Nach der Mega-Pleite des Stromdiscounters Teldafax stehen die ehemaligen Manager jetzt vor Gericht. Die Vorwürfe wiegen schwer. Für drei Ex-Manager des Billigstromanbieters wird es richtig ernst: Ein Jahr nach Anklageerhebung stehen die ehemaligen Vorstände Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten vor der Wirtschaftsstrafkammer des Bonner Landgerichts. Sie werden verantwortlich gemacht für die Pleite des Unternehmens. Hunderttausende Kunden wurden geschädigt, die Vorauszahlungen auf den vermeintlich günstigen Strom geleistet haben.
Es geht um Insolvenzverschleppung, Betrug und um Bankrotthandlungen wie das nicht ordnungsgemäße Führen der Geschäftsbücher. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, droht den Angeklagten eine Freiheitsstrafe von über fünf Jahren.
Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren die Teldafax Holding und deren Töchter Teldafax Services und Teldafax Energy bereits Mitte 2009 zahlungsunfähig. Auch wenn zwischenzeitlich Liquidität zur Verfügung stand, habe sich an der Lage der permanenten Unterdeckung nichts geändert, heißt es in der Anklageschrift. Trotzdem habe es der Vorstand nach Bekanntwerden der Insolvenzreife versäumt, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Dies geschah erst zwei Jahre später.
Mit Öffnung der Strommärkte setzte Teldafax mit Billigangeboten auf einen schnellen Durchbruch am Markt. Die Tarife finanzierte Teldafax mit den Vorauszahlungen einer immer größeren Zahl von Neukunden. Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, Strom wurde günstiger verkauft als Teldafax im Einkauf dafür zahlte. Der Insolvenzverwalter Biner Bär, der Mitte 2011 vom Bonner Amtsgericht zum Insolvenzverwalter ernannt worden war, stellte auf der ersten Gläubigerversammlung unmissverständlich klar: „Hier haben Leute versucht, mit dem Unternehmen Geld zu verdienen auf Kosten anderer.“
Zu Beginn der Öffnung des Strommarktes wurde das Geschäft von wenigen Energiekonzernen dominiert. Andere Wirtschaftsbereiche wie die Telekommunikation hatten da bereits gezeigt, welche Preisspielräume möglich sind. Das Interesse an Billig-Tarifen war entsprechend hoch. Je nach Haushaltsgröße sollten Privatverbraucher bis zu mehrere hundert Euro Stromkosten im Jahr sparen können, lautete das Versprechen.
Zwar verbessern sich bei einer Verurteilung die Möglichkeiten, Schadenersatzklagen durchzusetzen. Aber die Vermögenslage der Manager wird im Fall der Fälle kaum ausreichen, die Forderungen vollständig zu bedienen. Bei einem Schaden von insgesamt 500 Millionen Euro - das ist die Schätzung des Insolvenzverwalters - werden die vielen Gläubiger vermutlich große Abstriche machen müssen.
Bundesnetzagentur und Verbraucherschützer warnen schon seit langem bei einem Wechsel des Stromanbieters vor Tarifen mit Vorauszahlung. Geht das Unternehmen Pleite, ist es schwierig, an sein Geld zu kommen.
Billigstrom gegen Vorkasse
Der Fall Teldafax zeigt die Schattenseiten der Marktöffnung bei Strom und Gas in Deutschland. Die Firma preschte als Billiganbieter in ein Geschäft vor, das zuvor noch von den großen Versorgern und lokalen Stadtwerken beherrscht worden war. Begonnen hatte Teldafax Ende der 90er Jahre in der Telekommunikationsbranche – nach einer ersten Pleite wagte sich der Preisbrecher dann 2007 mit neuen Investoren in den Energiemarkt. Die Niedrigtarife lockten mehr als 700 000 Kunden an, das Unternehmen bezeichnete sich bald als den „größten unabhängigen Energiedienstleister“ Deutschlands.
Das Problem: Die günstigen Konditionen, die über weite Strecken unter den Einkaufspreisen lagen, waren vor allem möglich, weil Teldafax von seinen Kunden Vorkasse verlangte. Text/FOTO: dpa