Ryanair konzentriert sich als Europas größter Billigflieger intensiv auf Nürnberg – und will damit verstärkt auch Passagiere aus Mainfranken anlocken. Die irische Fluggesellschaft baut deshalb ihr Angebot in der Frankenmetropole aus, wie Ryanair-Chef Eddie Wilson bei einer Pressekonferenz in Würzburg klarmachte.
So soll es allein in diesem Winter 100 Flüge pro Woche ab Nürnberg geben, vor allem in europäische Feriengebiete und mit neun neuen Zielen. Mit diesem Angebot will Ryanair unterstreichen, dass der zur Hälfte vom Freistaat und der Stadt Nürnberg getragene Albrecht-Dürer-Airport einen hohen Stellenwert für die Fluggesellschaft hat.
Ryanair ist nach Nürnberg zurückgekehrt
Das ist noch nicht lange so: 2019 hatte Ryanair die Basis in Nürnberg aufgegeben. Zu Beginn dieses Jahres erfolgte die Rückkehr. Parallel dazu verabschiedeten sich die Iren vom Frankfurter Flughafen. Grund: Ihnen waren die Gebühren dort zu teuer geworden.
In der Tat verlangt der deutlich kleinere Airport Nürnberg bei den kompliziert gestaffelten Gebühren für transportierte Passagiere und das Abstellen der Flugzeuge einen Bruchteil dessen, was Fluglinien in Frankfurt bezahlen müssen. Kein Wunder, dass die für extremes Sparen bekannte Ryanair deshalb auf Regionalflughäfen setze, wie Chef Wilson in Würzburg betonte.
200.000 Passagiere aus Mainfranken
Da Mainfranken etwa in der Mitte zwischen Nürnberg und Frankfurt liegt, sollen die Ryanair-Pläne auch für Reisende zwischen Spessart, Rhön und Würzburg interessant sein. Nach den Worten von Nürnbergs Airport-Chef Michael Hupe kamen im groben Durchschnitt der vergangenen Jahre jeweils 200.000 Passagiere aus Mainfranken. Etwa die Hälfte davon fliege mit Ryanair.
Der Flughafen im Norden der Stadt hat bei den Fluggastzahlen zuletzt einen wegen der Corona-Pandemie jähen Absturz erlebt. So nutzten ihn zwischen 2017 und 2019 jeweils rund vier Millionen Passagiere, 2020 waren es plötzlich nur noch 917.000. Im vergangenen Jahr kletterte die Zahl dann wieder auf knapp 1,1 Millionen.
Auch der (Wein-)Tourismus in der Region könnte profitieren
Heuer sind die Geschäfte wieder auf einem Niveau, das Airport-Chef Hupe zuversichtlich macht. Im August seien die Passagierzahlen 50 Prozent über Plan gewesen. "Die Flieger waren proppevoll", sagte Hupe in Würzburg.
Interessant könnte die neue Ryanair-Liebe zu Nürnberg auch für den Tourismus in Mainfranken werden. Denn die Fluggesellschaft transportiere pro Jahr 350.000 Menschen, die ausdrücklich Nürnberg zum Ziel haben, also in der Stadt und der Umgebung verweilen wollen.
Ryanair "für immer" in Nürnberg
Nicht umsonst war zu der Pressekonferenz in Würzburg auch Weinprinzessin Anne Gümpelein aus Krassolzheim (Lkr. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) erschienen, um auf die Verbindung zwischen dem Flughafen und dem Weintourismus in der Region aufmerksam zu machen. Rynair-Chef Wilson war's recht, gab er sich nicht nur demonstrativ als Freund des Frankenweins zu erkennen.
Sein Unternehmen sieht sich mit jährlich insgesamt 149 Millionen Fluggästen – vor Corona – als größte Fluglinie in Europa. Schon deshalb zeigte sich Airport-Geschäftsführer Hupe zufrieden, einen so dicken Fisch geangelt zu haben. Wilson indes betonte, dass Ryanair "für immer" in Nürnberg bleiben wolle.
Wo Ryanair in Deutschland weitere Basen hat
Zu der Fluggesellschaft gehören auch die Linien Buzz, Lauda und Malta Air. Chef der Muttergesellschaft ist der schillernde Unternehmer Michael O'Leary. Er war vor drei Jahren auf diese Position gewechselt, Wilson löste ihn als Chef der Geschäftsführung von Ryanair ab.
Nürnberg ist neben Memmingen die einzige Basis der Iren in Bayern. Im Rest von Deutschland ist Ryanair noch in Hahn im Hunsrück, Weeze am Niederrhein, Köln, Baden-Baden und Berlin auf Flughäfen mit eigenen Fliegern fest stationiert.
"Ryanair ist zwischenzeitlich unser größter Airline-Partner", sagte Hupe. "Lufthansa ist für uns kein Faktor mehr." Mit der Basis von Ryanair seien am Airport Nürnberg in verschiedenen Bereichen etwa 1100 neue Arbeitsplätze entstanden.
Ryanair hatte vor wenigen Tagen mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, wegen der gestiegenen Treibstoffpreise die Flugtickets zu verteuern. "Der durchschnittliche Preis für ein Ryanair-Ticket dürfte in fünf Jahren von 40 auf 50 Euro steigen", sagte Deutschland-Chef Andreas Gruber.