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„So viel Migros, wie richtig ist“
Neue Achse Fulda-Zürich: Die Logos der Schweizer Migros und der deutschen Supermarkt-Kette tegut bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Übernahme Anfang Oktober.
Foto: dpa | Neue Achse Fulda-Zürich: Die Logos der Schweizer Migros und der deutschen Supermarkt-Kette tegut bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Übernahme Anfang Oktober.
Das Gespräch führte Michael Deppisch
 |  aktualisiert: 07.01.2016 15:10 Uhr

Anfang Oktober verkündete die Fuldaer Einzelhandelskette tegut – die alleine in Unter- und Oberfranken etwa 50 Läden betreibt – die Übernahme durch die Genossenschaft Migros Zürich. Wir sprachen am Rande der ersten „tegut-Zukunftswerkstatt“ in Fulda mit Thomas Gutberlet, Enkel des Firmengründers Theo Gutberlet, über Investitionspläne, Expansionsideen – und das Wahlrecht des Kunden.

Seit 1. Januar gehört tegut nun zur Migros. Was hat sich bislang geändert?

Gutberlet: Wir lernen voneinander. Es gibt viele Dinge, die die Migros als Handelsunternehmen unglaublich gut ausgearbeitet hat, etwa in der Logistik oder bei den eigenen Produktionsbetrieben. Das gilt es nun kennenzulernen und zu sehen, was wir als tegut davon für den deutschen Markt übernehmen können.

Wieviel Migros wird dann künftig in tegut sein?

Gutberlet: So viel, wie richtig ist. So viel, wie es der deutsche Kunde haben will. Gerade bei den eigenen Produkten ist die Migros sehr weit und arbeitet sehr nachhaltig. Das ist eine gute Ergänzung zu unserem Bio-Sortiment mit vielen regionalen Artikeln auf der einen Seite und dem Preiseinstiegssortiment auf der anderen Seite. Unser Ziel: Gute Qualität zu einem fairen Preis – an der Stelle können wir sicher noch etwas tun.

Apropos fairer Preis: Die Schweiz gilt als Hochpreisland – steigen dann auch bei tegut die Preise?

Gutberlet: Man kann das nicht miteinander vergleichen. Der Schweizer Markt ist ein völlig anderer als der deutsche. Die Unternehmen in der Schweiz haben eine andere Kostenstruktur, die Schweiz hat ein deutlich höheres Einkommensniveau. Nein, die Preise bei tegut werden in den verschiedenen Bereichen auf dem bislang vertrauten Niveau bleiben.

Wie war denn in den knapp vier Monaten seit dem Entschluss, an Migros zu verkaufen, die Resonanz der Kunden?

Gutberlet: Die Kunden hatten natürlich schon viele Fragen. Bekomme ich nach wie vor meine regionalen Artikel? Gibt es auch morgen noch Bioprodukte? Da können wir sagen, dass es all das künftig weiter geben wird. Und wir werden auch in Zukunft noch unsere Kompetenz des kleinsten Preises fortführen.

. . . der Preis, der bei den verschiedenen Waren vom Discount vorgegeben wird.

Gutberlet: Richtig. Wir sind als Händler aufgefordert, dass jeder sich seinen Einkaufskorb so zusammenstellen kann, wie er das möchte. Wo der Kunde mehr Wert auf den Preis legt – ganz egal, warum – dann müssen wir ihm das anbieten. Gerade diese Kompetenz des kleinsten Preises, die müssen wir in Zukunft noch stärker herausstellen.

Die tegut als Preisbrecher?

Gutberlet: Das sicher nicht. Aber sehen Sie sich die Migros an: Die kommt historisch ja aus dem Gedanken heraus, wie man das Gemeinwohl fördern kann durch faire Preise für die Bürger. Das ist der Ansatz.

Welche Expansionspläne haben Sie?

Gutberlet: Ich würde mal sagen, es gibt Expansionsideen. Wenn man sich ansieht, wo die Menschen in Deutschland Interesse an ökologischen, regionalen und nachhaltigen Artikeln haben . . .

. . . und sich die auch leisten können.

Gutberlet: Und auch eine Wirtschaftsstruktur vorhanden ist, die das ermöglicht, dann sind das sicherlich Expansionsgebiete, die sich sehr viel einfacher mit unserem Konzept bearbeiten lassen als andere.

Also eher südlich von Fulda, oder?

Gutberlet: Ja, südlich von Fulda in Richtung Stammgebiet der Migros.

Entlang der Achse Fulda-Bodensee also.

Gutberlet: Das kann man so sagen.

In Deutschland wird die Migros also künftig nur noch über die Marke tegut expandieren – kann man das so sagen?

Gutberlet: Ja, das trifft zu.

Im Oktober sprachen Sie von Investitionen in bestehende tegut-Märkte. Gibt es da Nachholbedarf?

Gutberlet: Wir setzen bei den Läden an, die es nötig haben. Leser etwa in Bad Brückenau oder Bad Neustadt haben sicher ein paar Ideen, was man an den dortigen Läden machen kann. Diese Märkte haben, das muss man einfach so sagen, ihre Schuldigkeit getan, da ist dringend eine Regeneration notwendig.

Hat man hier in den vergangenen Jahren etwas versäumt?

Gutberlet: Es gibt bei rund 300 Läden immer welche, die in die Jahre gekommen sind. Aber ja, wir haben da einfach zu langsam reagiert.

Wie ist, gut 100 Tage nach dem Verkauf, jetzt die Stimmung der Mitarbeiter?

Gutberlet: Die Stimmung war in der vergangenen Zeit eher schlecht, gar keine Frage. Es gab viel Verunsicherung, wir hatten ja schon Sparmaßnahmen laufen, Läden wurden geschlossen – das bleibt nicht ohne Folgen. Aber jetzt würde ich sagen, dass alle wissen, wo es hingeht. Ja, man kann sagen: Es geht aufwärts.

Thomas Gutberlet

Als Chef von tegut wird Thomas Gutberlet (43) auch künftig die Geschäfte der Einzelhandelskette führen – vom Stammsitz Fulda aus. Er löste 2009 seinen Vater Wolfgang Gutberlet an der Unternehmensspitze ab. Gegründet wurde tegut 1947 von Theo Gutberlet (daher der Name). Heute betreibt das Unternehmen, das seit 1. Januar zur Migros Zürich, einer von insgesamt elf Migros-Genossenschaften, gehört, rund 280 Läden, vorwiegend in Hessen, Thüringen und Nordbayern. FOTO/Text: MD

 
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