleihekäufe in Aufruhr versetzt. Gold wird von vielen Investoren als Inflationsschutz betrachtet und reagiert deshalb stark auf die Geldpolitik der großen Notenbanken.