Vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Zuckerpreise hat die Südzucker AG im Werk Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe auf Eis gelegt. Europas größter Zuckererzeuger reagiert damit auf einen operativen Verlust im Kernsegment Zucker von zuletzt 239 Millionen Euro. Dank der Diversifizierung in die Bereiche Stärke, Ethanol, Tiefkühlpizza und Fruchtzubereitungen blieb das Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2018/19 mit 27 Millionen Euro noch knapp positiv (Vorjahr: 445 Mio. €).
Ein durch Brandstiftung verursachter Großbrand auf dem Rübenlager der Fabrik hinterließ im Juni 2017 einen Schaden von knapp zehn Millionen Euro. Die Förderanlage wurden anschließend provisorisch instand gesetzt, sollte aber vollständig erneuert werden. Den Umbau im Umfang von rund 14 Millionen Euro hat der Konzern nun gestoppt und will stattdessen vorhandene Anlagen im Umfang von rund fünf Millionen Euro weiter ertüchtigen. Auch der geplante Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes wurde auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Alle Investitionsentscheidungen auf dem Prüfstand
"Vor dem Hintergrund der aktuellen Unternehmenssituation müssen wir alle Investitionsentscheidungen auf den Prüfstand stellen", sagte Konzernsprecher Dominik Risser dazu gegenüber der Redaktion. Durch ein Überangebot ist der Zuckerpreis unter die Marke von 300 Euro gerutscht. Weltweit sei niemand in der Lage, zu diesen Konditionen wirtschaftlich zu produzieren, so Risser. Als ein Auslöser gelten große Mengen staatlich subventionierten Zuckers, die von Indien auf den Weltmarkt drängen.
Um den europäischen Markt zu entlasten, hat Südzucker bereits vor Monaten bekannt gegeben, nach der nächsten Kampagne ihre beiden deutschen Werke in Warburg und Brottewitz sowie zwei weitere Standorte in Frankreich und einen in Polen zu schließen. 700 000 Tonnen Zucker sollen dadurch insgesamt vom Markt genommen werden. Ein Angebot der französischen Rübenbauern, die beiden Werke zu übernehmen, hat der Konzern abgelehnt.