Feinstaub ist in aller Munde. Über Elektrosmog wird in diesen Zeiten dagegen kaum diskutiert. Auch sein Einfluss auf die Gesundheit ist umstritten. Relativ sicher sind sich Forscher, dass bestimmte Tierarten unter elektromagnetischen Nieder- sowie Hochfrequenzfeldern leiden - beispielsweise Bienen, Fledermäuse, Kühe, Zugvögel. Und Hunde.
Das mit den Hunden hat Anja Gansbühler auf den Plan gebracht: "Meine Intention war, einen Zufluchtsort für Vierbeiner zu schaffen. Denn Hunde sind zu Hause und noch stärker im Büro vielen Strahlen ausgesetzt."
Also entwickelte sie ein passendes Produkt und gründete das Start-up Steve Dogs. Es ist Teil des Möbelgroßhändlers Quadrato in Eibelstadt (Lkr. Würzburg), als dessen Geschäftsführer Gansbühler gemeinsam mit ihrem Ehemann Claudius eingetragen ist. So kann Steve Dogs auf eingespielte Prozesse wie Buchhaltung und Logistik zurückgreifen.
Anja Gansbühler, die selbst eine Dackeldame besitzt, erfand ein Hundehaus. Es erinnert weniger an die klassische Hundehütte als vielmehr an ein Schneckenhäuschen. "Die Idee ist mir während eines Spaziergangs in den Weinbergen gekommen", sagt die gebürtige Nordrhein-Westfälin.
Nach Angaben des Online-Portals Statista werden in Deutschland aktuell rund 11,6 Millionen Hunde gehalten. Die meisten übernachten in den Betten der Herrchen, auf eigenen Kissen oder draußen im Zwinger. Dort sind sie mehr oder weniger starken Strahlen ausgesetzt - je nachdem, wo der nächste Funkmast oder das nächste WLAN-Modem stehen.
Was es mit dem Faradayschen Käfig auf sich hat
Im Inneren der Bellfugios - so der Nane des "Hundehauses" - ist die Strahlendosis hingegen deutlich abgeschwächt. "Es funktioniert wie ein Faradayscher Käfig", erklärt die Unternehmerin.
Dieses Prinzip ist vor allem von Autos und Flugzeugen bekannt. Wenn dort ein Blitz einschlägt, sind die Insassen bei geschlossenen Türen geschützt, weil sich die Ladung über die gesamte Oberfläche verteilt. Bei elektromagnetischen Wellen, die etwa von Sendemasten oder WLAN-Stationen ausgehen, beruht die Abschirmwirkung auf entgegengesetzten Wirbelströmen, die sich in der leitfähigen Hülle bilden.
"Da wir unsere Hunde in kein Bleigefäß einsperren wollen, umspannt das Bellfugio ein Metallgestänge mit einem engmaschigen Drahtgeflecht", berichtet Gansbühler. Dieses böte zwar keine vollständige Abschirmung, aber die Strahlendosis gehe zurück.
Um wie viel Prozent, das hängt von mehreren Faktoren ab. "Doch selbst wenn es sich nur um eine 10-prozentige Strahlenabnahme handelt, wäre etwas gewonnen." Und tatsächlich: Außerhalb des Hundehäuschens schlägt Gansbühlers Messgerät voll an. Legt man es in das Bellfugio, wechselt die Farbe von Rot nach Grün.
"Wir haben das Prinzip mit Physikern an der Uni Würzburg ausgiebig getestet. Es funktioniert", zeigt sich die Eibelstädterin zufrieden, die man im Ort auch CSU-Vorsitzende kennt. Der Versuchsaufbau umfasste einen Sender elektromagnetischer Strahlung und einem Empfänger, der zum Nachweis dieser Wellen ausgerichtet ist. Während der Messung reduzierte sich die vom Empfänger ermittelte Amplitude, sobald er in das Hundehaus gelegt wurde.
Entwurf entstand in Indonesien
Eine zuverlässige quantitative Aussage war auch hier nicht möglich. "Mir war wichtig, das Ganze so einfach wie möglich zu machen", erklärt Gansbühler. Ihr Dackel Janka scheint sich jedenfalls im Bellfugio wohlzufühlen. "Sie ist sozusagen unser Testimonial", schmunzelt das Frauchen.
Die technische Wirkung ist das eine, das Design das andere. "Als Vorlage hatte ich nur eine einfache Zeichnung und einige Erläuterungen", erinnert sich Gansbühler. Umgesetzt worden ist der Entwurf von einem indonesischen Partnerbetrieb, mit dem Quadrato auch bei anderen Möbelgeschäften zusammenarbeitet. "Es war schön zu sehen, dass sich die eigene Vorstellung nahezu eins zu eins im Bellfugio widerfindet."
Das Gehäuse des geschlossenen Hundekörbchens besteht neben der formgebenden und leitfähigen Hülle aus handgeflochtenem Polyrattan - ein Material, das sich in vielen Gartenmöbeln wiederfindet. Bleibt nur noch die Frage, was es mit dem Firmennamen auf sich hat? "Steve Jobs war und ist ein großes Vorbild für mich, auch weil bei ihm neben der Technik immer Design und einfaches Handling im Mittelpunkt standen", sagt Anja Gansbühler.
Der frühere Apple-Chef, der 2011 einem Krebsleiden erlag, galt als großer Visionär und machte immer wieder mit seinen Weltanschauungen von sich reden. Neben den Bellfugios - der Name steht für das Schöne sowie das Refugium, also ein Rückzugsort - gibt es mittlerweile auch ein Catfugio. Die Zahl der Katzen in Deutschland liegt sogar noch über der von Hunden.