Das unterfränkische Handwerk kann auf ein gutes Jahr 2014 zurück blicken. Wie Handwerkskammer-Präsident Hugo Neugebauer erklärte, sind fast 90 Prozent der mehr als 18 500 Betriebe mit der konjunkturellen Lage zufrieden. Insgesamt erreichte das unterfränkische Handwerk mit einem Umsatzplus von 2,4 Prozent etwas mehr als der Bundesdurchschnitt, der bei zwei Prozent lag. Besonders gut ist die Lage im Bauhandwerk, hier liegt die Zufriedenheits-Quote bei fast 92 Prozent.
Leicht unterschiedlich wird die Entwicklung in den einzelnen Regionen gesehen. So waren die Handwerks-Unternehmen in Stadt und Landkreis Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen mit ihrer Geschäftslage zu knapp 91 Prozent sehr zufrieden, gefolgt von Aschaffenburg und Miltenberg mit 88 Prozent und Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld mit einem Wert von 87 Prozent. Auch die Erwartungen an die Geschäftslage im angelaufenen Jahr sind von Zuversicht geprägt. Während 86 Prozent der Unternehmen positiv auf die Entwicklung sehen, sind nur 14 Prozent pessimistisch gestimmt.
Leicht zurückgegangen ist im vergangenen Jahr die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge. Nach 2814 Verträgen im Jahr 2013 waren dagegen 2014 nur 2753 neue Lehrverträge zu verzeichnen. Wie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken, Rolf Lauer, sagte, blieben mehr als 1000 bereitgestellte Ausbildungsplätze unbesetzt.
Dies spiegele das derzeitige Stimmungsbild der Gesellschaft wider, wonach jeder versuche, einen möglichst hohen Schulabschluss zu erreichen, ob er dafür geeignet sei oder nicht. „Hier muss die Politik noch stärker klarstellen, dass die berufliche der akademischen Bildung gleichgesetzt ist. Eine funktionierende Gesellschaft ebenso wie die Wirtschaft braucht beides: Akademiker und Praktiker“, so Lauer. Ein Blick in die Statistik lässt einen leichten Wandel erkennen. Während 2008 rund 68 Prozent der neuen Auszubildenden einen Mittelschulabschluss (früher: Hauptschulabschluss) aufwiesen, waren dies 2014 nur noch 54 Prozent. Dagegen ist der Anteil von neuen Lehrlingen mit Abitur im gleichen Zeitraum von 3,3 Prozent auf 6,5 Prozent gestiegen.
Eine Möglichkeit, dem Mangel an Fachkräften und Auszubildenden entgegen zu steuern, sieht die Handwerkskammer in der Integration von Flüchtlingen. Hier fordert das Handwerk, entsprechende politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um Flüchtlingen einen Weg in die Ausbildung zu ermöglichen. Nur so sei es den Unternehmen zuzumuten, sich Gedanken über eine Ausbildung oder eine Anstellung von Flüchtlingen im eigenen Betrieb zu machen. Lauer verwies in diesem Zusammenhang auf ein bereits erfolgreich laufendes Projekt „Kooperatives Berufsintegrationsjahr“ in Würzburg, in dem 30 junge Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernen und eine praktische, berufliche Orientierung erhalten. Im vergangenen Jahr waren im unterfränkischen Handwerk insgesamt rund 96 200 Menschen beschäftigt, die einen Umsatz von fast 9,7 Milliarden Euro erzielten.