Sie heißen Scandium, Yttrium und Lanthan. Und selbst wer diese Namen nicht kennt, hat Produkte mit solchen „Seltenen Erden“ bei sich. Denn diese insgesamt 17 Stoffe gehören zu den Grundbestandteilen von Mobiltelefonen, Flachbildfernsehern oder Lasergeräten wie CD-Spielern. Fast fünf Jahre lang standen die Elemente im Mittelpunkt eines beispiellosen Wirtschaftskrimis.
Denn ausgerechnet das kommunistische China konnte mit einem Marktanteil von über 90 Prozent lange die Preise diktieren. Seit Anfang 2015 ist das Monopol gebrochen. Noch in den letzten Dezember-Tagen änderte das Pekinger Handelsministerium die neuen Richtlinien für 2015. Zwar bedarf der Export der kostbaren Rohstoffe auch weiterhin der Genehmigung durch die höchsten Regierungsbehörden. Anders als bisher ist aber nicht mehr länger von begrenzten Quoten für die Ausfuhr die Rede. Die Hersteller von elektronischen Geräten dürfen jubeln.
„Der wichtigste Grund für die Abschaffung der bisherigen Quoten ist, dass die Pekinger Regierung einen stärker marktwirtschaftlichen Kurs verfolgen will“, sagte der stellvertretende Direktor des International Trade and Economics Research Institute, Jin Bosong. Sein Haus untersteht dem chinesischen Handelsministerium. Doch das ist wohl nur die halbe Wahrheit. Unmittelbar nach der Ausfuhrblockade durch Peking 2010 beschwerten sich vor allem die EU und die USA bei der Welthandelsorganisation (WTO) über die rüden Methoden aus Fernost. Immerhin senkte der kommunistische Staat vor fünf Jahren seine Exportquoten um rund 40 Prozent und trieb damit die Preise um das Zehnfache in die Höhe.
Erst vor wenigen Monaten hat die WTO in einem Urteil Peking verdonnert, die protektionistischen Maßnahmen zurückzunehmen. Nun beugte sich die Regierung des Riesenreiches, um nicht als offener Widersacher der globalen Handels- und Wettbewerbsregeln dazustehen. Zumal man sich gleichzeitig als einsichtiger Partner in Umweltfragen öffentlich positionieren konnte. Bei der Gewinnung der Seltenen Erden fallen große Mengen hochgiftiger Säure und radioaktiver Abfälle an. Da das Reich der Mitte ohnehin mit gewaltigen ökologischen Problemen zu kämpfen hat, kam das WTO-Urteil gerade recht.
Experten bezweifeln allerdings, ob diese Entwicklung allein Grund für die Besinnung Pekings auf marktwirtschaftliche Grundsätze ist. Denn der Versuch, das Monopol auf die Seltenen Erden zu nutzen, um eine Quasi-Kontrolle über die weltweite Hightech-Industrie zu bekommen, ist gründlich danebengegangen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatte China vor fünf Jahren noch einen Marktanteil bei Seltenen Erden von fast 98 Prozent, heute sind es nur noch 86 Prozent. Nischen-Unternehmen in den USA, in Malaysia, Australien und Russland sind in die Förderung eingestiegen. In Sachsen baut Ceritech seine Möglichkeiten zur Gewinnung Seltener Erden durch Recycling massiv aus. China laufen die Kunden weg. „Unter dem Druck des Monopols haben sich die Hersteller und Förderbetriebe viel einfallen lassen“, heißt es in Brüssel, wo man trotzdem froh über das Ende des „Wirtschaftskrimis“ ist.
Am Sitz der EU-Verwaltung sieht man die Entwicklung auch als Erfolg des europäischen Drängens. Immerhin gab es seit fünf Jahren praktisch kein Gipfeltreffen mit der Führung aus Peking mehr, bei dem die Seltenen Erden nicht auf der Tagesordnung standen.