Keine andere Gemeinde in Deutschland hat seit dem Jahr 2000 so rasant an Wohlstand gewonnen wie Heilbronn. In der Stadt am Neckar erhöhte sich das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen bis Ende vergangenen Jahres um märchenhafte 43 Prozent auf 32 366 Euro, wie die Wissenschaftler der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung herausgefunden haben. Die Forscher haben in ihrer Studie zur regionalen Verteilung des Vermögens die Inflation schon herausgerechnet. Ihre lokal heruntergebrochenen Daten reichen bis Ende 2016. Etwas verzerrt könnte der rasante Aufstieg Heilbronns dadurch sein, dass dort viele Superreiche leben, darunter Lidl-Eigentümer Dieter Schwarz.
Bundesweit kommen die Baden-Württemberger auf Rang zwei und müssen sich nur den Starnbergern beugen, die im Mittel knapp 35 000 Euro pro Jahr verdienen. Die monetär verwöhnten Seeanrainer haben schwere Jahre hinter sich. Im Jahr 2000 waren sie noch um fünf Prozent reicher. Auf Rang drei steht der Hochtaunuskreis, wo die Banker aus Frankfurt am Main ihre Villen haben. Im Schnitt hat dort jeder etwas mehr als 31 500 Euro im Jahr zur Verfügung. Allerdings war an den grünen Hügeln zu Beginn des neuen Jahrtausend auch schon einmal mehr Lametta, als das Pro-Kopf-Einkommen um 2,6 Prozent höher lag. Die drei deutschen Premiumlagen sind damit noch reicher als das reichste EU-Land Luxemburg, das Steuersparen zum Geschäftsmodell gemacht hat.
Strukturwandel belastet
Die Armenhäuser der Republik liegen im Saarland, dem Ruhrgebiet und im Osten. Gelsenkirchen trägt die rote Laterne als ärmste deutsche Stadt. Die Menschen dort verfügen über nicht einmal halb so viel Geld wie die Starnberger. In den anderen Großstädten des früheren Kohlenpotts mit Zechen und Hochöfen sieht es nicht viel besser aus. Der Strukturwandel ist für die Region noch immer vorrangig Wandel.
Davon können auch die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern ein Lied singen. Auch 30 Jahre nach der von ihnen ausgelösten Wende reicht der Osten an den Westen wirtschaftlich nicht heran.
Osten holt auf
In nur sechs von 77 Ost-Kreisen und kreisfreien Städten überschreitet der Studie zufolge das Einkommen pro Kopf die Marke von 20 000 Euro, während im Westen 284 von 324 Kreisen und Städten darüber liegen. Auch Leuchttürme wie Dresden, Leipzig, Jena oder Erfurt bleiben unter der Schwelle. Im Durchschnitt erreicht der Osten mittlerweile 85 Prozent des West-Niveaus. Von den im Grundgesetz geforderten gleichwertigen Lebensverhältnissen in Nord und Süd, Ost und West ist Deutschland also weit entfernt. Im bundesweiten Schnitt lag das Pro-Kopf-Einkommen Ende 2016 bei rund 22 000 Euro. Während es ab dem Jahr 2000 mit Unterbrechung der Finanzkrise wirtschaftlich mit Deutschland nach oben ging, fielen auch einige Städte deutlich ab. In Offenbach bei Frankfurt sind die Einwohner heute um 8,7 Prozent ärmer. Mit 17 700 Euro Durchschnittseinkommen hat es sich aus dem Mittelfeld zu einem der ärmsten Flecken verwandelt.
München prosperiert
Auch Augsburg konnte seinen Stand nicht behaupten. Die Fugger-Stadt, benannt nach dem mythischen Kaufmannsgeschlecht, liegt mit 19 200 Euro unter dem Bundesmittel und büßte gegenüber dem Basisjahr der Untersuchung 2,3 Prozent ein. Die 80 Kilometer entfernte Landeshauptstadt prosperiert hingegen in sattem Glanz. München ist die reichste Großstadt Deutschlands. Alle Münchner haben statistisch 29 700 Euro pro Jahr im Portemonnaie. Sie deklassieren damit die Stuttgarter um 5000 Euro, die knapp vor den Düsseldorfern den zweiten Rang belegen. Berlin landet abgeschlagen auf dem 11. Platz.