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BRÜSSEL
Millionenstrafe für Bosch und Conti
Continental       -  Das Symbolfoto zeigt einen Blick in das Continental-Werk in Hannover. Die deutschen Autozulieferer Bosch und Continental sollen wegen Bildung illegaler Kartelle Millionenstrafen zahlen.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Das Symbolfoto zeigt einen Blick in das Continental-Werk in Hannover. Die deutschen Autozulieferer Bosch und Continental sollen wegen Bildung illegaler Kartelle Millionenstrafen zahlen.
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:17 Uhr

Sie trafen sich in Bars, Restaurants und in ihren Büros und sprachen Preise und Lieferbedingungen untereinander ab: Die Mitglieder jener drei Kartelle, die die Brüsseler EU-Kommission jetzt aufgebrochen hat. Wettbewerbskommissarin Vestager fällt ein Schwerpunkt auf: Häufig ist der Automobilsektor betroffen.

Wenn EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager über die konspirativen Treffen von Verkaufsleitern in noblen Etablissements spricht, fühlt man sich wie in einem schlechten Film. Und doch hat die Dänin am Mittwoch erneut solche Kreise zerschlagen und mit horrenden Millionenstrafen sanktioniert. „Die Kartelle haben den europäischen Verbrauchern geschadet und sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit ausgewirkt“, sagte sie dann doch verhältnismäßig nüchtern, als sie die Sünder anprangerte.

Im ersten Fall geht es um illegale Preisabsprachen für den Seetransport von Fahrzeugen. Das chilenische Unternehmen CSAV, die japanische „K“-Line, MOL und NYK sowie der norwegisch-schwedische Konzern WWL-EUKOR hatten zwischen Oktober 2006 und September 2012 nicht nur die Verkaufspreise untereinander abgestimmt. Man teilte auch die Kunden unter sich auf, tauschte sensible Geschäftsinformationen über Gebühren und Preisaufschläge zum Ausgleich von Währungs- oder Ölpreisschwankungen.

Das sei „keine Kleinigkeit“, hieß es in Brüssel. Denn der Kunde habe die überhöhten Preise gezahlt. Nun müssen die Unternehmen zahlen: 395 Millionen Euro hat die Kommission als Geldbuße angesetzt.

Um Zündkerzen und Bremssysteme geht es in zwei weiteren Fällen, für die Strafen von 76 und 75 Millionen Euro verhängt wurden. Bosch Deutschland sowie die beiden japanischen Unternehmen Denso und NGK hätten zwischen 2000 und 2011 den Markt regelrecht unter sich aufgeteilt. Unter anderem vereinbarten die Manager, bestehende Kunden nicht anzutasten und Belieferungsrechte zu beachten. Bosch ist auch in einem weiteren Fall involviert – zusammen mit Continental Deutschland und dem früheren US-Konzern TRW, der heute ZF TRW heißt und in der Bundesrepublik residiert. Da ging es ebenfalls um verbotene Preisabsprachen, dieses Mal bei hydraulischen Bremssystemen, die die drei zwischen Februar 2007 und März 2011 an Daimler und BMW lieferten. Dass die Käufer solcher Fahrzeuge geschädigt wurden, liegt auf der Hand.

Die Geldbuße von 75 Millionen Euro müssen allerdings Bosch und Continental alleine tragen, weil TRW – ebenso wie Denso im Zündkerzen-Fall – der Kommission bei den Ermittlungen geholfen hatte und nun in den Genuss der Kronzeugenregelung kommt. Damit gehen die beiden Unternehmen straffrei aus.

 
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