Thomas Schaefer und Heinz Hackl sind in Eile. Morgens um 9 Uhr haben die beiden Gesellschafter von René Lezard die Mitarbeiter in Schwarzach informiert – und schon um 12 Uhr will man beim „Handelsblatt“ in Frankfurt sein. Doch zwischen diesen Terminen ist auch noch Zeit für diese Zeitung. „Das ist uns sehr wichtig“, sagt Schaefer.
Gemeinsam mit Finanzchef Alexander Amend tourt man an diesem Dienstag durch die Redaktionen. Denn es gibt Neues aus Schwarzach: Mit einer Anleihe will René Lezard Geld bei Anlegern einsammeln. Bis zu 15 Millionen Euro sollen es werden. Eine ganze Menge bei einem Mittelständler mit einem Jahresumsatz von zuletzt 51,9 Millionen Euro.
Ab dem heutigen Mittwoch können Anleger die Anleihe zeichnen, Ende November weiß Amend dann, wie groß das Vertrauen der Anleger war. Die Konditionen hat man durchaus attraktiv gestaltet: Fünf Jahre lange soll es 7,25 Prozent pro Jahr geben. Die Ratingagentur Creditreform hat die Anleihe mit „BB“ eingestuft, das heißt frei übersetzt: ein leicht spekulatives Investment. Amend hat damit keine Probleme, „wir fühlen uns da richtig eingeordnet“. Man sei zuversichtlich, dass die Anleger zugreifen würden.
Denn die Zeichen in Schwarzach stehen auf Expansion. Alleine 3,8 Millionen Euro aus der Anleihe will Hackl ins Marketing stecken. Und noch einmal bis zu 3 Millionen Euro in die weitere Expansion. Mit dem Rest will er „die Finanzierungsbasis breiter aufstellen“. Das heißt nicht zuletzt: Man will laufende Bankkredite ablösen.
Lange war es ruhig geworden um den Modehersteller aus Unterfranken. Doch jetzt wollen Firmengründer Schaefer und sein Partner Hackl durchstarten. Erst vor wenigen Wochen haben die beiden den 50-Prozent-Anteil von der insolventen Mariella Burani Fashion Group aus Italien zurückgekauft. Management-Buy-Out heißt das im Business-Deutsch. So gehören nun Schaefer 75 Prozent und dem operativen Firmenchef Hackl 25 Prozent des Unternehmens. „Damit liegen jetzt wieder 100 Prozent in Schwarzach“, freut sich Schaefer, das sei auch ein Bekenntnis zur Region.
Rund 180 Mitarbeiter hat René Lezard am Firmensitz in Schwarzach bei Kitzingen. Weitere 180 sind in Shops von Sylt bis München tätig, der Inlandsanteil am Umsatz liegt bei rund 75 Prozent. Eine Fertigung gibt es in Deutschland nicht mehr, in Slowenien aber hat man ein Werk mit etwa 80 Mitarbeitern. Rückblickend dürfte Thomas Schaefer die Entscheidung bereuen, im Jahr 2003 einen 50-Prozent-Anteil an die italienische Burani Group verkauft zu haben. Die Hoffnungen auf Synergien und den Rückhalt einer größeren Unternehmensgruppe hätten sich nicht erfüllt, räumt er ein. Die Wirtschaftskrise von 2008/09 habe dann endgültig gezeigt, dass die beiden Unternehmen nicht zusammenpassen. Er sei mit 60 Jahren nun zwar schon in einem Alter, „in dem manche kürzer treten“. Mit seinem 47-jährigen Partner Heinz Hackl habe er jedoch seit 2010 die Weichen für die Zukunft gestellt, die Prozesse optimiert und die Kosten gesenkt – die Restrukturierung hat René Lezard bereits hinter sich. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“.
So verbesserte sich das Jahresergebnis im Geschäftsjahr 2011/12 (bis 31. März) um 2,9 Millionen auf einen Gewinn von immerhin 100 000 Euro. Nun soll die Erfolgsgeschichte des 1978 gegründeten Labels fortgeschrieben werden. „Dass wir an unsere eigene Sache glauben“, berichtet Schaefer, „hat in der Branche großen Widerhall gefunden“. Die Geschichte von der Premium-Mode aus Schwarzach, sie geht weiter.
Die René-Lezard-Anleihe
Bis zu 15 Millionen Euro will René Lezard einsammeln. Der Zinssatz der Anleihe beträgt 7,25 Prozent pro Jahr, die Laufzeit fünf Jahre, die kleinste Stückelung 1000 Euro. Eine vorzeitige Kündigung oder Rückzahlung der Anleihe seitens der Gesellschaft ist ausgeschlossen. Im Falle einer Änderung der Mehrheitsverhältnisse der Gesellschaft besteht für Zeichner ein außerordentliches Kündigungsrecht. Darüber hinaus hat sich René Lezard dazu verpflichtet, die Gesellschafterdarlehen während der Anleihelaufzeit im Unternehmen stehen zu lassen. Anleihen von Unternehmen sind derzeit sehr begehrt. Nicht zuletzt sogenannte institutionelle Anleger – etwa Pensionsfonds – sind angesichts der aktuellen Zinssituation ständig auf der Suche nach höheren Renditen. Das wiederum sorgt für Kursgewinne von bereits im Umlauf befindlichen Anleihen, sie werden am Sekundärmarkt gehandelt. Deshalb konzentriert sich die Nachfrage stark auf neu aufgelegte Anleihen (Primärmarkt). Wichtig: Den höheren Renditen von Unternehmensanleihen steht immer auch ein höheres Risiko für Anleger gegenüber. Text: md