zurück
Standpunkt: Nicht genug!
Miriam Moll
 |  aktualisiert: 31.07.2017 03:28 Uhr

Natürlich ist es leicht zu behaupten, dass die Entscheidung der EU-Kommission überfällig war. Sieben Jahre brauchte die Behörde, um den Internetriesen vorläufig in die Schranken zu weisen. Doch genau darum geht es: eine erdrückende Beweislast zu schaffen. 1,7 Milliarden Suchanfragen analysierte die Wettbewerbsaufsicht. Allein im vergangenen Jahr brachte es der Internetriese auf etwa 3,3 Billionen. Und dennoch dürfte es für den US-Konzern schwer werden, die Strafe aus Brüssel anzufechten. Vestager ist bekannt für ihre Gewissenhaftigkeit. Nach ihrer Amtsübernahme ließ sie drei Jahre verstreichen, bis sie das Rekordbußgeld gegen Google verkündete. Und dennoch bleibt die Summe hinter den Erwartungen zurück. Immerhin hätte die EU-Kommission das Unternehmen mit bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes bestrafen können: etwa sechs Milliarden Euro. Doch das lange Zögern hatte seinen Preis. Im schnelllebigen digitalen Markt hatten europäische Unternehmen gegen die Übermacht der US-Riesen bislang nur wenig Chancen. Fünf der zehn wertvollsten Konzerne weltweit sind Plattformen wie Facebook und Amazon. Keine einzige davon stammt aus Europa. EU-Politiker monieren längst, dass die Gemeinschaft sich an das digitale Zeitalter anpassen muss.

Doch selbst in Deutschland ist man von flächendeckendem Breitbandinternet noch weit entfernt. Das digitale Urheberrecht wartet nach wie vor auf eine reformierte EU-Regel. Immerhin: Kommendes Jahr soll die Datenschutzgrundverordnung in Kraft treten, die die Rechte der EU-Bürger im Internet sichert.

Für Konzerne wie Google, die sich ihre Dienste mit den Daten ihrer Kunden bezahlen lassen, wird dies nur eingeschränkt Auswirkungen haben: Denn der Nutzer entscheidet, ob er zu diesem Tauschgeschäft bereit ist. Tut er dies nicht, kann er die Googledienste nicht mehr nutzen. Und genau da hat das Unternehmen längst Profit geschlagen: Verbraucher wollen bei Suchmaschinen die relevantesten Ergebnisse finden. Und wo könnte man das besser als beim größten Anbieter? Google hält mehr als 90 Prozent der Marktanteile – für Nutzer ein überzeugendes Argument. Google hat längst gewonnen. Daran wird das Urteil nichts ändern.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Miriam Moll
Amazon
Europäische Kommission
Google
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen