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FRANKFURT
Renaissance des Goldes
reda
 |  aktualisiert: 21.01.2015 17:07 Uhr

Comeback fürs Gold: Politische Risiken und Niedrigzinsen lassen die Anleger zu dem prestigeträchtigen Edelmetall greifen. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um zehn Prozent gestiegen. Erstmals seit August lag er am Mittwoch wieder über der Marke von 1300 Dollar je Feinunze, das sind etwa 31 Gramm.

Gold ist immer dann besonders gefragt, wenn globale Krisen zunehmen, die Wirtschaft Schwäche zeigt und die Anleger sich unsicher sind, wohin die Reise geht. Gemessen an der Entwicklung in den vergangenen Jahren hält sich der aktuelle Preisanstieg des Edelmetalls allerdings noch in Grenzen: Vom Rekordhoch bei 1921 Dollar aus dem Jahr 2011 ist der Goldpreis noch weit entfernt. Damals war die Euro-Schuldenkrise auf dem Höhepunkt. Mit ihrem Abflauen ab dem Jahr 2012 ging es auch mit der Goldnachfrage wieder abwärts.

Anlass für viele Anleger, nach Gold zu greifen, ist ein Mix an Sorgen: Neben den Turbulenzen an den Finanzmärkten bereitet die flaue Weltwirtschaft den Anlegern Kopfschmerzen. Mit Ausnahme der USA bieten alle wichtigen Wirtschaftsräume momentan mageres Wachstum. Selbst in China wuchs die Wirtschaft zuletzt so schwach wie seit 24 Jahren nicht mehr. In der Eurozone fehlt vor allem in den südlichen Ländern seit der Finanzkrise der Schwung. Auch deshalb wird von der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag erwartet, dass sie die Geldschleusen mittels Staatsanleihenkäufen weiter öffnet. Damit dürften die Zinsen im Euroraum niedrig bleiben. Aber auch weltweit halten die Notenbanken die Zinsen auf geringem Niveau, um die Konjunktur stärker in Schwung zu bringen. Auch das lockt die Investoren ins Gold.

Zwar boomen die Aktienmärkte – aber ansonsten fehlt es den Anlegern an Alternativen: Die zusätzliche Aussicht auf umfangreiche Staatsanleihekäufe durch die EZB hat die Renditen europäischer Staatsanleihen seit Wochen auf breiter Front sinken lassen. Laut einer Studie der US-Großbank Bank of America Merrill Lynch aus der vergangenen Woche liegen die Renditen von einem Viertel der Staatsanleihen in der Eurozone sogar im negativen Bereich. Somit können es die Anleger leichter verschmerzen, dass auch Goldbarren keine Zinsen abwerfen.

„Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag und der Wahl in Griechenland am Wochenende dürfte Gold auch weiter gut nachgefragt sein“, kommentierten Experten der Commerzbank. Zudem hätten zuletzt auch Spekulanten den Preisanstieg des Edelmetalls verstärkt.

Auch angesichts der politischen Großwetterlage sind Finanzmärkte so turbulent wie lange nicht mehr in ein Jahr gestartet. Die Neuwahlen in Griechenland schüren zusätzlich Ängste vor einem erneuten Aufflammen der Schuldenkrise in der Eurozone. Die linke Opposition Syriza liegt wenige Tage vor den Wahlen in Umfragen vorne. Die Forderung von Syriza-Chef Alexis Tsipras nach einem erneuten Schuldenschnitt, über den eine internationale Konferenz entscheiden soll, schürt die Furcht vor einem Ausscheiden des krisengeplagten Landes aus der Gemeinschaftswährung. All das sind Ängste, die zwischenzeitlich schon überwunden schienen und nun mit Wucht zurück sind. Auch die Aussicht auf Staatsanleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik durch die EZB dürfte den Euro weiter schwächen.

Bundesbank holt Goldreserven aus dem Ausland

Lager Die Deutsche Bundesbank hat im vergangenen Jahr weitere 120 Tonnen Gold von ausländischen Lagerstellen nach Frankfurt gebracht. Davon stammten 35 Tonnen aus ihren Beständen in Paris und 85 Tonnen aus New York, wie die Notenbank am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Umsetzung ihres Anfang 2013 vorgestellten Gold-Lagerstellenkonzeptes verlaufe reibungslos und sei 2014 intensiviert worden, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Historie Der Großteil der deutschen Goldreserven lagert aus historischen Gründen im Ausland, vor allem in den Tresoren der US-Notenbank Fed. Die Bundesbank will bis 2020 mehr als die Hälfte ihrer aktuell 3384 Tonnen in heimischen Tresoren lagern. Dafür sollen schrittweise 300 Tonnen des Edelmetalls aus New York und die gesamten 374 Tonnen aus Paris nach Frankfurt überführt werden. Mehr als 1200 Tonnen sollen nach 2020 in New York bleiben, 445 Tonnen in London. Text: dpa

Renaissance des Goldes
Sicherer Hafen: Das Krisenmetall Gold erhält an den Finanzmärkten wieder stärkeren Zulauf.
Foto: Thinkstock | Sicherer Hafen: Das Krisenmetall Gold erhält an den Finanzmärkten wieder stärkeren Zulauf.
 
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