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WÜRZBURG
Uni Würzburg tut sich mit Modefirmen zusammen
Hand in Hand für mehr Wissen über E-Commerce: Gerrit Voss (Drykorn/von links), Giacomo Welsch (Digital Retail Lab), Andreas Baur (s.Oliver), Alfred Forchel (Unipräsident), Gabriele Fluck (s.Oliver), Matthias Griebel (Digital Retail Lab), Christoph Flath und Frédéric Thiesse (beide Uni Würzburg).
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Hand in Hand für mehr Wissen über E-Commerce: Gerrit Voss (Drykorn/von links), Giacomo Welsch (Digital Retail Lab), Andreas Baur (s.Oliver), Alfred Forchel (Unipräsident), Gabriele Fluck (s.Oliver), Matthias Griebel ...
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:53 Uhr

Wir kaufen digital, wir leben digital – und das hat gravierende Folgen für Kunden und Firmen gleichermaßen. Das Tempo des Wandels ist enorm, die Fülle an neu auftauchenden Fragen ebenso.

Um all diese Hürden besser nehmen zu können, ist jetzt in Würzburg ein in Bayern wohl einzigartiger Schulterschluss entstanden: Zwei namhafte Modeunternehmen unterstützen die Universität bei der Forschung rund ums Handeln und Kaufen von morgen.

Digital Retail Lab heißt das Zauberwort

Zu diesem Zweck ist im April an der Würzburger Uni ein Digital Retail Lab eingerichtet worden, was sich am ehesten mit „digitales Labor für Verkauf und Vertrieb“ übersetzen lässt. Kommerzielle Partner sind die Modehäuser s.Oliver in Rottendorf bei Würzburg und Drykorn in Kitzingen. Am Freitag stellten die Beteiligten das Digital Retail Lab vor.

Eine noch zu besetzende Juniorprofessur sowie die wissenschaftlichen Uni-Mitarbeiter Giacomo Welsch und Matthias Griebel sind derzeit die Namen und Gesichter des Labs. Es ist als zentrale Adresse der Würzburger Hochschule zu verstehen, an der Forschung und Lehre rund um E-Commerce und Online-Shops gebündelt werden.

Auch für andere Studenten eine Adresse

Vor allem die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ist hier im Boot. Wie deren Prodekan Frédéric Thiesse und Unipräsident Alfred Forchel darlegten, steht das Lab aber auch Studenten anderer Fachrichtungen wie Betriebswirtschaftslehre oder Rechtswissenschaft zur Verfügung – zum Beispiel, in dem sie dort Vorlesungen oder Seminare besuchen oder Masterarbeiten schreiben. Praktika in den beiden Modehäusern inklusive.

Pingpong für die Modefirmen

s.Oliver und Drykorn indes versprechen sich von der neuen Zusammenarbeit einen Pingpong-Effekt: Sie werfen Themen in das Lab, dort wird dann geforscht, die Erkenntnisse wiederum bringen die beiden Firmen weiter. Außerdem wollen die Modehäuser personell davon profitieren: „Wir brauchen diese Nachwuchsforscher als Führungskräfte dringend“, sagte s.Oliver-Manager Andreas Baur am Freitag.

Das sieht Drykorn-Geschäftsführer Gerrit Voss ähnlich: „Fachkräfte im Bereich E-Commerce sind auf dem Markt fast nicht vorhanden.“ Das solle sich nun durch die auf zunächst fünf Jahre angelegte Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg ändern. Professor Thiesse zufolge gibt es eine solche Kooperation an anderen Hochschulen Bayerns noch nicht.

„Beträchtliche Summe“ wird investiert

Wie viel Geld die beiden Modefirmen in das Digital Retail Lab stecken, darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Es sei aber „eine beträchtliche Summe“, war zu hören. Im Grunde sei der Betrag aber zweitrangig, denn es gehe grundsätzlich darum, mehr Wissen rund um E-Commerce aufzubauen, so Baur von s.Oliver. So ähnlich sieht das Uni-Präsident Forchel: „Ich erwarte mir, dass ganz neue Erkenntnisse publiziert werden können.“

Zum Beispiel: Was wird Alexa bringen?

Welche das sein werden, lässt sich an all den Fragen erahnen, die die Digitalisierung im (Mode-)Handel schon heute aufwirft: Welche Möglichkeiten im E-Commerce bringt Alexa mit sich, jenes sprachgesteuerte Digitalgehirn von Amazon, das seine Benutzer via Mikrofone und Lautsprecher durch den Alltag leiten kann? Oder Stichwort Big Data: Wie kann man Smartphone-Daten der Kunden im (Mode-)Handel noch besser auswerten und nutzen? Und was ist dann beim Datenschutz zu beachten? Wie kann 3D-Druck im (Mode-)Handel eingesetzt werden? Was, wenn der (Mode-)Kunde irgendwann einmal seine Kleidung virtuell anprobieren kann?

Offen für weitere Partner

Alles Fragen, die natürlich andere Modehändler ebenfalls bewegen. Insofern ist es für s.Oliver-Manager Baur „nicht auszuschließen“, dass weitere Partner der Branche in das Digital Retail Lab an der Würzburger Uni einsteigen.

Dass die beiden mainfränkischen Modehäuser durch ihre finanzielle Stütze einen gesteuerten Einfluss auf Forschung und Lehre nehmen könnten, verneinen alle Beteiligten vehement. Die Zusammenarbeit sei sehr im Sinne seiner Universität, betont Präsident Forchel. Von Anfang an sei man vom gegenseitigen Nutzen überzeugt: „Wir laufen gemeinsam durch einen Flur mit lauter offenen Türen.“ Das Digital Retail Lab sieht auch er als Modell „in Richtung weiterer Firmen“. Eine solche Forschungsstelle habe sich sein Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik sowieso und schon länger gewünscht, ergänzte Professor Thiesse.

Zündfunke kam von s.Oliver

Ausgegangen ist die Initiative zur Zusammenarbeit von s.Oliver. Ende 2016 kam dann Drykorn dazu. Mit den beiden Firmen hat die Uni mit ihren 29 000 Studenten potente Partner gefunden: s.Oliver ist eine weltweit bekannte Marke mit 7200 Beschäftigten (2000 davon in Rottendorf) und einem Markenumsatz von zuletzt 1,7 Milliarden Euro. Drykorn ist ebenfalls international aufgestellt und hat in Kitzingen 150 Mitarbeiter.

 
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