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WOLFSBURG
Neue Runde im Machtkampf bei VW
reda
 |  aktualisiert: 23.04.2015 18:26 Uhr

Es sind Zutaten eines Wirtschaftskrimis, der selbst für VW-Verhältnisse außergewöhnlich spannend ist. Auf offener Bühne wird das Kräftemessen um die Führung des Konzerns kaum ausgetragen. Aber hinter den Kulissen geht es weiter. Im Mittelpunkt: die Familien Porsche und Piëch – und die berufliche Zukunft von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Der neueste Akt lief am Donnerstag. Piëch habe versucht, noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai Wege für eine Absetzung Winterkorns zu sondieren und doch noch siegreich aus der Führungskrise hervorzugehen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus zwei voneinander unabhängigen Quellen erfuhr. Auch der NDR und die „Welt“ berichteten darüber. Piëch warb danach am Mittwoch bei einer Zusammenkunft in Stuttgart um Schützenhilfe des Porsche-Clans. Die Familien Porsche und Piëch halten zusammen gut die Hälfte der Stimmen bei Europas größtem Autobauer. Piëch habe dabei auch zwei Kandidaten für Winterkorns Nachfolge ins Spiel gebracht, hieß es: Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland. Am Donnerstagnachmittag kam dann das Dementi Piëchs: „Wir haben uns letzte Woche ausgesprochen. Und uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht“, ließ der Aufsichtsratschef zunächst gegenüber der „Bild“ und anderen Medien sowie der Deutschen Presse-Agentur mitteilen.

Das ist der vorerst jüngste Höhepunkt der Auseinandersetzung im Wolfsburger Konzern, seit Piëch am 10. April via „Spiegel“ wissen ließ: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Ein Satz, der das interne Machtgefüge erschütterte und in einem Krisentreffen des inneren Führungszirkels in Salzburg mündete. Dabei scheiterte der VW-Patriarch. 1:5 hieß es nach dpa-Informationen in der Machtfrage. Am nächsten Tag teilte das sechsköpfige Gremium mit: Winterkorn sei der „bestmögliche“ Vorstandschef, sein bis Ende 2016 laufender Vertrag solle verlängert werden. Eine Schlappe für Piëch.

Ist der 78-Jährige nun mit seinem Versuch gescheitert, für eine Ablösung Winterkorns zu werben? Ist er in der inneren Führung isoliert? Kann er die Großaktionärsfamilie nicht auf seine Linie bekommen? Darauf deutet einiges hin. Denn sein Cousin Wolfgang Porsche, Sprecher der Porsche-Familie, hatte bereits die Attacke Piëchs Anfang April („Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“) als „Privatmeinung“ bezeichnet.

Und VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sowie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, beide im VW-Aufsichtsrat, betonten am Donnerstag: Es gelte der Beschluss des sechsköpfigen Aufsichtsrats-Präsidiums aus der vergangenen Woche. Piëchs Dementi wird von Beteiligten als Versuch der Schadensbegrenzung gesehen. Das Treffen am Mittwoch mit den Porsches habe stattgefunden, hieß es auch nach seinem Dementi unter Berufung auf das direkte Umfeld der Familie. Piëch sei – wie schon vor einer Woche – mit einer erneuten Intrige gegen Winterkorn gescheitert.

Sein Plan sei es gewesen, in einem ersten Schritt die Familie Porsche auf seine Seite zu ziehen. Da der erneute Machtpoker hinter den Kulissen öffentlich wurde, sei ihm nun aber nichts anderes übrig geblieben, als öffentlich zu dementieren.

Dass sich die Porsches am Ende auf Piëchs Seite schlagen könnten, war von Insidern als einziger Weg gesehen worden, doch noch einen Keil in die Allianz pro Winterkorn zu treiben. Denn der Familienclan hält die Stimmenmehrheit an Volkswagen. „Es wäre kaum denkbar, dass sich ein Vorstandschef gegen den Willen des größten Aktionärs halten ließe“, sagt einer, der in diesen Tagen nah dran ist. Die Motivation Piëchs bleibt unklar. Für seinen Bruch mit Winterkorn muss es Gründe geben. Das Krisentreffen in Salzburg kreiste um die Frage, ob Winterkorn der Richtige sei, Volkswagen in den nächsten Jahren an die Weltspitze zu führen und die nächste Saat für den Erfolg von übermorgen zu legen. Sind nun tatsächlich Piëchs Zweifel verflogen? Ist er nun nicht mehr „auf Distanz zu Winterkorn“? Am 5. Mai versammeln sich die VW-Anteilseigner auf der Hauptversammlung in Hannover – selten ist ein Aktionärstreffen mit solcher Spannung erwartet worden.

 
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