Die Zeiten sind hart für vorsichtige Sparer. Die Zinsen sind extrem niedrig, und daran wird sich so schnell nichts ändern. Und vom Boom an den Börsen profitieren hierzulande immer weniger Menschen. Allein im vergangenen Jahr trennten sich nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) 600 000 Menschen in Deutschland von Aktien oder Aktienfonds, seit 2001 kehrten 3,9 Millionen Menschen der Börse den Rücken. Kursstürze wie nach dem 11. September oder der Lehman-Pleite haben das Vertrauen beschädigt.
Dabei gibt es einen Airbag für Anleger, wie Experten immer wieder betonen: die Dividende. Die Ausschüttung hilft, Kursverluste abzufedern und gilt als Hinweis für verlässliche Unternehmenspolitik. Jörg de Vries-Hippen, Chefanlagestratege Europäische Aktien bei Allianz Global Investors, betont, es gebe keinen besseren Indikator für die Solidität der Gewinnprognosen als die Dividendenpolitik. Tatsächlich haben Dividenden den deutschen Leitindex auch 2013 kräftig nach oben getrieben, erklärt die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jella Benner-Heinacher. Inklusive Gewinnausschüttungen habe der Dax rund 25 Prozent zugelegt, ohne Dividenden 18 Prozent: „Die Zahlen zeigen, dass insbesondere bei den 30 größten deutschen Aktiengesellschaften die Gewinnausschüttungen einen beträchtlichen Teil des Kurszuwachses ausmachen.“ Nach Angaben der DSW schütten die börsennotierten Unternehmen in Deutschland in diesem Jahr 37,3 Milliarden Euro aus. Noch drastischer ist das Bild, das die Allianz für einen deutlich längeren Zeitraum zeichnet: „Wer Anfang 1979 100 Euro in einen Korb Aktien [...] investierte, bekam Ende 2013 inklusive der Dividenden rund 5190 Euro zurück. Wer dagegen über den gleichen Zeitraum 100 Euro in deutsche Staatsanleihen anlegte [...], verhalf zwar dem Bundesfinanzminister zum guten Schlaf, bekam aber 2013 inklusive der Coupons nur circa 864 Euro zurück – ein kärgliches Frühstück.“ Und: Seit mehr als zwei Jahren zahlten europäische Unternehmen im Schnitt eine deutlich höhere Rendite über Dividendenzahlungen als über ihre eigenen Anleihen. Weil satte Gewinne und gesunde Bilanzen den tiefen Griff in die Kasse erlauben, seien die Aussichten für steigende Dividenden gut, prognostizieren Analysten der DZ Bank: „Mit Blick auf ein Ende der Rezession in Europa und ein solides Wachstum der Weltwirtschaft ab 2014 sollten auch die Dividenden in den kommenden Jahren wieder deutlich ansteigen. Nach zwei mageren Jahren gehen wir für 2015 wieder von einem Dividendenwachstum von rund zehn Prozent aus.“ Davon wird freilich nicht jeder Aktionär profitieren. So traf die Energiewende die Energieversorger E.ON und RWE hart, beide strichen die Dividende drastisch zusammen. ThyssenKrupp schüttet seit 2013 gar nicht mehr aus, die Commerzbank gilt als „Dauer-Nichtzahler“. Nach einer Studie der DSW und des Deutschen Instituts für Portfolio-Strategien (dips) haben in den vergangenen zehn Jahren von allen in deutschen Auswahlindizes gelisteten Unternehmen nur Fresenius Medical Care, Fresenius SE, Fuchs Petrolub und Stratec Biomedical die Ausschüttung zehnmal in Folge angehoben. Und von den 20 Dickschiffen der Dividendenzahler dünnten nur Siemens, Bayer, Munich Re und Linde den Geldregen für die Anteilseigner kein einziges Mal aus. „In schwierigen Jahren sind die Unternehmen geneigt, die Dividende relativ schnell nach unten zu schrauben“, kritisiert dips-Experte Christian W. Röhl.
Trotzdem kann sich das Investment lohnen: Nach einer Allianz-Untersuchung sind Aktien von Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, weniger schwankungsanfällig. In den vergangenen 40 Jahren gingen 40 Prozent der Wertsteigerung von Aktien auf das Konto von Dividendenzahlungen. Daher raten die Experten: „Anleger, die kontinuierliche Erträge suchen, sollten Dividendenaktien berücksichtigen.“
Dabei sollten sie auf „Dividenden-Aristokraten“ setzen, empfiehlt die DZ Bank: Unternehmen, die stetig Dividende bezahlt, angehoben oder stabil gehalten haben.