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Würzburg
Online-Einkauf: Amazon liefert in Würzburg Lebensmittel von Tegut aus
Wurst und Gemüse per Klick: Amazon-Kunden können sich seit kurzem Lebensmittel an die Haustür liefern lassen. Aber ist das nachhaltig? Von Verbraucherschützern kommt auch Kritik.
Der Internet-Gigant Amazon liefert jetzt auch in der Region Lebensmittel aus: In der Tegut-Filiale im Würzburger Stadtteil Rottenbauer werden die Bestellungen gepackt und fertig gemacht.
Foto: Ivana Biscan | Der Internet-Gigant Amazon liefert jetzt auch in der Region Lebensmittel aus: In der Tegut-Filiale im Würzburger Stadtteil Rottenbauer werden die Bestellungen gepackt und fertig gemacht.
Moritz Hanl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:55 Uhr

In Unterfranken können sich Amazon-Kunden jetzt auch frische Lebensmittel über eine Onlinebestellung liefern lassen. In einem für die Region neuartigen Projekt mit dem Lebensmittelhändler Tegut können seit kurzem im Raum Würzburg beispielsweise Wurst oder Gemüse per Klick bestellt werden. Anschließend werden die Waren bis vor die Haustüre geliefert.

Handelskonzerne wie Rewe oder Edeka bieten schön länger Onlinebestellungen auch für Lebensmittel an. Neu ist die Zusammenarbeit des Internet-Giganten Amazon mit dem Lebensmittelhändler Tegut. Um bei Tegut online einkaufen zu können, muss man kostenpflichtiges Prime-Mitglied bei Amazon sein und über die Amazon-Homepage bestellen. Noch an dem Tag, an dem die Bestellung getätigt wird, wird sie in der Filiale im Würzburger Stadtteil Rottenbauer gepackt und per Amazon-Auto in der Region Würzburg ausgeliefert. Der Mindestbestellwert ist 20 Euro, dann kostet die Lieferung 3,99 Euro. Ab 50 Euro ist diese kostenlos. Das klingt bequem. Aber ist es auch nachhaltig? 

Die Frage der Nachhaltigkeit

"Auf die Frage der Nachhaltigkeit von Lebensmitteleinzellieferungen gibt es keine eindeutige Antwort", sagt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern in München. Entscheidend wären immer die letzten Meter der Lieferung zu den Konsumierenden. "Es ist also von dem Fortbewegungsmittel abhängig, mit dem eingekauft oder geliefert wird", so Krehl. 

Tegut und Amazon arbeiten bei der Onlinebestellung von Lebensmitteln künftig zusammen.
Foto: Ivana Biscan | Tegut und Amazon arbeiten bei der Onlinebestellung von Lebensmitteln künftig zusammen.

Amazon liefert zwar mit dem Auto, aber für Matthias Pusch, Pressesprecher von Tegut in Fulda, muss das nicht schlechter für die Umwelt sein, als wenn die Kundschaft zum Markt kommt. "Wenn ein Amazon-Fahrer die Bestellungen mehrerer Kundinnen und Kunden auf seinen Routen kombinieren kann, spart das individuelle Fahrten zum stationären Supermarkt."

Diese Argumentation ist aber nur schlüssig, wenn viele Bestellungen auf einer Route liegen. Außerdem wird normalerweise beim naheliegendsten Supermarkt eingekauft und die Onlinebestellungen werden von Rottenbauer aus in den gesamten Würzburger Raum geliefert.  

Rücksendungen: Werden die Lebensmittel vernichtet? 

Unter den Rückgabebedingungen Amazons findet sich ein Link für den besonderen Umgang mit Lebensmitteln und Getränken. Bei diesem wird deutlich, dass in dieser Produktgruppe nicht alles zurückgenommen wird. Woher man weiß, ob ein Lebensmittel zur Rückgabe berechtigt ist oder nicht, wird nicht ersichtlich. Auf Nachfrage dieser Redaktion verweist Amazon auf Tegut. 

Eine Mitarbeiterin packt in einer Tegut-Filiale in Hessen eine über Amazon bestellte Lieferung zusammen. 
Foto: Tegut, Björn Friedrich | Eine Mitarbeiterin packt in einer Tegut-Filiale in Hessen eine über Amazon bestellte Lieferung zusammen. 

Tegut selbst werde bereits gekaufte Lebensmittel nicht zurücknehmen, so Pusch. Kundinnen und Kunden hätten ab Lieferdatum bis zu 30 Tage ein Recht auf Erstattung der Kosten, sollten sie mit dem Produktzustand unzufrieden sein. Der Artikel bräuchte in so einem Fall nicht zurück geschickt werden. Was passiert, sollte eine Person ein Produkt zurückschicken wollen, obwohl sie es behalten dürfte, bleibt unbeantwortet. 

"Alles was zurückgeschickt wird, wird einfach weggeworfen."
Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern in München

"Alles was zurückgeschickt wird, wird einfach weggeworfen", sagt Verbraucherberaterin Krehl: "Um Retouren zu vermeiden, legen die Unternehmen viel Wert auf die Qualität ihrer Produkte." Das könne dazu führen, dass noch mehr Obst und Gemüse wegen Schönheitsfehlern vernichtet wird. 

Tegut liefert in recycelten Papiertüten und Kühlwaren in einer Kühlbox, die nach der Aushändigung der Ware wieder mitgenommen wird. Geliefert werde am Tag der Bestellung – laut Pusch garantiere Schnelligkeit sowie Kühlung bei der Lieferung die Frische der Produkte.

Einschätzung des Handelsverbandes

"Die Kooperation ist keine Überraschung", sagt Bernd Ohlmann, Pressespecher des Handelsverband Bayerns, "es ist eine klassische Win-Win-Situation". Beide Unternehmen würden von dem Namen und der Erfahrung des jeweils anderen Unternehmens profitieren. "Bisher macht der Onlinelebensmittelhandel lediglich 1,2 Prozent der Lebensmittelbranche aus", betont Ohlmann, "es ist eine Nische".

Allerdings habe die Entwicklung der Verkäufe von Biolebensmitteln laut dem Pressesprecher bewiesen, dass sich Nischen durchsetzen können. "Im Moment probieren viele Unternehmen mit verschiedenen Ansätzen in den Lebensmittelonlinehandel einzusteigen", sagt Ohlmann und zählt beispielhaft Rewe und Edeka auf. Welches der Modelle sich durchsetzen kann, werde die Zukunft zeigen. 

Tipps für nachhaltiges Einkaufen

Um klimaschädliche Emissionen möglichst gering zu halten, empfiehlt die Verbraucherzentrale Bayern weiterhin im stationären Handel einzukaufen – natürlich am besten mit klimaschonenden  Fortbewegungsmitteln. Wer online einkaufen will, weil er das Haus nicht verlassen kann oder möchte, dem empfiehlt die Verbraucherzentrale, möglichst große Bestellungen auf einmal aufzugeben. 

Weitere Tipps für umweltbewusste Verbraucher: Es gibt Angebotsplattformen wie ToGoodToGound Etepetete, die mit Lebensmitteln handeln, die wegen Schönheitsmängeln aussortiert wurden. Vereine wie Foodsharing bieten die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit lokalen Geschäften Lebensmittel vor der Tonne zu retten. 

Wie geht es mit der Kooperation von Amazon und Tegut weiter?

"Wir sind sehr zufrieden mit der Kooperation", sagt Pusch, "vom ersten Tag an haben die Kundinnen und Kunden das Angebot wahrgenommen". Die Zahl derer, die das Angebot nutzen, nennt er nicht. Bisher ist Würzburg das einzige Gebiet in Unterfranken, in dem das Angebot gilt. Der Ausbau der Kooperation sei allerdings geplant. Könnte die Zusammenarbeit mit Amazon nicht die Kunden abschrecken, die Tegut bislang als nachhaltigen Supermarkt mit regionalen und Bioprodukten schätzten? Das glaubt der Unternehmenssprecher nicht. 

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