Die Ermittlungen um manipulierte Referenzzinssätze wie dem Libor gewinnen an Fahrt. Sieben internationale Großbanken haben nach Informationen von US-Medien in den vergangenen Wochen und Monaten sogenannte Subpoenas von den Generalstaatsanwälten der Bundesstaaten New York und Connecticut erhalten, die in dem Fall kooperieren. Subpoenas sind schriftliche Auskunftsbegehren. Zu den Geldhäusern gehört auch die Deutsche Bank. Ein Sprecher der Frankfurter wollte sich am Freitag nicht weiter dazu äußern. Im jüngsten Geschäftsbericht hatte die Bank offengelegt, dass sie „von Aufsichts- und Regulierungsbehörden ... verschiedene förmliche Auskunftsersuchen“ erhalten habe.
Weitere Namen sind die US-Häuser Citigroup und JPMorgan Chase, die britischen Institute Royal Bank of Scotland, Barclays und HSBC sowie die Schweizer UBS. Die Citigroup hatte in ihrem Geschäftsbericht bereits erklärt, dass sich die Generalstaatsanwälte von New York und Connecticut mit Anfragen an die Bank gewandt hätten. Die beiden benachbarten US-Bundesstaaten bilden ein Zentrum der Finanzindustrie.
Hintergrund der Ermittlungen ist der Verdacht, dass sich Händler verschiedener Institute jahrelang bei Referenzzinssätzen wie dem Libor oder Euribor abgesprochen haben. Diese Zinssätze werden auf der Grundlage von Meldungen der Banken errechnet und geben an, zu welchen Konditionen sich die Häuser untereinander Geld leihen. Ihre Bedeutung geht aber weit darüber hinaus: Sie dienen als Richtschnur für Kredite an Firmen oder Privatkunden und beeinflussen sogar Sparzinsen. Barclays musste an die Finanzaufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien sowie an das US-Justizministerium bereits 290 Millionen Pfund zahlen (370 Millionen Euro). Händler hatten in den Jahren 2005 bis 2009 bewusst zu niedrige Zinssätze gemeldet. Die Affäre hatte Bankchef Bob Diamond den Job gekostet und die Ermittlungen gegen andere Banken angeheizt. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat eine Sonderprüfung eingeleitet.