Von F wie Flexstrom bis P wie Praktiker: 2013 war ein Jahr spektakulärer Firmenpleiten und haarscharf vermiedener Insolvenzen. Einigen bekannten Unternehmen gelang nach der Insolvenz auch ein neuer Start. Ein Überblick:
Praktiker: mit Rabatt in die Pleite. „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“: Diese Rechnung ging für Praktiker nicht auf. Zahlungsunfähig musste die drittgrößte deutsche Baumarktkette im Juli Insolvenz anmelden. Das Unternehmen habe sich ins Jenseits rabattiert, urteilten Branchenkenner. Auch Hoffnungen, zumindest die Tochtergesellschaft Max Bahr retten zu können, zerschlugen sich. Betroffen von der Pleite sind über 300 Märkte mit rund 15 000 Beschäftigten.
Flexstrom: Hunderttausende Gläubiger bangen um ihr Geld. „Verboten günstig“: Mit diesem Slogan warb der Strom- und Gashändler Flexstrom. Doch spätestens seit dem 12. April dieses Jahres hat der Werbespruch eine neue Bedeutung. Denn an diesem Tag musste das Berliner Unternehmen Insolvenz anmelden. Nach Einschätzung des Insolvenzverwalters ist es das größte Insolvenzverfahren der deutschen Geschichte. Betroffen sind rund 835 000 Kunden. Der Konzern schuldet Hunderttausenden von ihnen Geld. Meist dreistellige Beträge, die die Verbraucher als Vorauszahlung überwiesen hatten. Gut 130 000 Kunden haben laut Insolvenzverwalter bereits Forderungen angemeldet.
Loewe: Schutzschirm statt Bildschirm. Edle Fernseher zu hohen Preisen. Dieses Konzept hat den oberfränkischen Fernsehhersteller Loewe zu einer Design-Ikone gemacht. Doch gelang es dem Unternehmen aus Kronach in den vergangenen Jahren immer weniger, damit Geld zu verdienen. Der Preiskampf in der Branche und die harte Konkurrenz aus Asien sorgten für tiefrote Zahlen. Im Juli musste Loewe gerichtlichen Gläubigerschutz beantragen. Im Oktober folgte der Insolvenzantrag. Dennoch hofft der Konzern auf Rettung. Investoren seien bereit, den TV-Hersteller zu übernehmen, berichtete Loewe-Finanzvorstand Rolf Rickmeyer im November.
Conergy, Windreich und Co.: schwere Zeiten für Sonnen- und Windkraft. Der Anteil erneuerbarer Energien an der deutschen Stromerzeugung steigt und steigt. Doch bei den Herstellern von Solaranlagen herrscht Krisenstimmung. Bereits im Januar musste die Erfurter Asola Solarpower Insolvenzantrag stellen, im Juli folgte der einstige Börsenstar Conergy aus Hamburg. Die Branche leidet unter der sinkenden Förderung und der Konkurrenz aus China. Doch auch bei den Windanlagenbauern ging es stürmisch zu. Der Windpark-Entwickler Windreich musste im September Insolvenz anmelden. Auch wenn der Name der Firma nicht jedem vertraut ist, ist sie doch ein wichtiger Spieler im Geschäft mit Offshore-Windanlagen im Meer.
Solarworld: der Pleite knapp entronnen. Beinahe wäre auch bei Deutschlands größtem Solarkonzern Solarworld das Licht ausgegangen. Doch gelang es Firmengründer Frank Asbeck im August in einem Kraftakt, bei Aktionären und Gläubigern einen Schulden- und Kapitalschnitt durchzusetzen und damit dem Unternehmen erst einmal Luft zu verschaffen. Endgültig gerettet ist der früher als „Sonnenkönig“ gefeierte Unternehmer Solarworld aber noch nicht. Denn nach wie vor kämpft die Firma mit sinkenden Umsätzen und roten Zahlen. Außerdem haben mehrere Aktionäre Anfechtungsklagen gegen den Kapitalschnitt eingereicht.
Kunert: am seidenen Faden. Am seidenen Faden hing auch das Schicksal des Strumpfherstellers Kunert. Das 1907 gegründete Unternehmen musste im Frühjahr Insolvenz anmelden. Umsatzrückgänge, steigende Verluste und ein hoher Schuldenberg hatten die Firma, für die einst Hildegard Knef und Romy Schneider Reklame machten, in Schieflage gebracht. Die Rettung war der österreichische Unternehmer Erhard Grossnigg, der im September den Geschäftsbetrieb des Allgäuer Traditionsunternehmens samt der Produktionsstätten in Immenstadt und Marokko übernahm. Im Insolvenzverfahren wurde gut jede zehnte der 1000 Stellen abgebaut.
Märklin: mit Volldampf aus der Pleite. Rettung einer Spielwaren-Ikone: Vier Jahre dauerte das Insolvenzverfahren für den schwäbischen Modelleisenbahn-Hersteller Märklin. Doch seit März ist das Unternehmen wieder in der Spur. Neue Eigentümer sind Bobby-Car-Produzent Michael Sieber und dessen Sohn Florian. Sie wollen die Modelleisenbahn vom etwas angestaubten Image befreien und mit Volldampf – und billigen Einstiegsangeboten – wieder in die Kinderzimmer bringen. Nur so bekomme man den kaufkräftigen Sammler von morgen, meint Sieber.