
Mobiler Strom wird überall benötigt – sogar in der Wüste. Jedoch haben entlegene Gebiete meist keinen Stromzugriff. Genau das will die Würzburger Firma Axsol mit ihrer Hochleistungsbatterie Arvey ändern.
Das mobile Energiespeichersystem kann einen Kühlschrank ebenso wie eine Wasserpumpe betreiben. Damit eignet sich die tragbare Steckdose auch für den Einsatz im humanitären Sektor. Der Bedarf ist groß: Etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung lebt ohne Elektrizität.
„Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, Strom mobil zu machen. Und das in ausreichender Größe“, sagt Geschäftsführer Jürgen Zinecker. Seit 2012 entwickelt die Firma Axsol Geräte zur Anwendung von Solartechnologie. Produziert wird in Bleicherode im Südharz.
Bundesinnovationspreis abgeräumt
Mittlerweile ist Zinecker mit seiner Firma Preisträger. Auf der Internationalen Handwerksmesse im Februar konnte der 53-Jährige für Arvey den Bundesinnovationspreis entgegennehmen (wir berichteten). Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Darüber hinaus thematisierte der Absolvent der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Rafiq Iqbal, in seiner Abschlussarbeit wie Indien durch den E-Generator profitieren könnte, teilt die Hochschule mit.
Arvey ist ein silbrig-grauer Kasten, wiegt knapp zehn Kilo und ist kaum größer als eine Handtasche. Die Batterie, die sich im unteren Teil befindet, besteht aus einem Lithium-Eisenphosphat-Kern. Über die Leistungselektronik, die im oberen Teil verbaut ist, wird die Batterie kontrolliert.
Betrieb mit Netzstrom oder Solarenergie
Aufgeladen wird sie mit Netzstrom oder Solarenergie. Dafür hat Axsol ein Solarpanel mit magnetischer Rückseite entwickelt. Damit hält es auch bei voller Fahrt auf dem Autodach. So kann die Batterie im Kofferraum laden.
Zehn Sonnenstunden benötigt Arvey, um sich vollständig aufzuladen. Hängt sie an der Steckdose, dauert es vier Stunden. Ein Kilowatt Strom kann Arvey abgeben und wie eine gewöhnliche Steckdose liefert sie 230 Volt in Wechselspannung.
Da das System zum Mitnehmen ist, spielt Sicherheit eine große Rolle. Arvey kann umfallen oder anecken. Deshalb reiche es nicht aus, dass lediglich die Batterietechnik sicher sei, meint der Axsol-Chef. Auch das Aluminium-Gehäuse müsse einiges aushalten.
Die Batterie überstehe einen Fall aus bis zu drei Metern. Sogar mit dem Auto könne man drüberfahren, ohne dass die Batterie nennenswert Schaden nimmt, so Zinecker. Die mobile Steckdose würde dabei zwar verbeulen, aber nicht auslaufen.
Als das Ebola-Fieber vor zweieinhalb Jahren in Afrika ausbrach, bat ein befreundeter Arzt Jürgen Zinecker um Hilfe. Sein Freund reiste mit anderen Ärzteteams in die Krisengebiete. Jedoch hatten einige keinen Strom vor Ort.
Zinecker suchte auf einer Solarmesse nach kraftstoffunabhängigen Energieträgern, um sie nach Afrika zu schicken. Jedoch gab es solche Produkte nicht auf dem Markt. Somit war die Idee für Arvey geboren.
Das Einsatzgebiet von Arvey ist umfangreich. Sie sei sowohl für Privatpersonen geeignet, die mit dem Wohnwagen verreisen, als auch für die gewerbliche Nutzung wie in Bau- oder Einsatzfahrzeugen. „Aber der humanitäre Gedanke ist uns genauso wichtig“, sagt Geschäftsführer Zinecker.
Mit Universitäten in Äthiopien und Mosambik hat das Würzburger Unternehmen ein Projekt laufen, das ländliche Regionen mit Strom versorgen soll. Die Idee: Nach ihrem Abschluss eröffnen die Elektroingenieure Geschäfte in ihrem Dorf, wo die Einwohner gegen eine Leihgebühr solche Batterien holen können.
Wenn sie leer sind, können sie in dem Laden wieder aufgeladen werden. Dadurch sollen die Menschen an die Technik gewöhnt werden. In Nordafrika, der Türkei und im Somaliland laufen Diskussionen, ob solche Batterien eingesetzt werden sollen.
E-Generatoren für Flüchtlingslager
Für das Projekt „Better Shelter“ (englisch für: bessere Unterkunft) der Ikea Foundation und des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) werden die E-Generatoren in Flüchtlingslagern verwendet. Dabei handelt es sich um robuste Wohnmodule, die leicht zu montieren und kosteneffizient sind. Stromkabel in die Flüchtlingslager zu verlegen, kostet jedoch viel Zeit und die Versorgung durch Dieselaggregate ist teuer und umweltschädlich.
Um die Unterkünfte trotzdem schnell mit Strom zu versorgen, werden sie mit den Solargeneratoren von Axsol ausgestattet. Im vergangenen Jahr wurden bereits 10 000 Wohneinheiten ausgeliefert. Der soziale Aspekt liegt Jürgen Zinecker und seinem Team am Herzen: „Wir wissen: Wir bewegen was und es geht in die richtige Richtung.“