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MÜNCHEN
Stimmung in den Chefetagen steigt
Stimmung in den Chefetagen steigt
reda
 |  aktualisiert: 24.11.2014 19:37 Uhr

Steigende Kurse an den Börsen, Überraschung bei Ökonomen: Erstmals seit April hat sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen wieder aufgehellt. Die Hoffnung wächst, dass die zuletzt schwächelnde Konjunktur im kommenden Jahr wieder Fahrt aufnimmt. Niedrigere Ölpreise und der schwächere Euro könnten sich als Konjunkturprogramm erweisen. Ist die Trendwende eingeleitet?

Ökonomen sind zuversichtlich, sehen aber keinen Anlass für Euphorie. Die bessere Stimmung in den Unternehmen sei ein gutes Signal, sollte aber nicht überbewertet werden, erklärt Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut in München. „Für eine Trendwende ist es noch zu früh“, sagt er. Erst nach drei Bewegungen des Ifo-Indexes in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende in der Konjunkturentwicklung.

Aber „es gibt Anlass zur Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft nicht auf eine Rezession zusteuert, sondern sich zu Jahresbeginn 2015 allmählich aus der Quasi-Stagnation der letzten Monate lösen kann“, meint Michael Holstein, Leiter Volkswirtschaft bei der DZ Bank.

Für bessere Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft sorgt der Euro, der seit dem Frühjahr gegenüber anderen Währungen deutlich an Stärke verloren hat. Ausfuhren von Produkten „Made in Germany“ werden dadurch billiger, was den Absatz ankurbeln kann. Nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonomen könnte sich der Euro als kleines Konjunkturprogramm für die exportabhängige deutsche Wirtschaft erweisen und das Wachstum im Durchschnitt der kommenden vier Quartale um gut einen halben Prozentpunkt anschieben.

Rückenwind bekommen die Unternehmen auch von dem deutlich gesunkenen Ölpreis. Vor allem die Industrie profitiert von geringeren Energiekosten. Der niedrigere Ölpreis zieht auch die Preise von Benzin und Diesel sowie für Heizöl nach unten. Das entlastet die Budgets der Verbraucher und sie haben mehr Geld für den Konsum zur Verfügung.

Der Handelsverband HDE prognostiziert für das diesjährige Weihnachtsgeschäft denn auch ein Umsatzplus von 1,2 Prozent auf 85,5 Milliarden Euro – das sind 0,3 Prozent mehr als bislang erwartet.

Der private Konsum erwies sich zuletzt ohnehin als Stütze der deutschen Wirtschaft. Die Kauflust der Verbraucher bewahrte Deutschland im dritten Quartal vor dem Absturz in die Rezession: Nach dem schwachen Frühjahr war die deutsche Wirtschaft im Sommer wieder leicht gewachsen – allerdings nur um magere 0,1 Prozent.

Ein Grund für das maue Wachstum: Unternehmen hielten sich mit Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen oder Fahrzeuge zurück. Internationale Krisen, insbesondere der Konflikt mit Russland um die Ukraine, verunsicherten viele Firmen. Inzwischen hat sich die Stimmung in der Investitionsgüterindustrie etwas aufgehellt. „Es besteht Hoffnung, dass sich die Investitionen wieder etwas berappeln“, sagt Wohlrabe.

An der Börse sorgte der überraschende Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Indexes schon einmal für gute Stimmung. Der Dax knackte am Montag die Marke von 9800 Punkten. „Vor allem die deutlich verbesserten Geschäftsaussichten geben Hoffnung, dass es sich nicht nur um einen positiven Ausreißer handelt“, sagt Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Nach Überzeugung der Bundesbank wird die deutsche Wirtschaft zwar auch im Winter kaum vom Fleck kommen. Die Notenbank rechnet mit einer schwunglosen Wirtschaftsentwicklung mindestens bis Ende 2014, wie es im jüngsten Monatsbericht hieß. Doch die Hoffnung für 2015 wächst.

Wie der Ifo-Index entsteht

Einmal pro Monat fragt das Ifo-Institut quer durch Deutschland rund 7000 Firmen, wie es ihnen geht. Dazu gehören kleine Geschäfte ebenso wie große Konzerne mit Tausenden Beschäftigten. Rund ein Dutzend Fragen werden zur Einschätzung der aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die nächsten sechs Monate gestellt. Aus den Antworten werden die drei Indizes zum Geschäftsklima, zur Lage und zu den Erwartungen erstellt. Der Ifo-Index gilt als wichtiges Stimmungsbarometer für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

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Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Positive Erwartungen: Glühende Brammen, Ausgangsmaterial für Bleche und Bänder, werden im Werk der Salzgitter AG in Niedersachsen von einem Kran auf einen Zug geladen.
 
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