
Herber Schlag für das einst als Rückkehr der "Tante-Emma"-Läden gepriesene Konzept des Lebensmittelhändlers LHG in Eibelstadt (Lkr. Würzburg): LHG ist pleite und wird nach Aussage des Würzburger Insolvenzverwalters Markus Schädler wohl schon Ende Mai von der Bildfläche verschwinden. Mindestens 85 Menschen verlieren ihren Job.
Nach einem Anfang Februar eingeleiteten Schutzschirmverfahren mit Sanierung in Eigenregie ist am 1. Mai am Amtsgericht Würzburg das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit über LHG eröffnet worden. Wie Insolvenzverwalter Schädler am Montag sagte, war schon in den vergangenen Wochen klar, dass es bei LHG "nicht so richtig rund läuft" und dass es eigentlich "keine Sanierungschance" gegeben habe.
Was das Fass zum Überlaufen brachte
Das Fass zum Überlaufen brachte laut Schädler ein Lebensmittelgroßhändler in Norddeutschland, der zu 75 Prozent den Warenbestand von LHG lieferte - plötzlich aber nicht mehr dazu bereit war. Warum, das ist für Schädler "nicht nachvollziehbar".

Den Kern der Misere sieht der Rechtsanwalt aber im LHG-Vertrieb. Es habe Lkw-Touren gegeben, die von vornherein Verluste brachten. Es sei auch während der dreimonatigen Sanierung in Eigenregie nicht klar geworden, wie dieses System wieder auf Erfolgskurs hätte gebracht werden können.
Laut Schädler stirbt mit LHG auch das fast 20 Jahre alte Konzept der "Um's Eck"-Läden, das auf dem Land die Versorgung vor allem mit Lebensmitteln aufrecht erhalten sollte. Wie viele dieser eigenständigen Läden mit diesem Logo es noch gibt, konnte Schädler am Montag nicht sagen. Alles in allem hatte LHG zuletzt 600 Kunden - vor allem in Süddeutschland.
Händler: "Um's Eck" wird nicht sterben
"Um's Eck" werde nicht sterben, widersprach am Montag Stefan Rau im niederbayerischen Pfarrkirchen. Das von ihm geführte Handelshaus "Frisch und Nah" werde das Ladenkonzept zusammen mit dem Lebensmittelgroßhändler Utz in Ochsenhausen (Baden-Württemberg) weiterführen - zumindest im Süden Bayerns. Inwieweit auch in Nordbayern "Um's Eck"-Läden fortbestehen, wollte Rau nicht vorhersagen. Seine Firma, Utz und LHG tragen das Konzept seit Jahren gemeinsam.
Als sicher gilt unterdessen, dass die verbliebenen 85 LHG-Mitarbeiter in Eibelstadt bald ihren Job verlieren werden. Im Februar waren es noch gut 100 Beschäftigte gewesen. Insolvenzverwalter Schädler zufolge verlassen derzeit "fast jeden Tag" LHG-Angestellte auf eigenen Wunsch das sinkende Schiff.
Sozialplan wird angestrebt
Mit Blick auf die restliche Belegschaft werde es in dieser Woche mit dem LHG-Betriebsrat Verhandlungen über einen Sozialplan geben, so Schädler. Wie viel Gehalt die Mitarbeiter nach dem LHG-Ende noch bekommen, werde wohl erst in einigen Monaten klar sein. Grund sei die laut Insolvenzrecht gedeckelte Ausschüttung an die Gläubiger. Summen hierzu könnten im Moment noch nicht genannt werden.
Indes hatte sich in den "Um's Eck"-Läden die Krise von LHG offenbar schon seit einiger Zeit abgezeichnet. Die Eibelstadter hätten bereits vor drei Wochen nur noch teilweise Waren geliefert, war am Montag aus dem "Um's Eck"-Geschäft in Sommerhausen (Lkr. Würzburg) zu hören. Von LHG selbst habe es keine Infos zur Misere gegeben.
Schon in dieser Woche werde der Laden in Sommerhausen einen neuen Lebensmittellieferanten haben, sagte eine Mitarbeiterin. Das Logo "Um's Eck" werde entfernt.