Im amerikanischen Fernsehmarkt bahnt sich eine Mega-Übernahme an. Der größte Kabelfernsehanbieter Comcast will die Nummer zwei Time Warner Cable in einem 45 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro) schweren Geschäft schlucken. Das neue Unternehmen käme landesweit auf rund 30 Millionen Kunden – das ist ein Marktanteil von etwa einem Drittel.
Bezahlt werde in Aktien, teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag mit. Comcast lockt mit einem Aufschlag von annähernd 18 Prozent auf den Schlusskurs von Mittwoch. Am Ende sollen die jetzigen Aktionäre von Time Warner 23 Prozent an dem fusionierten Konzern halten.
Rasanter Wandel in der Branche
Das Geschäft darf auch als Antwort auf den Wandel in der Branche verstanden werden. Früher war die Fernsehwelt klar geregelt: Hier gab es die Sender, dort die Satelliten- und Kabelnetzbetreiber. Die Vorabendserie fing um 19 Uhr an und geschaut wurde im Wohnzimmer. Mit Online-Videotheken und Smartphones ändert sich das rasant.
Die Kabelfernsehanbieter verlegten ihre Leitungen unter die Erde und speisten Fernsehsender ein. Als Monopolist in den meisten Regionen mussten sie sich gar nicht großartig anstrengen und konnten zudem satte Preise verlangen. Wer keine Satellitenschüssel auf dem Dach haben wollte und dennoch eine gewisse Senderauswahl haben wollte, kam an ihnen eigentlich nicht vorbei. Doch mit dem Aufkommen schneller Internetzugänge, mit Smartphones und Online-Videotheken ist es ungemütlicher geworden für die Anbieter. Die Kunden haben ungleich mehr Möglichkeiten, ihre Lieblingsserie oder den Blockbuster zu schauen. Sie müssen sich dabei nicht einmal mehr an vorgegebene Sendezeiten halten. Vor diesem Hintergrund geschieht auch der Zusammenschluss der zwei größten Kabelfernsehkonzerne in den USA.
„Der Niedergang von Monopolen fängt da an, wo sie ihre Kunden für gegeben hinnehmen“, sagt Jonathan Klein, der frühere Geschäftsführer des Nachrichtenkanals CNN, im Wirtschaftssender Bloomberg TV. Als Ausweg aus dem Dilemma wandelten sich die Kabelfernsehanbieter zu Produzenten von Inhalten, stellt er fest. „Das ist, was jeder versucht.“
Comcast macht es beispielhaft vor. Schon vor drei Jahren kaufte der Kabelfernsehkoloss aus Philadelphia sich seine eigene Medienfirma: NBC Universal. Dazu gehören eine landesweite TV-Senderkette, das Hollywood-Studio Universal Pictures und sogar Vergnügungsparks. Nun will Comcast für 45,2 Milliarden Dollar den Kabelfernsehrivalen Time Warner Cable übernehmen.
Zusammen kämen die zwei auf rund 30 Millionen Kunden. Zum Vergleich: Die erfolgreiche Online-Videothek Netflix berichtete zuletzt von 33 Millionen Nutzern alleine in den USA, Tendenz weiter steigend. Zeitgleich bewegt sich Googles Videoportal Youtube ein Stück weg von kurzen Clips und hin zu professionell produzierten Inhalten.
Streaming-Angebote
Die Kabelanbieter halten mit eigenen Streaming-Angeboten dagegen. Comcast ist über NBC Universal auch am Netflix-Rivalen Hulu beteiligt, der besonders bei TV-Serien stark ist. Netflix kontert mit Eigenproduktionen wie der Polit-Serie „House Of Cards“ oder der Frauenknast-Serie „Orange Is The New Black“. Einen ähnlichen Weg geht Amazon mit seinem Streaming-Angebot.
Netflix-, Amazon- oder Youtube-Nutzer müssen dabei nicht einmal mehr die Internetzugänge nutzen, die ihnen die Kabelfernsehanbieter oder die Telekomfirmen bereitstellen. Sie können Inhalte über ihr Smartphone oder ihren Tablet-Computer anschauen – entweder per Mobilfunk oder in öffentlichen WLAN-Netzen, die in den USA verbreiteter sind als in Deutschland.
Einige Glückliche können sich auch in die superschnellen Glasfasernetze einklinken, die Google zunächst in Kansas und Austin aufgebaut hat.