Wer mit seinem Smartphone in ausländischen Netzen surft, Daten abruft oder auch nur telefoniert, bekommt am Ende womöglich eine saftige Rechnung präsentiert. So war es in der Vergangenheit. Ursache sind die Roaming-Gebühren, die beim Umherwandern durch ausländische Mobilfunknetze anfallen. Seit vielen Jahren sind der EU-Kommission die Roaming-Gebühren ein Dorn im Auge. Neelie Kroes, Kommissarin für die Digitale Agenda, möchte sie schnell abschaffen.
Doch die Branchenriesen Telekom, Orange, Vodafone tun sich schwer, aus diesem Giftbecher der EU zu trinken. Sie argumentieren, sie hätten für den Ausbau der Netze zu Hochgeschwindigkeitsautobahnen derzeit enorme Kosten und Investitionen zu schultern. Der Europäische Branchenverband ETNO taxiert die Einnahmeausfälle bis 2020 auf ein Volumen von sieben Milliarden Euro. Auch wenn die EU-Staaten dem Beschluss über das Ende des Roaming noch zustimmen müssen, gibt es kaum einen Weg zurück. Tatsächlich hat Brüssel in den vergangenen Jahren die Zusatzkosten im EU-Ausland nach unten gedrückt. Derzeit liegt die Obergrenze für abgehende Telefonate von einem EU-Land ins andere bei 24 Cent, am 1. Juli sinkt sie auf 19 Cent, plus Mehrwertsteuer. Für ankommende Gespräche dürfen maximal sieben Cent und ab Jahresmitte nur noch sechs Cent kassiert werden. Auch die Preisobergrenzen für die beliebten Textnachrichter SMS sind streng vorgegeben. Sie werden netto von acht Cent auf sechs Cent abgesenkt. Und immer wichtiger: Das mobile Surfen im EU-Ausland wird günstiger. Zum 1. Juli sinkt der Preis pro Megabyte netto um mehr als die Hälfte auf 20 Cent.
Um bösen Überraschungen vorzubeugen, hat die EU eine Kostenbremse beim mobilen Surfen eingebaut. Werden 60 Euro erreicht, muss der Nutzer zustimmen, um das Surfen fortzusetzen. In Deutschland ist E-Plus vor wenigen Monaten aus der Roamingfalle ausgebrochen. So wurden bei den Discountmarken wie simyo, blau.de oder aldi-talk die Roamingkosten im Prepaid-Bereich gestrichen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. „Wir planen zu den Sommerferien, dass Kunden ihre Flatrates ins EU-Ausland mitnehmen können“, sagt ein Vodafone-Sprecher – allerdings nicht kostenlos. Der Marktführer Telekom ist ein Stück weiter. Mit einem monatlichen Aufpreis von fünf Euro und einer Laufzeit von einem Jahr können Vertragskunden ab dem 1. Juli ihre Inlands-Flatrate auch frei im EU-Ausland nutzen.