Drastischer Stellenabbau bei Osram, Abspaltung der traditionsreichen Beleuchtungssparte beim niederländischen Philips-Konzern – die europäische Licht-Branche steckt im Umbruch. Konkurrenz aus Asien und Preisverfall setzen sie unter Druck, zugleich erfordern neue Technologien Milliardeninvestitionen. Hoffnungen hatten europäische Hersteller auf die Einführung der Energiesparlampe gesetzt, doch die Entwicklung ist längst schon weiter. LED heißt das Leuchtmittel der Zukunft.
Das Tempo ist atemberaubend: Alle sechs bis acht Monate kommt eine neue Generation Leuchtdioden (LED), bei denen der Strom Halbleiterkristalle zum Leuchten anregt, auf den Markt. Die Preise verfallen rasant. „Die europäischen Hersteller haben die Dynamik der Entwicklung deutlich unterschätzt“, sagt Sebastian Durst von der Strategieberatung Roland Berger. Er rechnet damit, dass Technologien auf Basis von LED und organischen Leuchtdioden (OLED) den weltweiten Lichtmarkt im Jahr 2020 mit einem Anteil von 80 Prozent gemessen am Umsatz dominieren werden. Vor einigen Jahren waren Branchenexperten noch von einem deutlich geringeren Anteil ausgegangen.
Megatrend LED
„2009/2010 stand die Energiesparlampe noch im Fokus als energiesparender Ersatz von Glühlampen“, sagt Jürgen Waldorf, Geschäftsführer Fachverband Licht im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Doch der Markt für LED-Beleuchtung und Lampen habe sich schneller entwickelt als erwartet. „Trendsetter ist heute LED.“ Der Megatrend LED verschlingt Milliarden für Forschung und Entwicklung und die Umstellung der Produktion – Geld, das erst einmal verdient werden muss. Doch das ist angesichts des aggressiven Preiskampfes nicht einfach. Um bis zu 40 Prozent sinken die Preise bei bestehenden LED-Lampen Roland Berger zufolge jährlich. Die Verbraucher freut es: Eine LED-Lampe, die einer Leistung von 60 Watt entspricht und in die altbekannte Glühbirnenfassung passt (LED Retrofit), ist inzwischen für unter zehn Euro zu haben. „Noch vor zwei Jahren waren 60-Watt-äquivalente LED-Lampen technologisch sehr anspruchsvoll und der Preis entsprechend hoch“, sagt Durst.
Hinzu kommt: Die Lebensdauer der LED-Lampen, die 80 Prozent weniger Energie als die klassische Glühbirne verbrauchen, liegt nach Angaben der Industrie bei mindestens 30 Jahren. Glühbirnen, die wegen gesetzlicher Regelungen – nicht nur in Europa – weitgehend ausgedient haben, gingen dagegen spätestens nach einigen Jahren kaputt. Und auch die hierzulande wenig beliebten Energiesparlampen halten nicht ewig.
„Die spannende Frage ist, wie sich der Markt für LED-Lampen aufgrund ihrer langen Lebensdauer entwickeln wird“, sagt Waldorf. Chancen sieht er unter anderem in den vielfältigen technischen Anwendungsmöglichkeiten der Leuchtdioden und der zunehmenden Vernetzung der Beleuchtung mit anderen Geräten – Stichwort Smart Home.
Marktführer aus Asien
Organische Leuchtdioden (OLED) werden nach seiner Einschätzung noch eine Weile brauchen, bis sie sich in der Allgemeinbeleuchtung durchsetzen. „Lichtausbeute und Haltbarkeit sind heute noch nicht so gut wie bei LED.“
Dominiert wird die LED-Herstellung von asiatischen Unternehmen. Mehr als 80 Prozent der Produktionskapazitäten für LED-Lampen finden sich Durst zufolge in Asien.
„Die europäischen Hersteller versuchen, sich derzeit mit Designprodukten wie LED-Leuchten oder kompletten Lichtsystemen zum Beispiel im Bereich Architektur zu etablieren. Dort sind die Gewinnmargen deutlich höher als bei den Lampen“, sagt Durst.