Wie geht es weiter beim Nürnberger Traditionskonzern Wöhrl? Der Modehändler befindet sich seit Monaten in der Krise, hat ab 1. Dezember nach starken Umsatzrückgängen und Verlusten eine Insolvenz in Eigenregie beantragt. Der Plan von Vorstandschef Andreas Mach sieht vor, vier der 34 Filialen zu schließen – und zwar im Nürnberger Frankencenter, in München, in Roth sowie in Berlin. 77 Jobs werden dadurch wegfallen. Zugleich will der Vorstand um Mach und Christian Gerloff acht Niederlassungen sanieren (das Stammhaus in Nürnberg sowie die Geschäfte in Würzburg, Passau, Weiden, Straubing, Landshut, Schweinfurt und Regensburg).
Keine Bestandsgarantie
Ein klares Bekenntnis zu den Häusern in Bamberg und Coburg gab es gestern während eines Pressegesprächs vom Wöhrl-Vorstandschef: „Beide Filialen laufen sehr zufriedenstellend. Sie stellen typische fränkische Häuser unseres Unternehmens dar.“ Er wünscht sich eine noch stärkere Ausrichtung an den Wünschen der Kunden. „Insgesamt müssen unsere Standorte in der Region zur Kundschaft vor Ort passen.
“ Doch eine Bestandsgarantie konnte und wollte er nicht geben: „Der Markt ist schnell geworden. Wir versuchen an allen Wöhrl-Niederlassungen eine Stabilität zu erreichen.“ Die Kunden würden der Marke auch in den gegenwärtig schweren Zeiten die Treue halten. „Wir werden im laufenden Geschäftsjahr unser Umsatzziel von 300 Millionen Euro erreichen“, so Mach. Der Manager blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Meine Zuversicht, dass Wöhrl sanierungsfähig ist und als Ganzes erhalten werden kann, ist heute größer als zu Beginn des Schutzschirmverfahrens.“
Suche nach einem Investor
Ansonsten hatten er und sein Vorstandskollege Christian Gerloff wenig Neuigkeiten zu berichten. Die Suche nach einem Investor, der frisches Kapital in das Modehaus pumpen soll, läuft weiter. Gerloff hofft, dass die Verhandlungen bis Jahresende abgeschlossen sind. Mit einer Handvoll an Interessenten werde gegenwärtig gesprochen. Läuft alles nach Plan, könnte die Insolvenz Ende Februar nach einer Einigung mit allen Gläubigern vom Tisch sein.
Was aber erwartet künftig die Kunden des Modehändlers? Billige Modeartikel oder Luxus-Fashion? Geht es nach Mach, soll vor allem die Mittelklasse bei Wöhrl einkaufen: „Wir wollen Qualität und keinen Luxus anbieten. Wir haben das Ziel, in Bezug auf die Marken, die wir im Sortiment haben, internationaler zu werden. Insgesamt müssen wir schneller werden und die Nachfrage schneller erkennen und befriedigen.“ Bei den Beschäftigten von Wöhrl bleiben aber nach Gewerkschaftsangaben die Zweifel am Erfolg des eingeschlagenen Sanierungskurses weiter bestehen. „Die Geschäftsführung hat dem Betriebsrat bisher noch kein tragfähiges Konzept vorgelegt, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll“, kritisierte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Gabriele Ziegler.
Solidaritätsaktion in Bamberg
Sie erwartet daher auch keine umfassende Lösung bis Ende November. „Auch der Wöhrl-Betriebsrat hat nicht den Eindruck, dass bereits ein Konzept vorliegt, das etwa die Kundenpräsenz stärkt und den Umsatz erhöht“, so Ziegler. Das Sanierungskonzept des Vorstands beschränke sich auf die Einsparung von Personalkosten. Aus Solidarität gegenüber den von Schließung bedrohten Niederlassungen hat der Betriebsrat der Wöhrl-Filiale in Bamberg zu einer Solidaritätsaktion eingeladen.
Am Mittwoch, 30. November, um 17 Uhr findet vor der Filiale am Maximiliansplatz eine halbstündige Mahnwache von ver.di statt.