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MOSKAU/FRANKFURT
Russland lässt Zypern zappeln
Auf der Suche nach Rettern: Zyperns Finanzminister Michalis Sarris bei seiner Ankunft in Moskau. DPA
Foto: Foto: | Auf der Suche nach Rettern: Zyperns Finanzminister Michalis Sarris bei seiner Ankunft in Moskau. DPA
dpa
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:57 Uhr

Die zyprische Sehnsucht nach russischem Geld samt rascher Rettung vor dem Bankrott ist groß. Doch die Führung in Moskau tut sich schwer mit Hilfe für den EU-Staat. Höflich empfangen Regierungsmitglieder in der russischen Hauptstadt am Mittwoch den zyprischen Finanzminister Michalis Sarris. Der sucht verzweifelt nach frischem Geld, erst bei seinem Amtskollegen Anton Siluanow, dann bei Vizeregierungschef Igor Schuwalow. Aber die wichtigste Tür im Kreml bleibt für ihn zu.

Russlands Präsident Wladimir Putin lässt nach einem Telefonat mit Präsident Nikos Anastasiades mitteilen, dass Zypern auch nach dem Scheitern eines Rettungsplanes im Parlament weiter mit der EU verhandeln müsse. Seit Tagen warnt der Kremlchef aber scharf auch davor, den Interessen der Russen zu schaden.

Da passt es nur, dass noch am Mittwochabend EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso in Moskau landen sollte. Bis Freitag ist sein Aufenthalt in Moskau geplant. Diplomaten in Brüssel und Moskau machen deutlich, dass es bei den breit angelegten Gesprächen auch um Zypern gehe.

Zyperns Minister Sarris, der seine Gespräche in Moskau gut und ehrlich nennt, hat zunächst nichts in der Hand. Auf einen neuen Kreditantrag von fünf Milliarden Euro, den Zypern Anfang Juli 2012 gestellt hatte, hat Moskau bis heute nicht reagiert. Sarris will erreichen, dass der 2011 von Russland gewährte Kredit von 2,5 Milliarden nicht in viereinhalb, sondern in fünf Jahren zurückgezahlt werden kann – und die Zinsen von bisher 4,5 Prozent pro Jahr niedriger ausfallen. Kommentatoren erwarten, dass die Russen sich jedwede Hilfe am Ende üppig vergolden lassen werden.

Bisher nur inoffiziell ist die Rede von möglichen Förderrechten für den Gasmonopolisten Gazprom vor der zyprischen Küste. Oligarchen diskutieren auch über einen Kauf angeschlagener zyprischer Banken. Nach russischen Ankündigungen, Teile der Kriegsflotte dauerhaft im Mittelmeer zu stationieren, fragen sich Beobachter, ob auch eine Marinebasis auf Zypern zum Geschäft gehören könnte. Angesichts des Bürgerkriegs in Syrien dürfte Russland längst nach einem Ersatz für seinen Stützpunkt in Tartus suchen.

Russland habe jetzt die große Chance, sich als wichtiger Akteur auf der Weltbühne zu behaupten, meint der Oligarch Michail Prochorow in der Wirtschaftszeitung „Wedomosti“. Russland habe das Geld dafür. Die Summe der russischen Einlagen in Banken auf Zypern werden auf 27 Milliarden Dollar geschätzt. Experten betonen aber auch, dass die großen russischen Geschäftsleute ihr Geld längst anderswo in Sicherheit gebracht hätten. Zypern ist für die Russen allenfalls als Transitland für Geldüberweisungen interessant und auch deshalb, weil Firmen dort aus russischer Sicht extrem leicht zu registrieren sind, wie die Zeitung „Kommersant“ schreibt.

Gebunkert würden die russischen Milliarden in viel zuverlässigeren Ländern wie der Schweiz, Luxemburg und Großbritannien, heißt es in Moskau. Dort rechnen Banken und Geschäftsleute weiter Krisenszenarien für Zypern durch: Die Stimmung schwankt zwischen Besorgnis und Gleichgültigkeit, heißt es in Kommentaren. Die VTB Bank teilte mit, dass sie schlimmstenfalls mit einigen Dutzend Millionen Euro Verlust rechnen müsse.

Zwei Milliarden Euro halte die Bank über ihre Tochter Russian Commercial Bank auf Zypern als Einlagen. Das Konzernergebnis werde das nicht verzerren. Aber die Bank betonte auch, dass ihr Zypern-Geschäft nun auf den Prüfstand komme.

In Brüssel herrscht unterdessen mal wieder Euro-Krise. EU-Währungskommissar Olli Rehn sucht mit Hochdruck nach Lösungen für das pleitebedrohte Zypern. Ein Absturz der Mittelmeerinsel könnte die ganze Eurozone erschüttern, lautet die Befürchtung von Experten.

Das Scheitern der mit den Europartnern vereinbarten Zwangsabgabe auf Bankeinlagen im zyprischen Parlament bringt die Euro-Retter in eine gefährliche Bredouille. Wenn es nicht bald eine neue Abmachung für das Hilfspaket gibt, droht bei der Wiederöffnung der Insel-Banken ein Kundenansturm.

Brüssel wartet nun auf eine neue Offerte der bedrängten Regierung von Präsident Nikos Anastasiades. Dann könnte die Eurogruppe darüber entscheiden. Die Euro-Kassenhüter hatten Zypern bereits zugestanden, die Konten-Zwangsabgabe anders zu staffeln und Kleinsparer auszuklammern.

 
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