zurück
FRANKFURT
Misstrauen unter Banken nimmt zu
dpa
 |  aktualisiert: 17.01.2012 18:15 Uhr

Das Misstrauen der Banken untereinander nimmt immer drastischere Ausmaße an: Die „Vorsichtskasse“ der Geldinstitute des Euroraums bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Dienstag erstmals über die Schwelle von 500 Milliarden Euro geklettert. Hintergrund ist die Euro-Schuldenkrise. Zuletzt parkten die Banken über Nacht die Rekordsumme von 501,93 Milliarden Euro bei der Notenbank, nach 493,27 Milliarden Euro zu Wochenbeginn. Sie nutzen die EZB als eine Art Tresor für ihre überschüssige Liquidität. Damit sind die Ein-Tages-Einlagen der Banken fast tausendmal so hoch wie im Durchschnitt des Jahres 2007 – also vor Ausbruch der ersten Finanzkrise im Zuge der Lehman-Pleite.

Zum Vergleich: Im Jahr 2007 galt es schon als ungewöhnlich, wenn die eintägigen Einlagen im einstelligen Milliardenbereich lagen. Der Höchststand hatte in dem Jahr lediglich 9,1 Milliarden Euro betragen. Im Durchschnitt lag der Wert jedoch deutlich niedriger bei 540 Millionen Euro.

In letzter Zeit hatte der Höchststand lange bei 485 Milliarden Euro gelegen, er wurde im Sommer 2010 erreicht. Diesen Rekord hatten die Einlagen dann Anfang 2012 überschritten.

Die eintägigen Einlagen der Banken bei der EZB gelten als Zeichen für das Misstrauen der Institute untereinander. Normalerweise greifen Banken kaum auf dieses sehr kurzfristige Geschäft zurück, da die Konditionen ungünstig sind. Der direkte Geldhandel zwischen den Banken funktioniert zurzeit aber nicht wie gewohnt. Grund ist das starke Engagement der Institute in Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder – man weiß nicht, welche Risiken noch in den Bilanzen der anderen schlummern und geht daher lieber auf Nummer sicher.

Der Krisenfonds EFSF trotzt unterdessen der Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S & P). Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren mit sechsmonatiger Laufzeit flossen dem Krisenfonds am Dienstag wie angestrebt 1,5 Milliarden Euro zu. Mit 0,266 Prozent bewegen sich die Zinsen sogar auf niedrigerem Niveau als die Rendite der umlaufenden Dreimonatspapiere des EFSF. Die Versteigerung der in der Vergangenheit nicht immer begehrten EFSF-Schuldverschreibungen war auch hinsichtlich des Kaufinteresses ein voller Erfolg. Die Nachfrage hätte ausgereicht, um das 3,1-Fache der Papiere am Markt zu platzieren. S & P hatte am Montagabend das langfristige Top-Rating kassiert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Europäische Zentralbank
Eurozone
Krisenfonds
Schuldenkrisen
Zentralbanken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen