Am Wochenende starten in Bayern die Sommerferien – dann werden sich wieder etliche Schüler in der Region bei einem Ferienjob etwas Taschengeld dazuverdienen. Nicht nur für Schüler ist die zusätzliche Verdienstmöglichkeit attraktiv – auch viele Studierende arbeiten bis zum Semesterstart gerne als Ferienjobber. Das Angebot ist groß: Gerade zur Ferienzeit, wenn viele Angestellte in den Urlaub fahren, sind die Betriebe bei der guten Konjunkturlage oftmals auf die Ferienjobber angewiesen. Gesucht wird jedoch nicht überall und nicht alle Betriebe sind bei den Bewerbern gleich beliebt.
Industrie hat großen Bedarf
Sind Ferienjobs also überhaupt noch in Mode? „Absolut“, sagt eine Sprecherin des Schweinfurter Industrieunternehmens SKF. „Der Beitrag zur Finanzierung des Studiums beziehungsweise zur Erfüllung eines Wunsches sind ein großes Ziel.“ Rund 370 Ferienjobber beschäftige das Unternehmen während der Sommerferien bei sich – hauptsächlich in der Fertigung. Neben den finanziellen Anreizen sei für viele Ferienjobber auch attraktiv, „ein international agierendes Unternehmen und dessen Struktur und Arbeitsweise kennenzulernen.“
Ähnlich sieht es auch beim Automobilzulieferer ZF aus. Das Unternehmen beschäftigt in diesem Sommer sogar rund 1000 Ferienjobber – das entspreche in etwa der Zahl vom vergangenen Jahr. Die Anzahl der Bewerbungen sei „gleichbleibend hoch“ – so auch bei SKF. Auf eine Stelle kommen bei der Kugellagerfabrik rund vier Bewerber. Beim Sonnenschutz-Hersteller Warema in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart), der rund 250 Ferienjobber beschäftigt, habe sich die Zahl der Bewerber sogar kontinuierlich nach oben entwickelt, so das Unternehmen.
Hotels und Gaststätten finden keine Bewerber
Bewerberquoten, von denen Ruth Döpfner vom Hotel „Tor zum Steigerwald“ in Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) nur träumen kann: „Ich suche immer, aber die letzten Jahre ist es schwieriger geworden, jemanden zu finden“, klagt die Hotelbetreiberin. Derzeit sei eine von zwei Ferienjobstellen als Servicekraft besetzt. Für Küchenarbeiten oder die Zimmerreinigung finde sie schon seit mehr als fünf Jahren niemanden mehr. „Es gibt einfach nicht mehr so einen hohen Bedarf, sich in den Ferien etwas dazuzuverdienen“, glaubt Döpfner. Dabei zahle sie und viele andere im Gastgewerbe Mindestlohn, also 8,84 Euro pro Stunde. Das gelte auch für Unter-18-Jährige ohne Berufsausbildung, die eigentlich keinen Anspruch darauf haben.
Bei Industrieunternehmen wird hingegen häufig nach Tarif bezahlt. Der einzige Grund, warum haben Hotels und Gaststätten keine Ferienjobber finden? „Die Ansprüche an die Tätigkeit sind einfach gestiegen“, erklärt die Hotelbetreiberin. Jürgen Süß vom Hotel Ross in Schweinfurt formuliert es so: „Arbeit, die ich schon zu Hause nicht machen möchte, will ich auch in meiner Freizeit nicht machen – selbst wenn ich dafür Geld bekomme.“
Jobs als Kellner oder Barkeeper sind hingegen sehr gefragt, weil sie sehr „trinkgeldträchtig und kommunikativ“ seien, erklärt Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Unterfranken. Probleme sieht Schwägerl eher bei den gastronomietypischen Arbeitszeiten – abends und am Wochenende. Viele Hotel- und Gaststättenbetreiber greifen demnach lieber auf volljährige Ferienjobber zurück, um Probleme mit dem Jugendschutz zu vermeiden – das schränkt das Spektrum potenzieller Bewerber ein. Der unterfränkische Dehoga-Bezirksvorsitzende Heinz Stempfle sieht das Arbeitszeiten-Problem eher auf Bewerberseite: Für viele Ferienjobber seien die Abend- und Wochenenddienste einfach nicht so attraktiv, wie die geregelten Nine-to-Five-Arbeitszeiten in der Industrie.
Handelsgewerbe ist nicht auf der Suche
„Im Einzelhandel gibt es in ganz Bayern mehrere Tausend Ferienjobber, die gesucht werden“, erklärt Katja Meißner, Referentin des Handelsverbands Bayern in Unterfranken. Der Bedarf sei von der Großfiliale bis zum Ein-Mann-Betrieb sehr groß. Große Einzelhändler wie Galeria Kaufhof, Lidl oder Media-Markt erklären auf Nachfrage jedoch, dass in Unterfranken derzeit keine Ferienjobber gebraucht werden. Auch kleine Händler in der Region sind nicht auf der Suche: Bei den Modebetrieben ist der Bedarf ausreichend durch die Auszubildenden abgedeckt, im Buchhandel werden hauptsächlich Praktikanten beschäftigt.
Wie lässt sich der Widerspruch also erklären? „Betriebe, die personell schwach besetzt sind, machen eher zwei Wochen Betriebsferien als Ferienjobber einzustellen“ erklärt Meißner – auch, weil der bürokratische Aufwand so groß sei, dass es sich nicht lohne. Im Sommer werde tendenziell weniger gesucht, als im Winter. „Es gibt auch regionale Unterschiede zwischen Ballungsgebieten und ländlichen Regionen“, so die Handelsverband-Referentin.