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FRANKFURT
Schaeffler gelingt das Börsendebüt
Schaeffler gelingt das Börsendebüt
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:01 Uhr

Erst schwang sie entschlossen die Börsenglocke, anschließend posierte Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann gut gelaunt neben dem Bronze-Bullen auf dem Börsen-Vorplatz: Zum Börsenstart der Schaeffler-Aktie bemühte sich die Firmenpatriarchin des fränkischen Autozulieferers Schaeffler am Freitag in Frankfurt demonstrativ um Optimismus. Den brauchte sie auch: Denn bis zuletzt war unklar, ob der lange geplante Gang des Familienunternehmens aufs Parkett top oder ein Flop werden würde. Beides blieb aus: Der erste Schaeffler-Börsentag glich vielmehr einer rasanten Achterbahnfahrt.

Das heftige Auf und Ab der Kurs-Kurve ließ die Unsicherheit des Finanzmarktes im Umgang mit dem Schaeffler-Papier erahnen. Schließlich sucht sich das Management einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt für den Börsenstart aus. Der fränkische Wälz- und Kugellager-Hersteller veröffentlichte seine Börsenpläne fast zeitgleich mit dem Bekanntwerden der VW-Affäre. Kurz darauf gingen mit den Papieren der Autohersteller auch die ihrer Zulieferer auf Talfahrt.

Firmeninsider machen derweil keinen Hehl daraus, dass der VW-Skandal Schaeffler beim Gang aufs Börsenparkett kalt erwischt hat - und schließlich auch zu Abstrichen bei der Preisspanne des neuen Papiers zwang. „Aber wann ist ein guter Zeitpunkt für einen Börsengang?“, fragte man sich im Firmenumfeld. Denn eigentlich hatte Schaeffler dem Vernehmen nach viel früher auf den Markt kommen wollen. Aber erst hatte die Griechenland-Krise zum Umplanen gezwungen, dann der Konjunktureinbruch in China die Börsenpläne durchkreuzt. Dennoch war der Börsengang für Schaeffler unumgänglich, um sich angesichts des immer noch riesigen Schuldenbergs finanziell Luft zu verschaffen. Die Schulden waren entstanden, als Maria Elisabeth Schaeffler 2008 nach dem Konkurrenten Continental griff – und sich dabei finanziell verhob. Banken waren damals im Vertrauen auf die Solidität des Unternehmens mit Krediten in Höhe von rund 12 Milliarden Euro eingesprungen. Ein Teil der Schulden ist abgebaut. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Schaeffler nun einen weiteren Teil der Darlehen tilgen. In Anbetracht des VW-Supergaus mit seinen wahrscheinlich weitreichenden Folgen für die gesamte Autoindustrie konnte das Schaeffler-Management mit dem Börsengang dennoch ganz zufrieden sein.

Der erste Kurs der stimmrechtslosen Vorzugsaktie lag mit 13,50 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 12,50 Euro – und kletterte dann in steilen Achterbahnkurven bis auf über 13,70 Euro. Am Abend ging es dann allerdings wieder abwärts bis unter den Ausgabekurs. Wertpapierhändler sprachen aber von einem „Platzierungserfolg“. Der fränkische Maschinenbauer profitierte in Augen von Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner nicht nur von der „aufgehellten Börsensituation“ der vergangenen Tage, sondern auch davon, dass er breiter als die meisten Autozulieferer aufgestellt ist. Mit seiner zweiten Säule – seinen Wälz- und Gleitlagern für die Industrie - gelang es dem Unternehmen, etwas aus dem Schatten des VW-Skandals zu treten.

Für Schaeffler bedeutet der Börsengang nach Einschätzung von Firmenkennern auch einen Wechsel der Firmenkultur. Die einst abgeriegelte Unternehmens-Trutzburg ist nach ihrer Umformung zur Aktiengesellschaft zu mehr Transparenz gezwungen: Das Management muss nun die Öffentlichkeit regelmäßig in ihre Bücher schauen lassen. Die AG-Konstruktion sorgt zudem für mehr Arbeitnehmer-Mitbestimmung. Seit einigen Jahren sitzen Gewerkschafter mit am Aufsichtsrats-Tisch. Der Börsengang vom Freitag bildete letztlich nur den Schlussstein unter die schon vor Jahren eingeleitete Entwicklung.

„Als Gesellschafter übernehmen wir unverändert Verantwortung.“
Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Schaeffler-Eigentümerin
Börsengang Schaeffler AG       -  Börsenneulinge: (von links) Georg Schaeffler, Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Freitag zum Handelsbeginn in der Börse Frankfurt. Arne dedert, dpa
Foto: Foto: | Börsenneulinge: (von links) Georg Schaeffler, Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Freitag zum Handelsbeginn in der Börse Frankfurt. Arne dedert, dpa
 
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