Einen Tag vor der Veröffentlichung der vorläufigen Geschäftszahlen der Rhön-Klinikum AG hat der Aufsichtsrat des Konzerns wie angekündigt (wir berichteten) den Vorstand von fünf auf drei Mitglieder verkleinert. Gehen müssen Finanzvorstand Jens-Peter Neumann und Martin Menger, der bisher für das operative Geschäft zuständig war. Den Posten des Vorstandsvorsitzenden hatte der Aufsichtsrat erst kürzlich mit Stephan Holzinger neu besetzt. Dieser hatte Martin Siebert abgelöst. Siebert ist jetzt Holzingers Stellvertreter. Der dritte Mann im Vorstand ist Professor Bernd Griewing.
Grund für den Vorstandsumbau ist offensichtlich, dass dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Firmengründer Eugen Münch die Digitalisierung der Rhön-Klinikum-Häuser nicht schnell und konsequent genug geht. Dafür soll nun der neue Vorstandsvorsitzende sorgen, der früher persönlicher Berater von Münch war.
Dazu passt ein Brief des Vorstands, der kürzlich an die Mitarbeiter ging. Darin betont Holzinger ziemlich nachdrücklich, dass der Vorstand künftig bei der Digitalisierung besonders auch im medizinischen Bereich aufs Gas drücken wird. Ein gutes Beispiel dafür ist „Dr. Watson“ ein computergesteuertes System, das Ärzten bei der Erstellung von Diagnosen hilft. In die gleiche Richtung geht die Aussage von Holzinger anlässlich der Vorlage der Zahlen 2016: „Die Strategie, mit dem Campus-Konzept ambulante und stationäre Angebote effektiver zu verzahnen und mit dem Einsatz kognitiver Computersysteme unsere Prozesse besser zu steuern und dabei vor allem auch qualitativ bessere Behandlungsergebnisse für die Patienten zu erzielen, bleibt im Mittelpunkt unserer Bemühungen, das Unternehmen zukunftssicher zu gestalten.“ Unzufrieden ist Holzinger mit der Entwicklung des operativen Geschäfts. In den Häusern der Rhön-Klinikum AG sind im Geschäftsjahr 2016 insgesamt 813 747 Patienten behandelt worden. Der Umsatz des Unternehmens belief sich auf 1,18 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 156,9 Millionen Euro. Darin sind Rückstellungsauflösungen in Höhe von 42 Millionen Euro enthalten, sodass ohne diese nachlaufenden Transaktionseinflüsse nur 114,9 Millionen Euro bleiben.
Das Konzernergebnis liegt bei 58,6 Millionen Euro. Deutlich weniger als 2015, als das Konzernergebnis 87,4 Millionen Euro betrug. Der Konzern hatte Ende Januar eine entsprechende Gewinnwarnung herausgegeben und in erster Linie mit externen Einflüssen in einem stark regulierten Medizinmarkt begründet. „Die Entwicklung des operativen Geschäfts ist unbefriedigend. Wir werden uns daher zum Beispiel intensiv mit den Materialkosten ebenso wie mit den Verwaltungsstrukturen in der Zentrale wie in den Standorten beschäftigen und Entscheidungen beschleunigen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Stephan Holzinger.
„Für das laufende Geschäftsjahr 2017 erwarten wir Belastungen durch regulatorische Eingriffe des Gesetzgebers.“ Vor diesem Hintergrund rechnet der Vorstand mit einem moderaten Wachstum und einem Konzernumsatz zwischen 1,20 und 1,23 Milliarden Euro in diesem Jahr.
Wie Holzinger erklärt, werden derzeit operative und nachgelagerte Konzernstrukturen im Blick auf ihre Leistungsfähigkeit neu bewertet und gegebenenfalls neu justiert. Aufgrund daraus resultierender, noch nicht abschließend zu beziffernder Ergebniseffekte könne zum heutigen Zeitpunkt für 2017 keine konkrete Ergebnisprognose erfolgen. Das werde im Lauf des ersten Halbjahres nachgeholt. Man müsse jedoch davon ausgehen, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 2017 strukturell und durch Einmaleffekte belastet sein wird und im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger ausfallen dürfte, so Holzinger.