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Brüssel
Niederlage für Deutschland
Pkw müssen bis 2030 deutlich sauberer werden. In Brüssel scheiterte die Bundesregierung jetzt erneut mit ihrem Versuch, laschere Grenzwerte durchzusetzen.
Abendlicher Berufsverkehr in Berlin. Die EU will bis 2030 deutlich klimafreundlichere Autos auf die Straße bringen. 
Foto: Michael Kappeler, dpa | Abendlicher Berufsverkehr in Berlin. Die EU will bis 2030 deutlich klimafreundlichere Autos auf die Straße bringen. 
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:58 Uhr

Auf welche neuen Grenzwerte haben sich die Unterhändler der EU-Institutionen geeinigt?

Der CO2-Ausstoß von neuen Pkw muss bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent sinken. Bereits 2025 muss ein Zwischenziel von minus 15 Prozent erreicht werden.

Wie viel ist das genau?

Derzeit pusten die Pkw im europäischen Durchschnitt rund 118 Gramm Kohlendioxid je Kilometer in die Luft. Dieser Wert muss bis 2021 auf 95 Gramm gesenkt werden. Dies ist die Berechnungsgrundlage für die neuen Grenzmarken. Mit anderen Worten: Die Autos des Jahres 2030 dürfen nur noch ungefähr 60 Gramm CO2 pro Kilometer abgeben.

Das betrifft jedes einzelne Fahrzeug?

Nein. Es handelt sich dabei um die Durchschnittswerte für die gesamte Flotte eines Herstellers. Wer also besonders viele Premium-Fahrzeuge oder schwere SUVs im Programm hat, muss entsprechend mehr Null-Emissionen-Autos anbieten, um auf diesen Schnitt zu kommen.

Muss ich mein Auto, das ich 2030 noch fahre, dann nachrüsten oder abgeben?

Nein, die Regelung betrifft nur Neufahrzeuge ab dem jeweiligen Jahr.

Werden Lkw auch einbezogen?

Zunächst hat die EU nur die leichten Nutzfahrzeuge wie beispielsweise Sprinter reguliert. Deren CO2-Emissionen müssen bis 2025 um 15, bis 2030 um 31 Prozent sinken.

Was bedeutet das für den Verbraucher?

Der europäische Verbraucherverband BEUC sagt, niedrigere Kohlendioxid-Werte bedeuten auch weniger Verbrauch und somit deutliche Einsparungen beim Kraftstoff.

Trägt Deutschland den Kompromiss mit?

Für die Bundesregierung bedeutet die Einigung eine Niederlage. Ursprünglich wollte Berlin nur eine Senkung um 30 Prozent zulassen, unterlag aber bereits im Oktober im Kreis der anderen Staaten, die sich für einen Abbau um 35 Prozent aussprachen – darunter übrigens viele Länder mit großer Automobil-Industrie wie Frankreich, Italien, Spanien und Schweden. Das Europäische Parlament hatte ein Minus von 40 Prozent gefordert. Die jetzige Einigung auf einen Abbau um 37,5 Prozent passt der deutschen Regierung gar nicht.

Wie sehen die Autohersteller das?

Der Verband der Automobil-Industrie (VDA) kritisierte am Dienstag: „Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig.“ Der europäische Herstellerverband ACEA sprach von einer Regelung, die „sich zwar plausibel anhört, aber völlig unrealistisch ist“.

Was passiert, wenn ein Autobauer die Grenzwerte nicht schafft?

Dann werden tatsächlich Strafzahlungen fällig. Die Unternehmensberatung PA Consulting hat errechnet, dass beispielsweise Volkswagen eine Geldbuße von 1,4 Milliarden Euro droht, wenn man die angekündigte, künftige Modellplatte zugrunde legt. Insgesamt würden demnach acht der 13 großen europäischen Autohersteller mit Sanktionen rechnen müssen.

Enthält der Kompromiss auch eine feste Quote für Elektro-Autos?

Nein. Davon wurde abgesehen. Dennoch gibt es eine Klausel, die de facto zu einer Förderung der Fahrzeuge mit Strom führt. Dabei sollen Unternehmen, die Null- oder Niedrig-Emissionsautos in den östlichen EU-Staaten anbieten, einen Bonus bekommen. In diesen Regionen sind Fahrzeuge mit alternativen Antrieben noch gar nicht verbreitet.

Wie geht es jetzt weiter?

Diese Vorgaben gelten, nachdem sich die Vertreter der EU-Kommission, der Mitgliedstaaten und die Abgeordneten des Europäische Parlamentes geeinigt haben. Das heißt: Die Hersteller können sich ab sofort darauf einstellen, dass ihre Fahrzeuge ab den Stichtagen die Grenzwerte schaffen müssen.

 
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