Nach dem russischen Importverbot für europäische Lebensmittel hilft Brüssel betroffenen Bauern. Erzeuger von knapp 20 leicht verderblichen Obst- und Gemüsesorten können EU-Hilfe beantragen. Das gab die Brüsseler EU-Kommission am Montag bekannt. „Nach den russischen Einschränkungen gibt es ein viel höheres Angebot auf dem Markt“, erläuterte der Sprecher von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. „Diese Maßnahme soll das Angebot verringern, so dass die Preise nicht auf Krisenniveau rutschen.“
Geplant sind Aufkäufe und Entschädigungen für vorzeitige Ernte oder Ernteverzicht. Landwirte können seit Montag auch rückwirkend Unterstützung beantragen. Die Vorkehrungen gelten bis Ende November, die EU-Kommission geht von Kosten in Höhe von 125 Millionen Euro aus. Das Geld soll aus dem großen europäischen Topf für Agrarpolitik kommen.
Das Hilfsangebot gilt für Erzeuger von Tomaten, Möhren, Weißkohl, Paprika, Blumenkohl, Gewürz- und Salatgurken, Pilzen, Äpfeln, Birnen, Trauben zum Verzehr, Kiwis und roten Früchten. Letzteres ist laut EU-Kommission ein Sammelbegriff für Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren sowie schwarze, rote und weiße Johannisbeeren.
Bauernverbände aus verschiedenen EU-Ländern hatten sich besorgt gezeigt, so auch in Polen, Spanien, Belgien oder den Niederlanden.
Für Waren, die kostenfrei verteilt werden, erhalten Landwirte von der EU den vollen Preis. Für andere Aufkäufe, vorzeitige Ernte oder Ernteverzicht soll ihnen laut EU-Kommission der halbe Preis erstattet werden.
Die Auswirkungen des russischen Importverbots fallen je nach Frucht unterschiedlich aus. Während nach Brüsseler Angaben im vergangenen Jahr zehn Prozent der in Europa angebauten Kiwis nach Russland ausgeführt wurden sowie acht Prozent der Birnen und sieben Prozent der Äpfel, war es bei Karotten und Rüben nur ein Prozent.
Im Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland Medien zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei Kremlchef Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Tageszeitung „Wedomosti“ am Montag unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht. Auch ein Überflugverbot für westliche Airlines ist im Gespräch.
Ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge wäre der Zeitung zufolge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein. Ein Einfuhrverbot soll wohl auch die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Im ersten Halbjahr kamen der Zeitung zufolge Importautos in Russland auf einen Anteil von 27 Prozent am Absatz, Lastwagen machten 46 Prozent aus. Zuletzt war der russische Automarkt massiv eingebrochen. Die Verkaufszahlen gingen nach Informationen der Vereinigung Europäischer Unternehmen im Juli verglichen mit dem Vorjahr um 22,9 Prozent zurück.
Europas größter Autobauer Volkswagen hält trotz der anhaltenden Krise an seinen bisherigen Investitionsplänen in Russland fest. VW-Chef Martin Winterkorn hatte Ende 2013 betont: „Bis Ende 2018 investieren wir weitere 1,2 Milliarden Euro in Russland.“ Nach Unternehmensangaben haben diese Planungen Bestand. „Wir beobachten die Lage in Russland sehr aufmerksam“, erklärte ein Sprecher allerdings. 2013 hat VW insgesamt 287 264 Fahrzeuge in Russland ausgeliefert, was bei weltweit 9,73 Millionen Autos einen geringen Anteil ausmacht.