Mit einem Umsatzplus von drei Prozent auf 1,21 Millionen Euro und einem Gewinn von 36,7 Millionen Euro hat die Rhön-Klinikum AG ihre Zielvorgaben 2017 voll erfüllt, wie Vorstandsvorsitzender Stepan Holzinger bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt erklärte. 836 387 Patienten wurden an den fünf Standorten des Konzerns behandelt, 2,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Noch nicht zufrieden
Trotzdem: zufrieden ist Holzinger noch nicht. Denn wie er deutlich macht, geht die Schere zwischen Erlösen und Kosten immer noch auseinander. Unter anderem durch regulatorischen Druck auf die Kliniken, so Holzinger. Das führte zu einem Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – auch unter Berücksichtigung von Effekten der Helios-Transaktion – von immer noch 14,9 Prozent. Und das schlägt sich in der Höhe des Gewinns nieder, der von 58,6 Millionen Euro 2016 um über 20 Millionen Euro sank.
„Trotz der gestiegenen Umsatzerlöse können wir mit unserer Profitabilität noch nicht zufrieden sein“, fasste Holzinger zusammen, der seit gut einem Jahr an der Spitze des Konzernvorstands steht. Abhilfe soll unter anderem die digitale Dokumentation der erbrachten medizinischen Leistungen bringen. Unter anderem darum kümmert sich ein neues Mitglied im Vorstand. Dr. Gunther Weiß – vorgeschlagen von Holzinger – ist ab 1. Mai neu im Rhön-Klinikum-Vorstand.
Der 51-Jährige war bisher Vorsitzender der Geschäftsführung der Universitätskliniken Gießen und Marburg. Er löst den vom Aufsichtsrat abberufenen Dr. Martin Siebert ab, der eigentlich noch einen Vertrag bis 2020 gehabt hätte und vor Holzinger Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG war.
Kein Geld liegen lassen
Wie Weiß in der Bilanzpresskonferenz erläuterte, werden derzeit noch zu viele Leistungen von den Krankenkassen nicht bezahlt, obwohl sie vom medizinischen Personal erbracht wurden. Grund: mangelhafte Dokumentation. Was nicht exakt dokumentiert sei, werde nicht bezahlt. „Geld, das auf der Straße liegen bleibt“, wie es Holzinger formulierte. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, sprach er von einer beträchtlichen Größenordnung mit einem beträchtlichen Potenzial. Es gehe nicht darum, Geld zu scheffeln, sondern darum, für erbrachte Dienste adäquat bezahlt zu werden.
„Wir werden profitabler werden“, ist Holzinger sicher. Aber nicht nur dadurch. Es sei richtig gewesen, die 43 Kliniken an Helios abzugeben und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, mit dem Campus-Konzept und dem massiven Einsatz der Digitalisierung zu einem der Vorreiter im Medizinbereich zu werden, betonte Holzinger.
Modell am Stammsitz
Beides wird derzeit sozusagen am Stammsitz in Bad Neustadt in Beton gegossen. Medizinvorstand Professor Bernd Griewing erläuterte das Konzept, das sämtliche medizinischen Angebote an einem Ort zusammenfasst. Dazu gehört eine effiziente Patientennavigation, die Menschen genau dorthin bringen soll, wo ihnen am besten und schnellsten geholfen wird. Hilfreich soll dabei das sogenannte Medical Cockpit sein, das innerhalb von Sekunden einen Überblick über die gesamte Vorgeschichte eines Patienten bieten soll.
Holzinger ist sich sicher, dass die Rhön-Klinikum AG mit Campus-Konzept und Digitalisierung auf dem richtigen Weg ist, um viele Probleme des künftigen Medizinmarktes zu lösen und den Patienten eine optimale Versorgung zu bieten.
Höhepunkt Campuseinweihung
Für das laufende Jahr geht der Vorstand von einem Umsatz in Höhe von 1,24 Milliarden Euro aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwartet der Vorstand zwischen 117,5 und 127,5 Euro. Höhepunkt des Jahres 2018 wird die Eröffnung des Rhön-Campus in Bad Neustadt zum Jahreswechsel sein, kündigte Holzinger an. Als Dividende schlägt der Vorstand 22 Cent je Aktie vor. Das sind mit knapp 14,7 Millionen Euro 40 Prozent des Gewinns 2017.