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ATHEN/BAKU
Trans Adriatic Pipeline macht das Rennen
Trans Adriatic Pipeline macht das Rennen
Von unserem Korrespondenten Gerd Höhler
 |  aktualisiert: 27.06.2013 19:29 Uhr

Die Entscheidung ist gefallen, diesen Freitag soll sie in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku offiziell bekannt gegeben werden: Ab 2019 wird Erdgas aus dem Feld Shah Deniz II vom Kaspischen Meer durch die geplante Trans Adriatic Pipeline (TAP) nach Europa fließen. Das hat das Gasförderkonsortium Shah Deniz nach monatelanger Prüfung beschlossen. Damit geht das Konkurrenzprojekt Nabucco leer aus und wird nicht verwirklicht.

Nabucco sollte das aserbaidschanische Gas von der türkisch-bulgarischen Grenze über eine Strecke von 1330 Kilometern durch den Balkan nach Österreich bringen. TAP dagegen wird von der türkisch-griechischen Grenze quer durch Nordgriechenland und Albanien verlaufen, die Adria unterqueren und am Absatz des italienischen Stiefels mit dem bestehenden europäischen Gasleitungsnetz verbunden.

Mit dem Bau der Leitung wird Europa etwas unabhängiger von russischen Erdgaslieferungen. An dem TAP-Konsortium sind der Schweizer Stromversorger Axpo und die norwegische Statoil mit je 42,5 Prozent sowie die deutsche E.ON Ruhrgas mit 15 Prozent beteiligt. Die Zusammensetzung der Firmengruppe wird sich jedoch ändern. Bereits im Vorfeld der Entscheidung hatten die TAP-Anteilseigner zugesagt, das Shah Deniz-Förderkonsortium mit bis zu 50 Prozent zu beteiligen.

Mit einer Länge von 870 Kilometern ist TAP deutlich kürzer als Nabucco und billiger. Die TAP-Pipeline wird an Land einen Leitungsdurchmesser von 1,20 Metern und unter der Adria einen Querschnitt von 91 Zentimetern haben. Höchster Punkt der Leitung ist in Albanien mit 1800 Metern, tiefster in der Adria mit 810 Metern unter dem Meeresspiegel. Die Kapazität der Leitung beträgt zunächst zehn Milliarden Kubikmeter im Jahr. Sie kann jedoch durch den Einbau zusätzlicher Verdichter später auf 20 Milliarden Kubikmeter gesteigert werden.

Für das von der Krise gebeutelte Griechenland ist der Zuschlag für TAP eine gute Nachricht. Von den 870 Kilometern der Pipeline entfallen 550 auf Griechenland. Das bedeutet eine Investition von rund 1,5 Milliarden Euro, eine der größten in der jüngeren Geschichte des Landes.

Das Projekt wird unmittelbar 2000 neue Arbeitsplätze und indirekt weitere 10 000 Jobs schaffen, heißt es in einem Papier des griechischen Außenministeriums. Nach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts IOBE wird die Pipeline nach der Inbetriebnahme jährlich zwischen 413 und 445 Millionen Euro zum griechischen Bruttoinlandsprodukt beitragen.

Griechenland bekommt mit dem Bau der Pipeline Bedeutung als ein neuer Korridor für Europas Gasversorgung, auch wenn die transportierte Gasmenge anfangs nur etwa zwei Prozent des europäischen Gesamtverbrauchs entspricht. Wie viel aserbaidschanisches Gas Griechenland aus der Pipeline für den eigenen Bedarf abzweigen wird, ist noch unklar. Jedenfalls wird das Land mit der TAP unabhängiger vom Hauptlieferanten Gazprom, der bisher rund 80 Prozent des Verbrauchs deckt.

Mit der Leitung bekommt Griechenland aber auch die Infrastruktur für künftige eigene Exporte: Vor den griechischen Küsten, insbesondere südlich der Insel Kreta, werden beträchtliche Erdgasvorkommen vermutet.

 
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