Die Kreditklemme sitzt. Vor allem in den südlichen und teilweise auch östlichen Krisenregionen der EU haben kleine und mittelständische Unternehmen nach wie vor größte Schwierigkeiten, Darlehen zu bekommen. In ihrem Monatsbericht vom Januar bestätigt die Europäische Zentralbank (EZB), dass der Kapitalmarkt für große Teile der Wirtschaft nach wie vor leer gefegt sei.
„Das wird sich im Frühjahr bessern“, hofft man in Frankfurt. Die Brüsseler Kommission traut den Bankern nicht. Sie überlegt inzwischen alternative Modelle der Geldbeschaffung, um das Wachstum wieder in Gang zu bringen. Der Entwurf für eine entsprechende Richtlinie enthält zwei Varianten. Zum einen will man offenbar die Versicherungen ansprechen, die milliardenschwere Guthaben ihrer Kunden horten. Zum anderen schielt man auf die hohen Sparrücklagen der Bürgerinnen und Bürger, die – dem wirtschaftlichen Kreislauf weitgehend entzogen – auf der hohen Kante liegen.
Erste Befürchtungen, die Kommission könnte sich an den „Spargroschen“ vergreifen wollen, wiesen Experten zurück. Gedacht wird vielmehr an ein „europäisches Sparkonto“, auf das Anleger auch geringe Beträge einzahlen, anstatt sie aufs Sparbuch zu legen. Wer dort sein Erspartes parkt, würde kleinen und mittelständischen Firmen helfen, die Darlehen bekommen könnten.
Mitte bis Ende des Jahres sei mit einem konkreten Vorschlag zu rechnen, hieß es am Freitag in Brüssel. Bis dahin sollen auch die verschiedenen, noch offenen Fragen geklärt werden – beispielsweise wer einen solchen Fonds eigentlich verwalten soll. Denkbar wäre eine EU-Bank.
Der Plan wirft allerdings ein bezeichnendes Licht auf den bisherigen Umgang Brüssels mit den Geldinstituten. Denn die Kreditklemme ist auch das Ergebnis der diversen Regulierungsversuche der letzten Jahre. So müssen die Häuser für Darlehen erhöhte Eigenkapital-Rücklagen schaffen, was viele scheuen – oder aber umgehen, indem sie ihre Gelder in Staatsanleihen stecken. Die Bankhäuser haben ihre Engagements in riskante Finanzprodukte zurückgefahren haben – wie von Brüssel gewünscht.
Die jetzt favorisierte Lösung würde Brüssel jedoch vor neue Probleme stellen. Denn man müsste den Sparern ja ebenfalls Sicherheiten in Aussicht stellen, was bei der angedachten Konstruktion einer Staatsgarantie gleichkäme, die – so der Bundesverband deutscher Banken, „stets die Marktentscheidungen von Anlegern und Investoren verzerren“. Ob Brüssel sich also selbst zu einem solchen Regelverstoß entschließt, den man jedem privaten Geldhaus untersagen müsste, ist offen.