Mit einem Milliardendeal zwischen den Pharmakonzernen Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) werden die Karten auf dem europäischen Medikamentenmarkt neu gemischt. Der Schweizer Weltkonzern Novartis verkündete am Dienstag einen groß angelegten Umbau mit Tauschgeschäften und Teilfusionen, in den neben der britischen GSK auch der US-Konzern Eli Lilly einbezogen ist. Damit wird die weltweite Neuaufstellung der Pharmabranche fortgesetzt. An der Zürcher Börse wurden die Pläne mit einem deutlichen Kursanstieg für Novartis belohnt.
Für 14,5 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Euro) kauft Novartis laut GSK-Mitteilung das Krebsmedikamentengeschäft. Im Gegenzug verkaufen die Schweizer den Briten ihre Impf-Sparte für 7,1 Milliarden Dollar. Zudem trennt sich Novartis vom Tierfutter-Geschäft, das für 5,4 Milliarden Dollar von Eli Lilly übernommen wird.
Außerdem gründen Novartis und GSK ein Joint Venture für das künftig gemeinsame Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Damit entsteht laut Novartis-Angaben eine weltweit führende Firma für Gesundheitsprodukte. Der in Basel ansässige Konzern wird an dem Gemeinschaftsunternehmen einen Anteil von 36,5 Prozent halten und vier von elf Verwaltungsratssitzen innehaben.
Dem Mega-Deal war seit Frühjahr 2013 eine vom Novartis-Management um Konzernchef Joe Jimenez eingeleitete Strategie-Überprüfung vorausgegangen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden nun umgesetzt. Das Tauschgeschäft wird von Marktbeobachtern als gute Idee bewertet. Novartis habe eine Lösung für praktisch alle seine Problemkinder gefunden, schrieb die Schweizer Privatbank Notenstein in einem Marktkommentar. Der Umfang der Transaktion mit GSK sei allerdings größer als erwartet.
Novartis will sich in Zukunft auf Augenheilkunde, das Pharmageschäft – hier vor allem die Krebsmedikamente – und auf Nachahmerprodukte konzentrieren. Die Transaktionen sind noch abhängig von der Zustimmung der Aktionäre und der Wettbewerbsbehörden. Bis Mitte 2015 sollte alles in trocknen Tüchern sein. Insgesamt seien weltweit rund 15 000 von 135 000 Mitarbeitern von den Plänen betroffen.
Unterdessen ist eine mögliche Mega-Fusion zweier Konkurrenten einem Pressebericht zufolge vorerst gescheitert. Der US-Pharmakonzern Pfizer habe in den vergangenen Wochen mit AstraZeneca über eine Übernahme gesprochen, berichtete die „Sunday Times“ am Wochenende unter Berufung auf Investmentbanker und Industriekreise. Die Briten hätten aber dem Werben der Amerikaner nicht nachgegeben.