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Startup will mit Auto-Abo-Modell Geld verdienen
Das Würzburger Unternehmen Faaren GmbH hat einen virtuellen Fahrzeugmarktplatz freigeschaltet. Wie das Startup versucht, den digitalen Umbruch im Fahrzeugmarkt zu nutzen.
Das Gründer-Team des Würzburger Startups Faaren beim 'Go Live Event' am vergangenen Freitag
Foto: Moritz Baumann | Das Gründer-Team des Würzburger Startups Faaren beim "Go Live Event" am vergangenen Freitag
Moritz Baumann
Moritz Baumann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:55 Uhr

Die Idee kam ihm während seines Praxissemesters bei BMW. Eigentlich studiert Daniel Garnitz E-Commerce an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, doch seit einem halben Jahr treibt er mit vier seiner Kommilitonen das Startup Faaren voran. Am vergangenen Freitag war es dann soweit. Das Team schaltete die seit Monaten entwickelte Auto-Abo-Plattform frei - ein Angebot, das sich zwischen Leasing und Carsharing befindet. 

Auf der Website kann jeder in wenigen Schritten Autos anmieten - egal ob Kleinwagen, Limousine oder SUV. Was sich unspektakulär anhört, soll in Deutschland eine Lücke im digitalen Automobilmarkt besetzen. Im Fokus steht die Flexibilität. Ähnlich wie bei Netflix und Spotify können Fahrzeuge im All-Inclusive-Paket bestellt und monatlich wieder gekündigt werden. Um Versicherung, Reparaturen, Steuer und Reifenwechsel braucht sich der Kunde nicht zu kümmern. Lediglich der Sprit muss noch selbst bezahlt werden. Daniel Garnitz, CEO von Faaren, ist sich sicher: "Autos zu kaufen und sich über Jahre zu binden, wird besonders bei jüngeren Fahrern immer unbeliebter."

Mobilität neu denken

Es ist kein Zufall, dass sich Garnitz für ein Startup in der Automobilbranche entschieden hat. Die Liebe für Motoren und Karosserie war ihm quasi in die Wiege gelegt. Schon mit 13 Jahren verbrachte er ganze Wochenenden auf Motorshows. Während seines Praktikums bei BMW in München habe er dann festgestellt, dass sich der Automobilmarkt derzeit in einem "Umbruch bisher unbekannten Ausmaßes befinde". Vor allem die digitale Entwicklung - insbesondere das autonome Fahren, die Elektromobilität und neue Mobilitätskonzepte wie Carsharing - werden in den Konzernzentralen in München, Wolfsburg und Stuttgart diskutiert. Aus all diesen Eindrücken entwickelte sich die Idee für Faaren.

In den letzten Monaten wurde das Zentrum für Digitale Innovation (ZDI) Mainfranken für die fünf Studenten Daniel Garnitz, Konstantin Stenzel, Maximilian Renoth, Fabian Hagen und Eike Ben Seifert zu einem zweiten Zuhause. Der ZDI-Leiter Christian Andersen erzählt: "Oft bin ich hier spätabends entlang gefahren und es brannte immer noch Licht im Büro des Faaren-Teams." 70- bis 80-Stunden-Wochen seien keine Seltenheit.

"Autos zu kaufen und sich über Jahre zu binden, wird besonders bei jüngeren Fahrern immer unbeliebter."
Daniel Garnitz, Geschäftsführer Faaren GmbH

In der Gründungsphase sind junge Startups vor allem auf ein weites Netzwerk von Förderern, Kunden und Kooperationspartnern angewiesen. Einen ersten Erfolg kann das Unternehmen hier schon vorweisen. Die Enowa AG, nach eigenen Angaben eine "Unternehmensberatung für digitale Transformation", beteiligt sich mit einem sechsstelligen Investement an Faaren.

Bevor im Februar die nächste Finanzierungsrunde ansteht, muss sich die Faaren-Plattform am Markt beweisen. Doch das Team ist zuversichtlich und plant schon in den nächsten Monaten neue Mitarbeiter einzustellen. Ein großes Thema wird auch die Auswertung von Nutzerdaten sein. Je größer die Plattform wird, desto mehr Daten kann das Team erheben. Dies sei die Grundlage, um das Unternehmen stetig weiterzuentwickeln. Das Startup begibt sich damit in den direkten Wettbewerb um die begehrten Nutzerdaten.

Autohäuser als Mobilitätsdienstleister der Zukunft

Faaren ist nicht das erste Unternehmen, das Autos im Abo-Paket anbietet. Gerade in den USA und Großbritannien gibt es hier mehrere Anbieter - in Deutschland aber gibt es hier kaum Angebote. Das Faaren-Team hat sich dabei bewusst entschieden, nur als Vermittler zu fungieren. Einen eigenen Fuhrpark hat das Digitalunternehmen nicht. Die Plattform vermittelt lediglich zwischen Autohändlern und Kunden und kassiert dafür zwischen sechs bis 25 Prozent Provision.

Für die Autohäuser könnte sich die Kooperation mit Faaren lohnen. Durch die Auto-Vermietung im Abo-Modell können sie ihre Zulassungszahlen erhöhen und die Zeit, in denen Fahrzeuge ungenutzt auf dem Hof stehen, verkürzen. Viele Autohäuser in Mainfranken stehen aktuell vor der Herausforderung neue Verkaufsmodelle zu entwickeln, die im digitalen Wettbewerb bestehen können. Das kostet Geld und Ressourcen. Der Faaren-Gründer Konstantin Stenzel ist sich sicher, dass die Autohäuser von der Faaren-Plattform profitieren. Dies sei ein erster Schritt auf ihrem Weg zu "Mobilitätsdienstleistern der Zukunft".

Für die Faaren GmbH könnte die Preisgestaltung noch zur Herausforderung werden. Grundsätzlich bieten die Autohäuser verfügbare Fahrzeuge an und legen die Preise selbst fest. Im monatlichen Abo liegen diese aber ein ganzes Stück über gängigen Leasing-Raten, so liegt ein VW Polo bei knapp 500 Euro, ein Audi A3 als Limousine schlägt schon mit über 800 Euro zu Buche. Das muss man sich leisten können. Doch das Konzept könnte aufgehen: Auch für Spotify geben viele Kunden 120 Euro im Jahr aus - wahrscheinlich weit mehr als für CDs im analogen Zeitalter. Doch Angebot und Flexibilität scheinen den Preis zu rechtfertigen. 

 
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